B. Referate. Anthropologie.
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vollzieht sich dieselbe zwar langsam, sie bedeutet aber für den Organismus
eine Phase übermässiger Thätigkeit, an der alle Gewebe, jedoch in ver
schiedenem Grade teilnehmen. Besonders günstig wird das Muskelgewebe
beeinflusst. Die Pubertät ist eingetreten, wenn die Schamhaare kräftig ent
wickelt und ausserdem geringelt sind, die Achselhaäre sprossen und die
Stimme mutiert. Die beiden ersten Erscheinungen pflegen mit 15 Jahren
6 Monaten, die letztere bereits mit 14 Jahren 8 Monaten einzutreten; daher
ist als Zeitpunkt der Pubertät das 15.—16. Lebensjahr (im Mittel 15 Jahr
2 Monat) anzunehmen. Um die gleiche Zeit erfährt der Halsumfang seine grösste
Zunahme, nämlich um 8 Millimeter im Semester (von 15Va—lTVs Jahren
im ganzen überhaupt 25 mm.), ebenso das Körpergewicht, nämlich 3124 gr
im halben Jahre. Es tritt weiter eine Beschleunigung des Längenwachstums
für den Hals, den Oberschenkel (Femur) und den Vorderarm (Radius) ein;
für die übrigen Knochen macht sich indessen ein verlangsamtes Wachstum
geltend, nachdem jedoch eine Periode beschleunigten Wachstums für sie
vorausgegangen ist. Dagegen zeigt sich während der Pubertät eine be
deutende Zunahme des Rumpfes und der Gliedmaassen in ihrem Umfange
(Dickenwachstum); eine Ausnahme hiervon machen nur der Brustumfang in
Höhe der Brustwarzen, der kleinste Umfang des Vorderarmes und des Beines.
Die Untersuchungen des Verfassers haben ferner dazu beigetragen, die
Grenzen des Jünglingsalters (adolescence) oder wenigstens den Beginn des
selben genauer festzusetzen (Kap. 8). Es geht aus denselben hervor, dass
dieser Termin nicht erst in die Zeit nach der Pubertät fällt, wie die alte
Auffassung der Lebensalter will, sondern vielmehr in die Zeit vor dem Auf
treten der ersten Erscheinungen, welche die Pubertät charakterisieren.
Im einzelnen auf die 129 Maasse des Körpers und seiner Teile näher
einzugehen, ist hier nicht der Ort. Es sei verwiesen auf Kapitel 2 — 6
(S. 37—179) der verdienstvollen Studie Godins, die mit vollem Recht mit
dem Prix Broca von Seiten der Pariser anthropologischen Gesellschaft ge
krönt worden ist. Buschan-Stettin.
300. Robert Lehmann-Nitsche: Tipos de cráneos y cráneos de
razas. Kevista del Museo de La Plata, 1903. Bd. XI,
S. 159—170.
Verf. sucht in diesem Aufsatze nachzuweisen, dass man nicht schlecht
weg von einem „Schädeltypus“ im allgemeinen sprechen kann; es kommt
vielmehr auf die verschiedenen Faktoren an, welche bei der Prägung der
Schädelform mitwirken; diese müssen zunächst, analytisch, isoliert betrachtet
werden, dann erst, gewissermassen synthetisch, können sie alle zusammen
genommen werden, um den „Schädeltypus“ im allgemeinen darzustellen. Es
werden nun die verschiedenen Faktoren kurz durchgesprochen, ihr Einfluss
auf die Gesamtschädelform beleuchtet, und Autoren herangezogen, welche