B. Referate. Anthropologie.
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304. H. Klaatsch: Entstehung und Entwicklung des Menschen
geschlechtes. Weltall und Menschheit, Bd. II. Berlin-
Leipzig, Deutsches Verlagshaus Bong & Co., ohne Jahreszahl.
Unter dem Titel „Weltall und Menschheit“ lässt das Deutsche Verlags
haus Bong & Co. in Berlin-Leipzig unter der Leitung von Hans Krämer
ein gross angelegtes, glänzend ausgestattetes Werk erscheinen, das aus der
Feder namhafter Fachschriftsteller in populär-wissenschaftlicher Darstellung
eine „Geschichte der Erforschung der Natur und der Verwertung der Natur
kräfte im Dienste der Völker“ bringen soll. Der uns vorliegende 2. Band
enthält drei Abhandlungen: zwei kürzere, „Die Entwicklung der Pflanzen
welt“ von Potonie (69 Seiten) und „Die Entwicklung der Tierwelt“ von
Beushausen (109 Seiten) und eine grössere Abhandlung im Umfange von
338 Seiten: „Die Entstehung und Entwicklung des Menschengeschlechtes“
aus der Feder von Hermann Klaatsch. Für die Bearbeitung des uns hier
interessierenden Themas konnte keine geeignetere Persönlichkeit gewonnen
werden, als gerade Professor Klaatsch, der die Erforschung des Menschen
in der Vorzeit und seiner in frühere Perioden der Erdgeschichte zurück
reichender Vorfahren, sowie der Beziehung der ältesten Menschenreste zu
den niederen Menschenrassen der Neuzeit sich zur Lebensaufgabe gestellt
hat und mit verschiedenen darauf bezüglichen wertvollen Untersuchungen
bereits an die Öffentlichkeit getreten ist.
Verfasser begnügt sich nicht damit, in seiner Darstellung der Ent
wicklung der Menschheit auf die Primaten zurückzugreifen, wie man dieses
bisher zumeist gethan hat, sondern den Stammbaum der Säugetiere bis an
seinen Ursprung und noch weiter hinauf zu verfolgen und einen primären
Grundtypus der wichtigsten Organe, im besonderen des Gebisses (vierhöckriger
Backzahn) und der Bewegungsorgane (5 strahlige Extremität und Gegenüber
stellung der Endglieder) ausfindig zu machen, von dem aus sich die späteren
Typen der Tierwelt und auch des Menschen ableiten lassen. Er zeigt, das
einzelne Tiergruppen, z. B. die Huftiere, Nager, Fleischfresser infolge An
passung an bestimmte Lebensbedingungen von dieser Grundform sich ent
fernten, indem sie die von den Vorfahren ererbten Eigentümlichkeiten in
der Tertiärzeit zum grossen Teile aufgaben, während andere Gruppen wieder,
z. B. zahlreiche Beuteltiere, einige Raubtiere, alle Halbaffen, die meisten
Affen und der Mensch zäher an den überkommenen Merkmalen festhielten
und längere Zeit als eine geschlossene Einheit gegenüber jenen sich früh
zeitig abzweigenden Gruppen verhielten. Zu Beginn der Tertiärzeit waren
über weite Gebiete der damaligen Kontinente niedere Säugetiere verbreitet,
die in Gliedmaassen und Gebiss Merkmale der jetzigen Halbaffen und Affen
an sich trugen; Klaatsch bezeichnet diese Stammgruppe als Primatoiden.
Aus ihr heraus spezialisierten sich die einzelnen Formenreihen, und in dem
Maasse, als sie ihre ursprünglichen Merkmale einbüssten und sich von der
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