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B. Referate. Ethnologie.
bogenem Rande. Der zweite Typus ist durch kurze Cisten mit Einzelbe
stattungen charakterisiert und die Ciste steht entweder in einem Cairn oder
einfach in der Erde ohne Überbau. In den Cisten mit unverbrannten Knochen
resten finden sich Steingeräte, manchmal solche von Bronce und Perlen,
sowie Gefässe. Auch typische Brandgräber haben sich in Arran gefunden.
Aus den älteren Gräbern stammen Reste von mehreren Individuen verschiedenen
Alters. Die Länge der Oberschenkel betrug bei einem Weibe (?) 413, bei
einem Manne (?) 447 mm. Der Index der Platymerie ist 69,8 für 8 Männer,
und 78,9 für drei Frauen. Die Platycemie betrug für 6 Männer (?) 59,8,
für drei Frauen (?) 66 mm. Die Körpergrösse überschritt bei den Männern
nicht 5 Fuss 5 Zoll und die Frauen waren kleiner als 5 Fuss. Die Schädel
sind brachycephal, verhältnismässig niedrig und orthognath; das Gesicht ist
schmal und lang. Im allgemeinen ist diese Bevölkerung gleich der von
Long Barrow. — Den jüngeren Gräbern wurden brachycephale Schädel ent
nommen (Index 81). Yerf. ist der Ansicht, dass die langschädelige Be
völkerung von Arran einer späten Periode der Steinzeit angehört und zu
einer späten Einwanderungswelle von Nordwest Frankreich gehört. Sie drang
unmittelbar durch den Sankt Georgs-Kanal und nicht über die Hauptinsel
in einer Periode, in welcher die Rundköpfe schon von Südwesten nach
Norden wanderten und wahrscheinlich in einer Zeit, welche der Kenntnis
der Metalle vorausging. Diese begegneten ihren iberischen Vorgänger in
Arran vermutlich in der Übergangszeit und begründeten dort, wie ander
wärts, eine Gruppe von Gebräuchen, welche während der Bronzezeit dauerten.
Gr. Thilenius-Breslau.
319. R. Häcker: Katalog der anthropologischen Sammlung in der
anatomischen Anstalt der Universität Tübingen. Mit einem
Vorworte von Prof. 0. Froriep. Die Anthropol. Sammlungen
Deutschlands, XVI. Braunschweig, Fr. Vieweg, 1902. 52 S.
Im Vorworte erfahren wir eingehende Daten über die von Prof. Froriep
verfasste Geschichte der anatomischen Anstalt an der im J. 1477 errichteten
Universität Tübingen. Die anatomische Sammlung umfasst im Ganzen
260 Schädel, 33 Skelette und einige Gipsabgüsse von Schädeln. Das grösste
Kontingent bilden natürlich die aus Württemberg stammenden Schädel (ca. 170).
Der kleinste Längen-Breitenindex ist bei Männern 70,83, bei Weibern 76,83;
der grösste bei Männern 93,60, bei Weibern 88,13; im Mittel beträgt er
bei Männern 82,61, bei Weibern 82,73. Der mittlere Schädelinhalt beträgt
für würtembembergische 150 Schädel beiderlei Geschlechts 1457,07 ccm.
Die würtembergischen Schädel sind brachycephal und orthocephal, leptoprosop,
hypsikonch; die Nase der Weiber ist mesorrhin, der Männer leptorrhin; der
Gaumen ist bei beiden Geschlechtern leptostaphylin. Der Längenbreiten
index der weiblichen Schädel, wenn der der männlichen sämtlich 100 be-