B. Referate. Ethnologie.
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folgende: Horizontalumfang 526, gr. Länge 186, gr. Breite 134, kl. Stirn
breite 9'6, gr. Höhe 150, Ohrhöhe 134 mm; Kopfindex 72,0. Pfeilnaht,
speziell ron der Norma occipitalis aus gesehen, erhoben; der Schädel ist
also hypsostenocephal, fast scaphocephal. Er entspricht den modernen Boto-
kudenschädeln, wie das auch der Fall ist mit den prähistorischen Schädeln
ron Lagoa Santa. Die früher in Sambaquis gefundenen Schädel sind dagegen
dolichocephal und entsprechen den heutigen Tupí oder Guarani, der be
kannten grossen Sprachgruppe.
Die Caingangues stehen, wie Verf. nebenbei bemerkt, linguistisch sehr
nahe den Guayana, beide gehören, wie die Botokuden, zur grossen Sprach
gruppe der Ges.
Auf des Verf. Hauptarbeit darf man gespannt sein; die Kraniologie
wird dadurch hoffentlich eine neue Beleuchtung erhalten. Der Wert des
Kopfindex ist ja in letzter Zeit ausserordentlich verschieden beurteilt worden.
Offenbar ist aber doch er resp. gewisse Schwankungsgruppen desselben ein
sekundäres Rassen- oder vielmehr in vorliegendem Falle Unterrassenmerkmal
und würde, wie die gesamte Kraniometrie, an Wert gewinnen, wenn für
gewisse Gebiete zunächst einmal der Nachweis erbracht wird, dass er in
der That in Korrelation steht zur sprachlichen Gruppierung. Solche Wechsel
beziehungen zwischen Körper und Psyche zu ermitteln, wird stets eine der
wichtigsten Aufgaben der Anthropologie bleiben. Vielleicht Hessen sich die
aus dem blossen Messen des Schädels festzustellenden Eigentümlichkeiten
noch besser verwerten durch Anwendung der sog. Variationsstatistik. Die
kranioskopischen Eigentümlichkeiten, die sich aus blossem Betrachten des
Schädels ergeben und vom Auge erfasst werden müssen, scheinen bei den
beiden hier in Betracht kommenden Gruppen nicht glänzend ausgeprägt zu
sein, um Unterschiede festzustellen. J)r. R. Lehmann-Nitsche-La Plata.
341. Carlos Bruch: Descripción de algunos sepulcros Calchaquis.
Resultado de las excavaciones efectuadas en Hualfin (Pro
vincia de Catamarca). Revista del Musco de La Plata, 1902.
Bd. XI, S. 11—27.
Verf. ist Entomologe am Museum zu La Plata und benutzte einen
Aufenthalt in der Provinz Catamarca, um in Hualfin einige Gräber aufzu
decken und mit dem Bleistift des Künstlers äussere und innere Form der
selben, sowie die darin gefundenen Gegenstände festzuhalten und auf einem
topographischen Plane die Ruinen der alten Ansiedelungen übersichtlich dar
zustellen. Die Gräber dieser alten Calchaquikultur zeigen drei Typen. Bei
dem ersten ist die Form oval und die Steinsetzung, welche das Grab aus
kleidet, ragt gerade noch über den Boden. Bei dem zweiten ist das Grab
rund und die Steinsetzung ragt über den Boden hinaus, um sich zu einer
an der Spitze offenen Kuppel zusammenzuschliessen. Oft umgiebt noch eine
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Intern. CeotraJblatt für Anthropologie. 1903.