B. Referate. Anthropologie.
Ethnologie.
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den Charakter der Minderwertigkeit tragen. Intellektuelle und emotive
Defekte sind häufig. Von den 22 waren 3 geistesschwach, 4 epileptisch,
3 psychisch defekt; 12 geistesgesund: von letzteren zeigten aber 5 vorüber
gehend Depressionszustände mit Suizidtendenz. Im übrigen wiesen viele
bei relativ genügender intellektueller Befähigung geringe Ausdauer und ge
ringen Grad der Denkfähigkeit, sowie Mangel an Aufmerksamkeit auf; ferner
Defekte der Willensthätigkeit, einerseits Impulse ohne Hemmung, andrerseits
hochgradige Beeinflussbarkeit und Mangel an sittlichem Fühlen, den Verf.
mit Recht mehr dem Mangel der Erziehung und dem Beispiel der UmgebuDg,
als angeborener Anlage zuschreibt. JET. Läufer-Giessen.
II. Ethnologie.
A. Allgemeines.
383 Natur und Staat. Beiträge zur naturwissenschaftlichen Ge
il. 384. sellschaftslehre. I. Philosophie der Anpassung mit besonderer
Berücksichtigung des Rechtes und des Staates von Heinrich
Matzat. Nebst einer Einleitung von Dr. H. E. Ziegler,
Prof, an der Universität Jena. Verlag v. Gustav Fischer
in Jena. 1903. 323 S. und 24 S. 8°. II. Darwinismus
und Socialwissenschaft. Von Arthur Ruppin. Verlag von
Gustav Fischer in Jena, 1903. 179 S. 8°.
Am 1. Jan. 1900 erliessen die Professoren Haeckel (Jena), Conrad
(Halle) und Fraas (Stuttgart) ein Preisausschreiben über das Thema:
„Was lernen wir aus den Prinzipien der Descendenztheorie in Bezug auf
die innerpolitische Entwickelung und Gesetzgebung der Staaten?“ Bis zu
dem festgesetzten Termin, dem 1. Dez. 1902, wurden 60 Abhandlungen,
Schriften und Bücher eingesandt, davon 44 aus Deutschland, 8 aus Öster
reich, 4 aus der Schweiz, 2 aus Russland und 2 aus Amerika. Preisge
krönt wurden 8 Arbeiten, die nun nach einander unter dem obigem Titel
„Natur und Staat“ der Öffentlichkeit übergeben werden. Bis jetzt sind
deren 2 herausgekommen; darunter jedoch noch nicht die mit dem 1. Preis
von 10000 M. ausgezeichnete Schrift von Dr. med. W. Schallmayer.
Die oben genannten erhielten zweite Preise.
Ausserhalb des Sammelwerkes erschien die Arbeit von Dr. L. Wolt-
mann, dem Herausgeber der Politisch-anthropologischen Revue, der den
ihm zuerkannten dritten Preis ablehnte und seine Arbeit zurückzog, um sie
besonders zu veröffentlichen, was bereits geschehen ist. (Sie ist im vorigen
Heft unter Nr. 315 von anderer Seite besprochen worden.)
Dem ersten der oben genannten Werke schickt Prof. Dr. H. E. Ziegler,
der bei der Durchprüfung der Arbeiten beteiligt war, eine 24 Seiten starke
Einleitung voraus, in der er über das Ergebnis des Preisausschreibens, die