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B. Referate. Urgeschichte.
beantwortet zu finden. Das ist denn auch in dem vorliegenden Werke der
Fall. Sozusagen alle bis jetzt bekannt gewordenen prähistorischen Schwerter
sind ins Auge gefasst, nach ihren Fundumständen, ihren Formen, ihrer Technik
und Ornamentik geprüft und unter einander verglichen worden, um daraus
ihre Herkunft und ihre chronologische Stellung zu fixieren. Noch sind nicht
alle Fragen bezüglich dieser Waffen beantwortet; es ist möglich, dass manche
Details, die in Naues Schwerterwerk zu einem grossen Bilde verwoben wurden,
später in eine etwas andere Beleuchtung gerückt werden, aber es ist ganz
gewiss, dass das Werk eine grosse Lücke in der urgeschichtlichen Litteratur
ausfüllt, dass es jeder mit grossem Vorteil studieren wird, besonders der
jenige, der auch etwa zwischen den Zeilen zu lesen versteht und Freude
hat an manchen kleinen, aber feinen Bemerkungen, die der Verfasser in
reicher Zahl in die grossen Züge seines Gedankenganges einzustreuen ver
standen hat. Dr. J. Heierli-Zürich.
401. A. Schliz: Der Bau vorgeschichtlicher Wohnungen (Vortrag
in der anthropolog. Sektion der 74. Versammlung deutscher
Naturforscher und Ärzte in Karlsbad). Mitteilg. d. anthrop.
Gesellsch. in Wien, 1903. Bd. XXXIII (N. F. III), S. 301
bis 320.
Für die mittlere Neckargegend lässt sich ein Bild der prähistorischen
Besiedlung von den Uranfängen bis zur Schwelle der geschichtlichen Kenntnis
entwerfen. Die grundlegende Verschiedenheit der Wohnanlagen aus ver
schiedenen Epochen berechtigt zu der Annahme, dass verschiedene Völker
mit verschiedener Kultur nacheinander hier gewohnt haben.
In der jüngeren Steinzeit bestanden zwei Siedlungsformen: friedliche
Dörfer in fruchtbarer Ebene und enggedrängte, befestigte Ansiedlungen auf
Berghöhen. Erstere sind an die Flussläufe gebunden und erinnern an die
germanischen Haufendörfer; es sind Dauersiedlungen, während die anderen
wohl nur vorübergehend benutzt wurden. Bei einem typischen Beispiele
eines Hauses der ersteren Siedlungsform erscheint der Schlafraum gegen
den Wirtschaftsraum erhöht, die Wandpfosten waren durch Reiswerk ver
bunden. Der Bewurf bestand aus Lehm, im Inneren bemerkt man Glatt
strich mit Kalk und Tünchung, ja sogar Malerei mit Wasserfarben. In der
Nähe des Wohnhauses lag ein Stall. Die zusammengehörigen Gebäude
waren wahrscheinlich durch eine Einzäunung verbunden. Im Inventar er
scheint stich- und strichverzierte Keramik mit Linearkeramik gemischt.
Die Gräber sind reihenförmig angeordnet.
In der Bronzezeit besetzen wahrhafte, viehzüchtende und handel
treibende Stämme mit beschränktem Ackenbau die Höhen. In der Nähe
mächtiger Ringwälle finden sich Erdbauten, besonders Trichtergruben. Es
sind wohl Notwohnungen. Im fruchtbaren Hügelgelände lagen Gruppen