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AM riHlELL
MONATSCHRIFT FÜR VOLKKUNDE.
Herausgegeben
von
Friedrich S. Krauss.
„Das Volktum ist der Völker Jungbrunnen.“
IV. в. II. Hft.
Bezugpreis ganzjährig: 4M. — 5 Kronen.
1893
Zu llhlands Volkliedern und Simrocks
Deutscher Mythologie.
Uhland spricht in der Abhandlung zu den alten hoch- und nieder
deutschen Volkliedern III, 123 (3. Aufl.) von dem Glauben, dass kleine
Kinder zu Bilwizen verwandelt werden. Er bemerkt dabei: „In diesen
Zügen feindseliger und gefährlicher Art treffen die Bilwize mit anderen
Unholden verschiedener Benennung zusammen, überdem wird ihr
eigener Name auch von Zauberern und Hexen gebraucht, man befindet
sich mitten in der Wildnis des Aberglaubens. Zugleich aber scheinen
noch die Anzeichen einer ursprünglich freundlichen Natur hindurch,
ein Bilwiz wird in einer mittelhochdeutschen Erzählung für gleich
bedeutend mit „ein Guter“ genommen“ usw. Die Stelle, auf die
Uhland deutet, sind unzweifelhaft die Verse 1002 ff. der unter dem
Titel Irregang und Girregar als Nr. LV in v. d. ITagens Gesamt
abenteuer gedruckten Erzählung:
er solde sin ein guoter (Hds. gutir)
und ein pilewiz gebeizen,
da von ist daz in reizen
die übelen ungehiure.
Allein Uhland irrt, wenn er meint, dass wir es hier mit dem adj.
guot, bonus zu tun haben; vielmehr bemerkt schon v. d. Hagen mit
Recht: „gutir meint Gütchen, Hausgeist, mittellat. jotticus.“ Ver
gleichen wir dazu noch die Notiz in Schmeller-Frommanns Bayer.
Wörterbuch I, 903: „Giittgen, cobalus, Kobold, Giber; Gemma gem
marum v. 1308 ]). 2“, so ist anzunehmen, dass die Anlehnung des
Namens an das adj. gut erst später stattgefunden hat. Simrock,
der in seinem Handbuche der deutschen Mythologie 3. Aull. S. 437
diese Geister, anknüpfend an die bekannte Stelle in Goethes Faust