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Jüdische Volkmediziu in östgalizien.
1) Um Schwitzen bei einem Typliuskranken liervorzurufen, wird
der Kranke mit einem schmutzigen Leintuche überdeckt, hernach legt
man Eierschalen auf alle vier Enden des Tuches. Im Verlaufe einer
halben Stunde wird der Kranke völlig vom Sohweisse überströmt
und zusehend erfolgt die Genesung.
2) Wenn ein Epilepsiebehafteter in Convulsionen gerät, so wird
das Brett des Fussbodens, auf dem der Betäubte lag, aufgerissen,
da soll sich eine Kohle finden und die wird gerieben, in Wasser auf
gelöst und dem Kranken zu trinken gereicht. Von nun an wird der
Kranke gestärkt, und die Convulsionen kehren nicht wieder.
3) Stirbt von mehreren kleinen Kindern eines, so wird es, wenn
dessen Grossmutter schon gestorben, auf deren Grab beerdigt und
das Grab mit Knoblauch bestreut. Dies soll das Sterben der über
lebenden Kinder verhindern.
4) Um jemand von einem plötzlichen Unwohlsein so rasch als
möglich zu befreien, schüttet man brennende Kohlen in ein Glas
Wasser und spricht dazu die Zauberformel: „Nicht eins; nicht zwei;
nicht drei;“ usw. bis zehn. Schwimmen dann die Kohlen auf dem
Wasser, so ist das Unwohlsein durch den Blick eines bösen Menschen
hervorgerufen worden und wird durch dies Mittel vertrieben; sinken
aber die Kohlen und bleiben sie auf dem Boden des Glases, so ist
es ein gewöhnliches Unwohlsein und kann nicht so leicht vertrieben
werden.
Stryj. Benjamin Benczer.
Eiiah, der Prophet.
Von Benjamin Wolf Schiffer.
II. Es waren einmal zwei Brüder, der eine reich, der andere
arm. Der Reiche war hartherzig, gab keine Almosen, und gewährte
dem Wanderer kein Nachtlager in seinem Hause; der arme dagegen
teilte gerne seinen Bissen mit einem noch ärmeren und nahm den
Wanderer gastlich auf. Da kam einmal ein armer Mann zum Reichen
und bat um Nachtlager, wurde aber abgewiesen. Er begab sich
hierauf zum Armen und wurde von diesem gastfreundlich aufgenommen
und bewirtet. Als er sich morgens empfahl, sagte er zum Wirt:
Ich bin Eiiah, der Prophet, und für deine Gastfreundschaft segne ich
dich, dass drei Herzenwünsche dir in Erfüllung gehen. Der Arme
hatte folgende drei Herzenwünsche: dass seine Frau einen Sohn ge
bäre — er hatte nur Töchter — dass er ein Anteil an der zukünf
tigen Welt habe, und dass er ein reicher Mann werde. Der letzte
Wunsch war derart, dass er sofort in Erfüllung gehen konnte; und
als der reiche Bruder zum Fenster hinausschaute, erblickte, er an
Stelle der bisherigen ärmlichen Hütte einen prächtigen Palast, von
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