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56. Me kenn nich kan Mensch his m’ wojnt nicht mit ehm [B. 1821].
57. As die Hähner kräien, is a Simen (Zeichen), as es wet
regenen.
58. Es is besser a Biss fin a Frand wie a Kisch fin a Sojne (Feind)
[B. 1333, 377].
59. Dort wie Udom hurischen liot nischt gepischt (wo Adam
der erste Mensch), is kein Studt (Stadt).
00. Kleine Kinder kleine Curis (Leiden). Grojse Kinder grosse
Curiss |B. 658, 659].
61. As der Rebbi hot a Kille, hot die Rebecin a Gedile (Freude),
62. Wus hei a nichtern auf der Link (Lunge), is ha a Schicker
(Besoffenen) auf der Zing.
63. A Kojmikehrer (Kaminfeger) hot fand Angemachts (Compot).
64. Er is hungerig wie dem Müllners Hund.
65. Wus mehr gehart (gewartet) mehr genährt.
66. A Ochs hot a lange Züng in kenn nicht Scliojfer (Horn)
blusen.
67. As a Naar warft a Stein in Gurten (Garten), könen ihm
10 kluge nicht aufheben.
68. As nT hot lieb Honig is men a Naar. *)
69. A Schadchen (Ehevermittler) a Badchen (Witzbold) abij a
Chasina (Hochzeit).
70. Erst gelebt, erst gestorben, trugt men schojn awek.
Blaunuintelchen, ein (leist in Mecklenburg.
Es sind mir aus der Gegend, wo die Sage vom Blaumäntelchen
spielt, neue Mitteilungen zugekommen. Bartsch (Sagen und Ge
bräuche aus Mecklenburg) erzählt, dass sich zwischen Warnemünde
und dem Dorfe Diedrichshagen auf den Wiesen an der Warnemünder
Scheide eine Frau in blauem Mantel ertränkt habe und noch jetzt
als kleiner Geist abends und nachts Vorübergehende schrecke. Fuhr
werk und Fussgänger können dort nicht von der Stelle kommen.
Dazu wird dem Mecklenburger Tageblatt am 18. Nov. aus Warne
münde geschrieben: „Bei Gelegenheit der diesjährigen Stiftungfeier
des Gewerbevereins in Wismar ist von berufener Seite in einem Fest-
vortrage ein Stück mecklenburgischen Volkglaubens behandelt worden.
Der Redner 0. Gloede besprach verschiedene erdichtete Gestalten
der Volksage. Vielen unbekannt wird die Tatsache sein, dass auch
hier ein recht sichtbares Stück der Sage vom Blaumäntelchen vor
handen ist. Nur ist in diesem Falle das sagenhafte Wesen eine weib
liche Erscheinung, die den Namen Blaumantelsch oder Blaumäntelsch
führt. Auf einem Granitblock der Westmole wurde uns vor längerer
0 Vgl. Krauss: Korallen, S. 128. Es heisst im Talmud: wer weise werden
will, esse Honig (weil Honig nahrhaft und leicht verdaulich ist), doch wer Honig
isst, um weise zu werden, ist ein Narr; denn Honigessen allein (wenn man sich
des Studiums nicht befleisst), macht nicht weise.