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dies besorgt haben, gerade wie jetzt noch die Neukommunikanten
die Gaben einsammeln. Dass dem Pfarrer die Gaben herbeigebracht
werden, hat gleichfalls seinen Grund. Die Aufnahme in den Stamm
verband war auch eine religiöse Handlung, der die Weihe durch ein
Opfer nicht wird gefehlt haben. Ganz besonders erhielt die Auf
nahme eine Weihe dadurch, dass sie auf der Malstätte vor sich ging.
Heute nimmt der Priester die Knaben bei der ersten Kommunion in
die Gemeinschaft der Erwachsenen auf, darum bringen die Kinder
ihm die Gaben, und als Anklang an das alte gemeinschaftliche Mahl
werden die Kinder von dem Pfarrer bewirtet. Diese haben sich ihr
Mahl selber zusammengeholt, — freilich nicht mehr in dem Gedanken
sich ein Mahl zu veranstalten, sondern um dem Pfarrer Gaben zu
bringen. Hieraus konnte sich dann anderwärts leicht das Recht der
Pfarrer ableiten, um jene Zeit Gaben für sich holen zu lassen, nicht
mehr durch die Neukommunikanten, sondern durch andere Personen.
Und dies ist auch wirklich so geschehen An manchen Orten lässt
der Pfarrer die Gaben durch einen Diener, den Küster, holen, und
in Köln sind es die Kapläne, welche um diese Zeit noch heutigen
Tages dem Pfarrer Gaben, d. h. Geld einsammeln. Was nun den
Namen des Brauches „Osterrohm“ — das o ist offen zu sprechen in
Rohm, wie in „offen“ — so geht dieses auf das Wort Rohm zurück,
welches Pfahl bedeutet. Anzunehmen ist, dass seit uralten Zeiten
schon dem Pfarrer das Recht zuerkannt worden ist, auch den Zehnten
von den Weinpfählen sich holen zu lassen, die ja in Königswinter als
einer Weingegend von grosser, wirtschaftlicher Bedeutung sind. Rohm
ist der Ausdruck des Volkes für Pfahl. Zum Einholen dieser Wein
pfähle mag sich dann der Pfarrer der Neukommunikanten bedient
haben, welche doch für ihn nach alter Sitte Gaben zusammenholten.
Dieser Umstand wird dem ganzen Brauche die neue Bezeichnung
„Osterrohm“ eingebracht haben.
5. Zählen, Messen, Wägen.
Von Paul S a r t o r i in Dortmund.
IIP Vielfach wird das Messen bei Krankheiten (namentlich
bei Auszehrung) vorgenommen, teils um zu erfahren, ob das Uebel
wächst oder abnimmt, teils aber auch als sympathetisches Mittel.
Wenn allerdings schon Elias und Elisa ein Kind beleben, indem sie
sich über dessen Körper „messen“, d. h. mit ihren Gliedern die
entsprechenden des Entseelten bedecken, so wollen sie dadurch wohl
nur ihre eigene Lebens- und Prophetenkraft auf den zu Heilenden
übertragen (E Kön., 17, 21; vgl. 2, 4, 34). In Böhmen aber werden
Neugeborene gemessen, und sind die Verhältnisse nicht richtig, so
sucht man durch Gebet etc. den Teufel zh verhindern dem Kinde
zu schaden, auch werden dann die bösen Geister aus dem Hause
durch Räucherungen vertrieben. Bei kranken Kindern wird über
haupt in Böhmen das Messverfahren als sympathetische Kur ange