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Volkkunde I, S. 87 und 102; Urdsbrunnen VII, S. 79; Ur-Quell III,
282. Zähne, die der Mensch später verliert, werden aufbewahrt und
ihm mit in den Sarg gegeben. Siehe Ur-Quell I, 11. Meine ver
storbene Pflegemutter trug ihre ausgefallenen Zähne stets in der
Hängetasche unter der Schürze bei sich, und die Leichenfrau gab
ihr sie auch alle mit in den Sarg. H. Volksmann.
19. Katzensporn.
Eine Umfrage von Krauss.
30. Der Staub des alten Fliegenpilzes (Agaricus muscarius)
galt in Schlesien ebenso wie die Samenfäden des Löwenzahns und
die Büschel des Schilfrohres, das Ilasenfctt den Augen verderblich.
Man erblindet durch Berührung mit den genannten Dingen.
Breslau. Oberlehrer P. Dittricli.
37. Hat jemand vor des Nachbarn Fenster oder Thür aus
Bosheit seine Notdurft verrichtet, so nimmt der Andere das ihm
Hinterlassene, hebt’s sorgfältig in ein Säckchen auf, was er mit
lauter Stecknadeln spickt und hängt’s in den Rauchfang. Der Bos
hafte aber bekommt seinen betreffenden Hinterteil so weh und so
bös, bis der Nachbar das Säckchen samt Nadeln vernichtet.
Isergebirge in Böhmen. M. B, ö s 1 e r.
38. Auch an einem Fusssteig darf man seine Notdurft nicht
verrichten, weil damit jemand dem Betreffenden etwas anthun kann.
Was aber, wusste mein Gewährsmann nicht.
Aus Stapelholm. H. Volks mann.
20. Kleine Mitteilungen.
Alter Teufclglaube. Als da sie jemant sein biest o willen abzauberen, sollen
sie etwan nicht mehr thun, als dasselbige auffs leib anruren, sprechen allein zwey
od drey wort, nachdem sic der Sathan gcleret hat, alssbald ist er selbsgegen-
wiirtig vn hat eilent sein natürlich gifft bereit, damit er das biest vergifftet, vn
glauben dan die zauberer, Hexe vn Vnholde sie habe sölchs an gerichtet, da doch
sülchs allein d’ Sathä thut, dz er sie in jhrer bössheit vn Wicheley behalten mag.
Wie mir von fromen mäneren erzelet ist, das wane die Baure in leibland [Livland]
regen nötig haben, binden sie einen Bock an einen bäum, griffelen jhn so lang dz
er schreiet vn bleret, vn alsbald reget es. Das ist nu, ein lauter Wicheley vn
Sathanisch wirc.k, wie jedermam wol abmessen kä. Lambertus Danaeus, Jacobus
Vallick, vnnd Vlricus Molitor, Von den Zauberern, Hexen, vnd Vnholden u. s. w.
(Cölln 1570.) S. 204 f. lf.
Heft 2, S. 53. Die Quelle des Berichtes von dem Streit zwischen der
Barmherzigkeit und der Wahrheit ist die alte jüdische Auslegung von
Psalm 85, 11 ff., die sich in der Genesishomilie Bereschit B,abba (deutsch von
A. Wünsche), Kap. 8, findet. Vgl. auch dort Kap. 9 über den guten Tod.
Der Streit zwischen der Wahrheit und der Barmherzigkeit über den
Menschen findet sich auch in dem c. 1175 verfassten deutschen Gedichte „Das
Anegenge“ (der Anfang), das die ersten Geschichten des Genesis behandelt. Als
Quelle wird von Piper (Kürschner I). N. L., Bd. III, vol. 1, p. 241) und Golther (ebd.