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io. Tierstimmen.
Eine Umfrage von Dr. A. Br unk.
II. I. Abraham a St. Clara, Judas der Erzschelm,
zweite Lindauer Auflage, 7 Bände, Lindau 1872.
Bd. I, S. 424 : Etliche gemeine Leut seynd schon des einfältigen
Wahns, dass sie beständig darvor halten, sie verstehen der Vögel
ihr Gesang, sprechend: der Raab singt nit anderst, als Dalk, Dalk,
Dalk; der Ammerling singe: Edl, Edl, Edl bin ich; 1 ) der Gim
pel singe nit anders als: wie du, wie du, wie du; die Maisen
singt nit anders als: Zuckersüss, Zuckersüss, gut, gut, gut,
Zuckersüss, Zuckersüss; der Spatz aber auf dem Dach singe
immerzu: Dieb, Dieb, Dieb.
Bd. 3, S. 473 f. : Der Ammerling ist unter den Vögeln einer
aus den stolzesten ... er residirt [im Sommer] gemeiniglich bey den
Land-Strassen, damit nur alle Vorbeyreisende seine Person mögen
anschauen, ja, sobald jemand seinen Weg vorbey nimmt, alsdann
schwinget sich dieser stolze Gesell ganz schnell auf einen hohen
Baum und wiederholt allda sein hochmüthiges Gesang und Liedl :
Edel, edel bin ich, edel, edel bin ich. Aber lass . . . den rauhen
Winter herzu kommen . . . sodann bleibt der stolze Ammerling mit
seiner Mutetten wohl aus, er singt nit mehr: edel, edel bin ich,
sondern er hocket dem Bauern vor die Thür, ... er spaziert vor
der Scheuer und singt: Vetter, Vetter. (Vgl. die ganz ähnliche
Stelle Bd. 5, S. 383.)
Bd. 1, S. 311. Hier sagt Abraham a. St. Clara von dem Ge
schrei der Frösche: „so viel man den Text ihres liederlichen Lieds
versteht, so quacketzen sie nicht anders, als: gib Acht, gib Acht,
gib Acht!“
2. Léon Pineau teilt in seiner Sammlung „Le Folk-Lore du
Poitou“, Par. 1892, S 515 ff. eine Reihe im Volksmunde vorkom
mender Nachahmungen von Vogelstimmen mit und verweist auf andere
Aufzeichnungen dieser Art in französischen Werken.
München. Anton Englert.
3. Die Goldammer (in Holstein Gehlgöschen, in Schleswig
Gehlgos genannt) singt: „Lick lick lick Schit, is ’ne diire Tid!“ oder
auch: „Lick lick lick Schüh, de Bochder is düh!“ Im sächsischen
Voigtlande ruft die Henne, wenn sie gelegt hat: „Ich bin Soldat,
ich bin Soldat!“ und der Hahn entgegnet darauf: „Tauch dich hi
(ducke dich hin), ich bin Korporal!“ Bei Tagesanbruch ruft der
frühe Vogel: „Mein Herr ist viel schuldig!“ Hernach kommt die
Trommeltaube mit ihrem Geschrei: „Wird’s schon bezahlen, wird’s
schon bezahlen, wird’s schon bezahlen!“ Den Reigen schliesst das
Schaf, welches blökt: „Nimmermeh, nimmermeh!“ Der Gimpel
singt: „Wie ein Schubkarren, der nicht eingeschmiert ist.“ Der sog.
fl Vgl. Simrock, Kinderbuch, 2. Aufl., Nr. 705.