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Durch gütige Mitteilung Herrn Dr. Johann Janko’s, Direktor des
Ethnologischen Museums in Buda-Pesth, geht aus dem ungarisch er
schienenen Werke (»Von den Gefilden der nordischen Vogelberge«, Her
ausgeber Otto Hermann) eine Übersetzung zu, das archaistische Über
lebsei einer beim Walfischfang fortgebrauchten Armbrust betreffend, und
findet sich weiteres darüber in der norwegischen Zeitschrift »Naturen«,
1887 (S. 1) und 1889 (S. 161).
Das ethnologische Museum zu Buda-Pesth besitzt eine umfangreiche
Sammlung von Fischereigeräten, und darunter ist auch diese Armbrust
vertreten, worüber die übersandte Zuschrift das Folgende besagt:
»In die zu dem Distrikte Bergen gehörige Skopsväg-Bueht pflegt sich
je ein Zwerg-Wal in Intervallen von 2—3 Jahren zu verirren, und
geschieht dies, so spielt sich eine Scene ab, die wahrhaftig nur eine
Neubelebung des prähistorischen Walfanges ist.
»Fassen wir zuerst den Lokalaugenschein. Die Bucht trägt echt
norwegischen Landschaftscharakter, ihr Ende stösst an ein mächtiges
Urgebirge, deren Schichtungen sich schon längst ihrer Plüllen entledigt
und nun nackt zum Himmel starren. Am Übergange der Bergfüsse
entstand eine Lokalität aus lauter gesprengten Kieseln und Steinen be
stehend, die eventuell von der zurückweichenden Gletscherperiode in
diesen Schlund zusammengepfropft wurden: dies ist die »heilige Stätte«,
an der nicht gerauft werden darf; dieselbe dient aber zugleich auch als
Landungsplatz der Zillen. Die Mündung der Bucht ist schmal und mit
Kähnen leicht verschliessbar, eben deshalb ist dieselbe auch zur Ver
folgung des in die Falle geratenen Wales besonders geeignet.
»Zeigt sich in der Bucht ein Wal, so wird sie von den Fischern, die
selben zuerst wahrgenommen haben, verschlossen und dann erst benach-
richtigt man hiervon auch die Fischer der Umgebung. Kommt eine solche
Nachricht, so ergreift Mann für Mann Armbrust und Pfeile, steigt in
seine Zille und rudert nach Leibeskräften bei Nacht und Nebel an den
bezeichneten Ort, unterwegs auch die älteren aufnehmend, die an der
»Heiligen Stätte« zu thun haben werden.
»Der Kolben der Armbrust besteht aus zwei Hälften, auf der einen
befindet sich die Pfeilrinne und die Spannrune, in welche die Bogensehne
gelegt wird — von der anderen, der unteren Hälfte, die in einem
primitiven rechten Winkel bewegbar ist, greift ein Hahn zur Spannrune
hinüber, dass er von dort die Sehne hinausdrücke — dieser Hahn ist
also analog mit dem Hahne am Feuergewehr. Am Kopfe des Kolbens
halten den Bogen Knebelschnüre fest, weiter unten streckt sich eine
Leiste in die Quere an beiden Seiten des Kolbens, auf welche sich das
Spannholz stützt, um die Bogensehne in die Spannrune hineinzuschieben.