25 — Die Chamorro. Eine Geschichte und Ethnographie der Marianen. Von G. Fritz, Bezirkshauptmann in Saipani). V orbemerkung. Von dem einst so zahlreichen Marianenvolk sind heute nur noch spärliche Beste vorhanden; und auch diese sind zum grössten Teil ver mischt mit fremdem Blut (mit Spaniern, Tagalen). Der fanatische Eifer der spanischen Mönche hat die alten Gebräuche verbannt, fremde Zu wanderung neue Sitten ins Land gebracht. Indessen: während der 200 jährigen Brachzeit spanischer Herrschaft sind die Wurzeln des alten Volkstums wieder ausgeschlagen, es erwies sich auf dem heimischen Boden stärker als die ihm wesensfremde europäische Kultur. Wir gewahren überall in Sitten und Anschauungen die Triebe des alten Stammes, auf die ein äusserliches Christentum nur künstlich aufgepfropft ist. ’) Herr Fritz hat mit vielem Fleisse und liebevoller Sorgfalt eine ethnographische Sammlung angelegt, die in ihrer Reichhaltigkeit eine Zierde unseres Museums bildet. Dazu gehörte auch die nachfolgende Arbeit, die wohl fast alles enthält, was über die Chamorro von ihm und von anderen beobachtet worden ist. Von der Direktion des Museums wurde mir der Auftrag, das mit zahlreichen Zeichnungen ausgestattete Manu skript druckfertig zu machen. An den von Fritz benutzten Arbeiten (siehe die Anmerkung auf Seite 26) hat er auf Grund eigener Beobachtungen sachgemässe Kritik geübt. Für die Sorgfalt seiner Beobachtungen spricht der Umstand, dass das mit prächtigen Ab bildungen ausgestattete Werk von Freycinet, Voyage autour du monde, (1817—1820 entrepris par ordre du roi. Paris 1828. Historique, tome premier, deuxième partie und Atlas historique, Paris 1825), welches ebenso wie die von Freycinet nicht unab hängige „Océanie“ de Rienzi’s, ihm nicht zugänglich war, auf Grund ähnlicher Beobach tungen zu gleichen, bezw. ähnlichen Resultaten kommt. Viele seiner Citate aus Le Gobien’s Histoire des lies Marianes u. a. sind schon im 5. Band von Gerland-Waitz’ Anthropologie verarbeitet, wurden aber hier, als zum Verständnis wesentlich, beibehalten. Die Abbil dungen habe ich z. T. nach den Skizzen von Herrn Fritz, z. T. nach den im könig lichen Museum befindlichen Originalen gezeichnet. Das Nähere ist aus den Erklärungen zu den Tafeln zu ersehen. Die essbaren Conchylien hat Herr Geheimrat v. Martens, die Arzeneipflanzen Herr Prof. Volkens zu bestimmen die Güte gehabt, wofür beiden Herren auch an dieser Stelle zu danken ist. i. A. Rudolf Hermann.