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Gottesgerichte werden selten abgehalten, man bedient sich dazu der
Rinde des »ellong« (Erythrophloeum guineense) als Aufguss. Bei Diebstahl
resp. Ableugnen eines solchen steckt der Medizinmann ein Samenkorn von
Ocimum gratissimum oder einen Schlangenzahn ins untere Augenlid.
Kriege.
Kriege haben die Mabea wohl früher zu ihrer Verteidigung geführt,
grosse Heldentaten scheinen sie jedoch nicht vollführt zu haben. Sie
werden sich wohl bloss auf Einäschern von Weilern und Töten einiger
Personen beschränkt haben, denn der Mabea ist Menschen gegenüber
feige, wenn er weiss, dass die Gegenpartei stärker ist. Andern Gefahren
gegenüber scheint er es jedoch nicht zu sein, ich hatte öfters Gelegenheit,
dies auf der Jagd als auch auf dem Wasser zu beobachten. Ihre Be
waffnung im Kriege ist das Gewehr und das haarscharfe Haumesser.
Als die Buli 1898 und 1900 hier in der Nähe und nach der Küste
zu einen bewaffneten Vorstoss (Raubzug) unternahmen, arbeiteten meine
Mabea in der Farm stets mit Gewehr und stellten Posten aus, freilich
hatten sie gut Hierbleiben, erstens war genügend Munition vorhanden,
und zweitens hatten die Buli wohl die Absicht, zogen es aber vor, davon
abzusehen. Ausser den Mabea waren noch über Nacht 200 Bakoko mit
Plaumessern auf dem Hofe. Die Mabea hatten aber trotzdem ihre Wohn
stätten verlassen und ihre Habseligkeiten in Sicherheit gebracht. Der
Raubzug richtete sich besonders gegen die hinter Gross Batanga sitzenden
Mabea, Babuko und Banoko. Ausserdem bot sich eine gute Gelegenheit,
die Faktoreien der Weissen zu berauben. Krieg mit den Weissen hatten
eben diese Mabea im Jahre 1892. Als Kriegsentschädigung mussten sie
den Weg im Urwald zwischen Kribi und Bipindi ausschlagen. Sonst
haben sie keinerlei Rencontre mit den Weissen gehabt.
Tänze und Vergnügungen.
Die Mabea lieben Tanz und Gesang. Man kennt mancherlei ver
schieden benannte Tänze. Alle gipfeln in Bewegungen der Glieder und
Muskeln, die teils auf einer Stelle, teils im Kreise ausgeführt werden
und sich durch ihre obscöne Natur auszeichnen, ob die Tänzer nun
Männer oder Frauen sind. Die Tänze werden mit Händeklatschen und
Gesang begleitet; natürlich fehlen die Trommeln nicht. Zur Zeit des
Vollmondes tanzen sie oft die ganze Nacht. Bei Ankunft einer neuen
Frau, nach Abschluss eines guten Geschäftes oder nach erhaltenem Kredit
beim Weissen, wenn obendrein ihr Lieblingsgetränk Rum oder Gin vor
handen ist, dauern die Tänze oft mehrere Tage. Öfters veranstaltet inan
auch Ringkämpfe, die tagelang zuvor schon angekündigt werden. In