Tribus: Tribus, 23.1974

Tribus, 23.1974

Bibliographic Data

Journal

Structure Type:: Journal

Works URN (URL):: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:kobv:11-714817

URN:: urn:nbn:de:kobv:11-714817

Persistent identifier:: BV044415258

Title:: Tribus

Sub Title:: Jahrbuch des Linden-Museums

ISSN:: 0082-6413

Place of Publication:: Stuttgart

Publisher:: Linden-Museum

Year of Publication:: 1953

Collection:: Journals and Newspapers > Journals of Ethnology

Domain:: Social and cultural anthropology > General overview

Journal Volume

Structure Type:: Journal Volume

Works URN (URL):: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:kobv:11-711733

URN:: urn:nbn:de:kobv:11-711733

Persistent identifier:: 1509019026143

Title:: Tribus, 23.1974

Year of Publication:: 1974

Call Number:: LA 6621

Collection:: Journals and Newspapers > Journals of Ethnology

Journal Issue

Structure Type:: Journal Issue

Title:: Bd. 23.1974

Collection:: Journals and Newspapers > Journals of Ethnology

Journal Review

Structure Type:: Journal Review

Title:: Annemarie Schweeger-Hefel und Wilhelm Staude: Die Kurumba von Lurum. Monographie eines Volkes aus Obervolta (Westafrika)

Other person:: Zwernemann, Jürgen

Collection:: Journals and Newspapers > Journals of Ethnology

236 Buchbesprechungen lings); c) der Hangar, dessen Mittclpfosten traditionell weiblich oder bisexuell ist. Er staunt ist der Rezensent über die Zuordnung rechts = weiblich und links = männlich (vgl. S. 215 ff.). Das widerspricht genau dem be kannten und weltweit verbreiteten Schema rechts = männlich und links = weiblich, das übrigens auch z. B. bei den Bambara gilt. (Vgl. hierzu die Zusammenfassung bei H. Baumann, Das doppelte Geschlecht, Berlin 1955, S. 293 —310.) Interessant wäre In diesem Zusam menhang eine Überprüfung der Frage, welche Hand die Kurumba als männlich ansehen, welche als weiblich. Der Abschnitt „Lebensraum“ ist in die Ka pitel Dorf, Gehöft, Haus und Speicher unter teilt. Hier fließen sinnvoll crgologische, tech nologische und soziologische Aspekte ineinan der. Die Mauerbauweise mit ancinanderge- drückten Erdkugeln wird als den Kurumba eigentümlich bezeichnet. Es fragt sich aber, ob das nicht eine der bei Voltavölkern über haupt weitest verbreiteten Bautechniken ist. In dieser Technik errichten z. B. Kasena, Nu- na, Nankana und Moba ihre Gehöfte, wenn sie traditionelle Bautechniken anwenden. Ka sena und Nankana kennen übrigens dieselben Haustypen wie die Kurumba. Die Verfasser sind der Meinung, daß die älteste Hausform der Kurumba das Rundhaus mit Flachdach ist. Das Kegelhaus ist eine jüngere Hausform und das Kastenhaus aus luftgetrockneten Ziegeln die jüngste (S. 240). Zu demselben Ergebnis kamen K. Dittmer und der Rezensent für die Kasena. Ob die aus Erdklumpen geformte Mauer von einer Bauweise herzuleiten ist, die mit Stein arbeitete, wie die Verfasser meinen, müßte wohl noch eingehend untersucht wer den. Der Abschnitt „Mensch und Gemeinschaft“ umfaßt die Kapitel „Lebenslauf“ und „Frau“. Hier hätte man sich auch ein Kapitel über den Mann gewünscht. Denn analog zum Kapitel über die Frau wären etwa Darlegungen über die Position des Mannes in Familie, Lineage, Sippe usw., seine Beziehungen zur Familie der Frau und deren Mitgliedern (hierzu finden sich einige Angaben in den Passagen über Hei ratsformen, Ehe, Eltern- und Schwiegcreltern- scheu etc.), seine Stellung als Rechtsperson usw. interessant gewesen. Vor allem vermißt man aber in diesem Abschnitt eine Darstellung der Familie, der Lineage, der Sippe. Beson ders hervorzuheben sind dagegen die hervor ragend informativen Passagen über Geburt, Kleinkind, Krankenpflege usf. Dort wie im Kapitel über die Frau macht sich sehr positiv bemerkbar, daß eine Kollegin an der For schung beteiligt war. Unter der Hauptüberschrift „Mensch und Wirtschaft“ bringen die Verfasser die Kapitel Bodenrecht, Feldbau und Feldarbeit, Viehhal tung, Nahrung, Handwerk, Lohngewerbe, Emigration. Aus der Menge der Informatio nen sei die gelungene Interpretation der Sym bolik des Feldbaus herausgehoben (S. 317 ff.; vgl. hierzu den Aufsatz der Verfasser in Pai- deuma, Band XIII, 1967, S. 164—179). Der Feldbau wird symbolhaft als Zeugung (Saat) und Geburt (Ernte) des Hirsekindes erläutert. Der Mann nimmt durch die Saat den Zeu gungsakt mit der Erd-Frau vor. Die Bezie hung des Bebauers zum Boden, d. h. zur Erd- Frau, ist eine ehegleiche Verbindung. Die Menschenkinder des Pflanzers sind damit logi scherweise Halbgcschwister des Hirsekindes. Da ein Sohn nach dem Tode seines Vaters eine Frau des Verstorbenen zur Ehe nehmen darf, sofern sie nicht seine leibliche Mutter ist, kann auch die ehegleiche Verbindung mit der Erde in der Familie permanent fortgesetzt werden. Dem Rezensenten stellt sich bei diesem Ver gleich die Frage, was geschieht, wenn der Sohn bereits vor dem Tode seines Vaters auf dessen Feldern sät? Das ist m. E. keine hypo thetische Frage, sondern der Fall tritt oft ein. Will man der Interpretation der Verfasser folgen, so bedeutet die Saat auf den Feldern des Vaters zu dessen Lebzeiten (und fraglos nur auf dessen Geheiß!), daß der Sohn mit einer Frau (in diesem Fall der Erd-Frau) des Vaters intim ist. Solche Beziehung ist aber — auch nach Angaben der Verfasser — unzuläs sig, solange der Vater lebt. Ein gewisser Wi derspruch zur Interpretation der Symbolik des Feldbaus mag nach Meinung des Rezensenten auch in der Angabe liegen, daß „jeder Mann der Familie gewissermaßen als Substitut seines Urahnen dieselbe Frau beschläft und befruch tet“ (S. 322). Als weitere besonders bemerkenswerte Pas sagen dieses Abschnittes seien die Aufzeich nung der Nahrung, und zwar Mahlzeit für Mahlzeit über mehrere Tage hinweg (S. 336 ff.), sowie die Arbeitsprotokolle von zwei Schmieden über 13 Tage (S. 386 ff.) hervorge hoben.

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