Tribus: Tribus, 23.1974

Tribus, 23.1974

Bibliographic Data

Journal

Structure Type:: Journal

Works URN (URL):: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:kobv:11-714817

URN:: urn:nbn:de:kobv:11-714817

Persistent identifier:: BV044415258

Title:: Tribus

Sub Title:: Jahrbuch des Linden-Museums

ISSN:: 0082-6413

Place of Publication:: Stuttgart

Publisher:: Linden-Museum

Year of Publication:: 1953

Collection:: Journals and Newspapers > Journals of Ethnology

Domain:: Social and cultural anthropology > General overview

Journal Volume

Structure Type:: Journal Volume

Works URN (URL):: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:kobv:11-711733

URN:: urn:nbn:de:kobv:11-711733

Persistent identifier:: 1509019026143

Title:: Tribus, 23.1974

Year of Publication:: 1974

Call Number:: LA 6621

Collection:: Journals and Newspapers > Journals of Ethnology

Journal Issue

Structure Type:: Journal Issue

Title:: Bd. 23.1974

Collection:: Journals and Newspapers > Journals of Ethnology

Journal Review

Structure Type:: Journal Review

Title:: Wilfried Westphal: Exogener soziokultureller Wandel bei den Lakandonen (Mexiko) - Eine Studie zur Problematik der nationalen Integration in den Entwicklungsländern (Beiträge zur mittelamerikanischen Völkerkunde, XII)

Other person:: Hartmann, Jörg

Collection:: Journals and Newspapers > Journals of Ethnology

Buchbesprechungen 251 sieht Erdheim in der „Transformation der segmentären Gesellschaftsform in die der Klas sengesellschaft“ der Azteken (S. 19). Die her ausgearbeiteten Bewußtseinstatsachen werden unter Zuhilfenahme altaztekischer Gesänge und den in ihnen enthaltenen Metaphern („Blume“ und „Gesang“) eingesetzt, „um die intentionalen Zusammenhänge, in die die Mexikaner das Prestige stellten, aufzuspü ren“ (S. 45). Sodann wird mit den vom Ver fasser entwickelten Begriffen das Selbstver ständnis des aztekischcn Kriegers rekonstru iert, sein Bewußtseinshorizont abgesteckt. Nachdem so die subjektiven Faktoren auf- gedeckt sind, kommt Erdheim auf die ob jektiven Momente des Prestiges zu sprechen, d. h. auf die Verbindungslinien zwischen Pre stige und dem Konsens sowie der Gewalt innerhalb der Aztckengesellschaft. Die den Azteken unbewußten Funktionen läßt er an hand der Geschichte der konfliktreichen Be ziehungen zwischen Kriegern und Kaufleuten sichtbar werden. Er verfolgt insbesondere die in mehreren Phasen ablaufende Entwicklung zur Klassengesellschaft, wobei es ihm vor al lem um die Bedeutung des Prestiges für die Wirtschaft zu tun ist, denn — so nach der materialistischen Geschichtsauffassung des Marxismus — „die Wirksamkeit des Prestiges innerhalb der Kultur läßt sich nur von deren Basis her genauer einschätzen“ (S. 45). Der Leser wird von den intentionalen Zusammen hängen, in die die Mexikaner das Prestige stellten, zu den das mexikanische Bewußtsein bedingenden objektiven Tatbeständen geführt, um so, das ist die Hoffnung des Verfassers, das Verhältnis zwischen Prestige und Kultur wandel bzw. Geschichte zu erkennen. Der Rezensent hat die darüber hinaus gehende Hoffnung, daß der Leser dieser Be sprechung, die inhaltlich und stilistisch dem Text des Buches folgt, einen gewissen Ein druck von der Bedeutung der vorliegenden verdienstvollen Arbeit Erdmanns gewonnen hat, und daß — die eventuelle Kleinlichkeit sei verziehen — der Verlag bei den in Zu kunft erscheinenden Ausgaben der Reihe die teilweise als störend empfundenen orthogra phischen Fehler ausmerzen sowie die Seiten angaben im Inhaltsverzeichnis in Überein stimmung mit den tatsächlichen Seiten im Buch bringen möge. Axel Schulzc-Thulin WILFRIED WEST PH AL: Exogener soziokultureller Wandel bei den Lakandonen (Mexiko) — Eine Studie zur Problematik der nationalen Integration in den Entwicklungsländern. Hamburg: Ham- burgisches Museum für Völkerkunde. Im Kommissionsverlag Klaus Renner, Mün chen. 1973. 379 S., zahlr. Tab. u. Diagr., 1 Kt. i. T. (Beiträge zur mittelamerikani schen Völkerkunde, XII). „Der erste ethnographische Feldforscher war Herodot. Der Fcldforscher der Zukunft wird im Dienste der UNESCO stehen. Der eine sammelte Kuriositäten zur Unterhal tung seines Volkes, der andere wird In formationen sammeln zum Nutzen ande rer Völker. Bis zur Erkenntnis dieser Ver pflichtung mußten zweieinhalbtausend Jahre vergehen“ (S. 23). Dies Zitat aus der auf der Grundlage eines Feldaufenthaltes Im Jahre 1968 in der Selva Lacandona im östlichen Chiapas/Mexiko entstandenen Dissertation setzt den Rahmen und ist gleichzeitig auch Anspruch, an dem die Arbeit zu messen ist. Der Autor wendet sich damit auch gegen eine häufig gerade in der Bundesrepublik noch immer eher kulturhistorisch ausgerich tete Völkerkunde und gegen eine bestenfalls im Sinne einer ,Urgent Anthropology' an aktuellen Problemen interessierte Ethnogra phie. Er belegt die Unzufriedenheit einer jüngeren Generation von Ethnologen und Ethnologie-Studenten mit dem Widerspruch zwischen einer reinen kulturwissenschaftlichen Forschungspraxis, die — um es sehr böse und überspitzt auszudrücken — nur daran inter essiert ist, Ihr Raritätenkabinett zu vervoll ständigen, und dem Ruf nach einer engagiert- kritischen Sozialwissenschaft. (Hierzu beson ders die Einleitung S. 13 ff. und die English Summary S. 247 ff.) Der direkte Kontakt mit der konkreten Situation der ,Entwicklungs‘-Gesellschaften während eines Feldaufenthaltes und die Er fahrung der aktuellen Not nährt diese Un zufriedenheit. Doch ist sie, wie das vorlie gende Buch zeigt, auch fruchtbar, und sie wäre für die Ausbildung eines Ethnologen eigentlich sogar ein Muß, will er nicht Ge fahr laufen, etwa blutleerer Kulturologie zu verfallen (S. 28—31).

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