Tribus: Tribus, 23.1974

Tribus, 23.1974

Bibliographic Data

Journal

Structure Type:: Journal

Works URN (URL):: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:kobv:11-714817

URN:: urn:nbn:de:kobv:11-714817

Persistent identifier:: BV044415258

Title:: Tribus

Sub Title:: Jahrbuch des Linden-Museums

ISSN:: 0082-6413

Place of Publication:: Stuttgart

Publisher:: Linden-Museum

Year of Publication:: 1953

Collection:: Journals and Newspapers > Journals of Ethnology

Domain:: Social and cultural anthropology > General overview

Journal Volume

Structure Type:: Journal Volume

Works URN (URL):: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:kobv:11-711733

URN:: urn:nbn:de:kobv:11-711733

Persistent identifier:: 1509019026143

Title:: Tribus, 23.1974

Year of Publication:: 1974

Call Number:: LA 6621

Collection:: Journals and Newspapers > Journals of Ethnology

Journal Issue

Structure Type:: Journal Issue

Title:: Bd. 23.1974

Collection:: Journals and Newspapers > Journals of Ethnology

Journal Review

Structure Type:: Journal Review

Title:: Horst H. Figge: Geisterkult, Besessenheit und Magie in der Umbanda-Religion Brasiliens

Other person:: Bonin, Werner F.

Collection:: Journals and Newspapers > Journals of Ethnology

258 Buchbesprechungen eigenen Kultur übereinstimmt und unabhän gig von der Außenwelt ist. Im 7. Kapitel zeigt uns der Autor die Vor aussetzungen und Mechanismen dieses Sy stems. Dargestellt werden zunächst jene Eigenschaften, aus denen Reputation abzu leiten ist: Männlichkeit im allgemeinsten Sinne, Virilität, künstlerische Begabung, Trinkstärke, Kampfesmut, Zauberkenntnisse, bestimmte Beschäftigungen und Berufe. Ein wichtiges Regulativ für die Stabilität der Reputation ist der Klatsch in ganz bestimm ter, semi-institutionalisierter Form. Reputa tion und Ansehen sind letztlich aber keine Sachen um ihrer selbst willen; sie benöti gen ein Echo, eine Gruppe, die mit Respekt darauf reagiert. Hier gelingt Wilson die Aufdeckung eines wichtigen Faktors für die Stabilisierung antillianischer Gesellschaften, das sind die Männergruppen, die er ,crews“ nennt. Nachdem er sie von anderen bekann ten Gruppenarten absetzt, wie peer group, gang, clique oder cell, beschreibt der Autor ihre wichtigsten Erscheinungsformen und Funktionen und setzt sie in Beziehung zu den individuellen männlichen sozialen Be zugstypen des compadre und primo. Dann werden die ,crews‘ in den verschiedenen Klassen, Altersstufen und anderen karibi schen Gesellschaften diskutiert. Im 8. Kapitel vergleicht der Autor seine Beobachtungen mit den bisher bekannten Fakten aus anderen Gebieten der Antillen, und im abschließenden 9. Kapitel bietet er eine Zusammenfassung seiner Thesen in Ge stalt polemischer Forderungen für einen Wan del der karibischen Gesellschaft aus ihren eigenen Traditionen, statt der nachträglichen Verherrlichung und Verewigung von Idea len der vergangenen Kolonialepoche. Das Buch ist ungemein lesenswert, nicht nur weil der Autor auf weiten Strecken seine Freunde In voller Länge mit Ihren eigenen Ideen und Problemen zu Worte kommen läßt; es bietet auch Stoff zum Nachdenken für man chen Anthropologen, der darin auf unver hoffte Weise einen Spiegel vorgehalten be kommt, in dem er sich nach Entdeckungen jagen sicht, die er eigentlich in seiner Schmetterlingsbüchse von zuhause mitge bracht hat. Alfons M. Dauer HORST H. FIGGE: Geisterkult, Besessenheit und Magie in der Umbanda-Religion Brasiliens. Freiburg/ München: Verlag Karl Alber. 1973. 340 S., 55 Abb. a. Taf. ISBN 3 493 47274 6. Die Umbanda kann nicht als Sekte (Sekte von was?) angesprochen werden; sie ist eine (synkretistische) Religion, nach den Spiriti sten die größte nichtkatholische Brasiliens. Millionen Brasilianer aller Schichten — vor allem aber der urbanisierungsbedingt aufstre benden Mittelschichten —, Rassen und Be kenntnisse haben zu ihr gefunden. Besessen heit, einigen Autoren archaisches Indiz, ist ein Charakteristikum dieser Religion, und nach Figge sind Phänomene wie sie Ursache des „explosionsartigen Wachstums“ der Um banda. Einzige Autorität in Kultpraxis und Glaubensinhalt bilden in ihr die inkorporier ten Geister. Die vorliegende Arbeit, Dissertation eines Freiburger Psychologen, liefert qualitative Deskription und verstehende Deutung — zu mindest für den Bereich der Besessenheit, lei der nur in geringerem Umfang für die Magie im allgemeinen Verstehen (hier wird Magie für die Umbanda mit Religionsübung gleich gesetzt; und so gesehen ist der Magie ein be trächtlicher Teil des Buches gewidmet). Der Autor betrieb vom April 1969 bis zum Juni 1970 Feldarbeit auf der Governador- insel (Stadtteil von Rio de Janeiro). Hier lokalisierte er auf rund 15 qkm 29 von ver muteten 32 Kultgruppen. Ergänzt wurde die Arbeit durch vergleichende Untersuchungen in anderen Landesteilcn. Figges Ziel war, die „Echtheit“ der behaupteten „Grenzphäno mene“ zu prüfen und gegebenenfalls zu deu ten (und nicht das Fortleben afrikanischer Kulte in einer neuen Welt o. ä.). Figge cha rakterisiert die Umbanda als „außerkirch liche Konsolidierung des brasilianischen Volks katholizismus in den vakant gewordenen Formen ehemals afrobrasilianischer Sekten“. Ihre Träger, betont er, sind keine „Wilden“; sie benützen beispielsweise ihr Radio, sie le sen, selbst Bücher über ihre Religion. Aufgrund der heterogenen Quellen Katho lizismus, europäischer Volksglaube, indiani sche Religion, Spiritismus und anderes mehr lehnt Figge „afrobrasilianisch“ als Etikett ab. Zurecht verweist er darauf, daß nicht alle

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