Anthropos: Anthropos, 96.2001

Anthropos, 96.2001

Bibliographische Daten

Zeitschrift

Strukturtyp:: Zeitschrift

Werks-URN (URL):: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:kobv:11-714820

URN:: urn:nbn:de:kobv:11-714820

Persistenter Identifier:: BV043334262

Titel:: Anthropos

Untertitel:: internationale Zeitschrift für Völker- u. Sprachenkunde

Erscheinungsort:: Fribourg

Verlag:: Ed. St. Paul

Erscheinungsjahr:: 1906

Sammlung:: Zeitschriften und Zeitungen > Zeitschriften zur Ethnologie

Wissensgebiet:: Sozial- und Kulturanthropologie > Allgemeines

Zeitschriftenband

Strukturtyp:: Zeitschriftenband

Werks-URN (URL):: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:kobv:11-711750

URN:: urn:nbn:de:kobv:11-711750

Persistenter Identifier:: 1510221856924

Titel:: Anthropos, 96.2001

Erscheinungsjahr:: 2001

Signatur:: LA 1118

Sammlung:: Zeitschriften und Zeitungen > Zeitschriften zur Ethnologie

Zeitschriftenheft

Strukturtyp:: Zeitschriftenheft

Titel:: Bd. 96, 2001, Heft 2

Sammlung:: Zeitschriften und Zeitungen > Zeitschriften zur Ethnologie

Zeitschriftenrezension

Strukturtyp:: Zeitschriftenrezension

Titel:: Rezensionen

Sammlung:: Zeitschriften und Zeitungen > Zeitschriften zur Ethnologie

604 Rezensionen Anthropos 96.2001 Das zeigt etwa das Beispiel um die Implikationen der Gentechnologie. Während in Dänemark der Umgang mit Gentechnologie strenger Überwachung seitens Gremien unterliegt, in denen die Bevölkerung repräsentiert ist, wird in Deutschland gerade erst eine Diskussion darüber begonnen, wie über die exklusiven Expertenrunden hin aus Ethikkommissionen zur Technikfolgenabschätzung gebildet werden könnten, in denen viele Denkweisen vertreten sein sollen. Der in den letzten zehn Jahren verantwortungslose Umgang von Interessen- und Poli tikergruppen mit BSE hat zu diesem Bekenntnis einer breiteren Einbindung nicht unwesentlich beigetragen. Alan Scotts Aufsatz im ersten Teil beschäftigt sich mit “Risk Society or Angst Society? Two Views of Risk, Consciousness, and Community”, und Scott Lash zeigt, warum der Begriff “Risk Culture” ungleich genauer sei als der von der Risikogesellschaft, was letztlich als mü ßige Differenzierung erscheint, geht es doch bei beiden um die Abschätzung von Folgen, die in ihrer gesamten Dynamik schwer vorstellbar, damit kaum einschätzbar und handhabbar sind, zumal sie ja noch nicht eingetreten sind. Hilary Rose beschäftigt sich mit “Risk, Trust, and Scepticism in the Age of the New Genetics” und deren gesellschaftlichen Folgen, etwa im Umgang mit Experten- oder Politikermeinungen. Im zweiten Teil, “Challenging Big Science” - mit der jene gemeint ist, die große Mengen Finanzmittel für sich generieren kann (z. B. Nuklear- und Gentechnik) und über hohes politisches, symbolisches und soziales Kapital verfügt sowie völlig neue Arbeitsbedingungen für Wissenschaftler schafft, die Ziman (1995) als “post academic Science” bezeichnet hat und die zu völli ger Kritiklosigkeit gegenüber Auftrag und Auftraggeber führt, werden drei Beiträge zusammengeführt, die recht unterschiedlich sind: Alan Irwin, Stuart Allan und Ian Welsh schreiben aus verschiedenen Blickwinkeln zum Thema “Nuclear Risks: Three Problematics”, Lindsay Prior, Peter Glasner und Ruth McNally über “Genotech- nology: Three Challenges to Risk Legitimation” und Eli sabeth Beck-Gernsheim über “Health and Responsibilty: From Social Change to Technological Change and Vice Versa”. Die Beiträge zeigen, wie bestimmte Diskurse geführt und inszeniert werden, um bestimmte Meinun gen (und Finanzmittel) zu erhalten. Sehr deutlich wird dies im Beitrag von Ruth McNally, die anhand des Eu ropäischen Tollwut-Bekämpfungs-Programms und der Einführung von gentechnisch manipulierten Impfstoffen zeigt, wie einflussreiche Gruppen zu einem bestimm ten Zeitpunkt z. B. die Europäische Kommission so manipulieren konnten, dass ein Impfstoff hergestellt wurde, dessen Auswirkungen auf andere Lebewesen noch keineswegs erforscht ist, ohne dass jemals dafür überhaupt eine absolute Notwendigkeit bestanden hätte. Gleiches gilt im übrigen ja auch für genmanipulierte Pflanzen. Der dritte Teil des Buches, “Mediating Technologies of Risk”, bringt einen eher ethnografisch zu nennenden Beitrag von Claudia Castañeda zu “Child Organ Stealing Stories: Risk, Rumour, and Reproductive Technologies”, die anhand der spezifischen Geschichte Guatemalas - mit von Militärs erschossenen oder verschwundenen Kindern - zeigt, dass die Gerüchte in ihren spezifischen Kontext gesetzt werden müssen. Im Verlauf des Beitrags kommt sie zu der Schlussfolgerung, dass es bis heute noch nicht gelungen sei, völlig auszuschließen, dass Kinder tatsächlich wegen Organraubes getötet werden, obschon viele Kommissionen Untersuchungen durchge führt haben. Insofern reicht es nach ihrer Meinung nicht, das Gerücht durch ein Gegengerücht zu ersetzen, wie dies etwa der von ihr angeführte Todd Leventhal, der “United States Information Agency Program Officer for Countering Misinformation and Disinformation” (136), berufsmäßig macht. Zwei weitere Beiträge gibt es in diesem Kapitel, einer von Howard Caygill über “Liturgies of Fear: Biotechnology and Culture” und einer von Joost Van Loon über “Virtual Risks in an Age of Cybernetic Reproduction”. Der vierte und letzte Teil des Buches befasst sich mit “P(l)aying for Futures” mit einem Aufsatz von Deirdre Boden zu “Worlds in Action: Information, In- stantaneity, and Global Futures Trading”, einem von Ruth Levitas über “Discourses of Risk and Utopia” und einem Schlusskapitel von Ulrich Beck, “Risk Society Revisited: Theory, Politics, and Research Programmes”. Beck nimmt hier nochmals alle von seinen Kritikern im Buch geäußerten Punkte auf und “verteidigt” sie, was in gewisser Weise etwas altväterlich wirkt. Was die Diskussion um Risiken so schwierig macht, ist ja gerade ihre volatile Eigenschaft, oder, wie Beck formuliert, der Risikodiskurs beginne dort, wo das Ver trauen in unsere Sicherheit und Fortschritt ende. Er hört auf, wenn die Katastrophe eingetreten ist: “The concept of risk thus characterizes a peculiar, intermediate state between security and destruction, where the perception of threatening risks determines thought and action” (213, kursiv im Original). Risiko und die öffentliche Risiko diskussion fallen damit ineinander, und er fährt fort: “This peculiar reality status of ‘no-longer-but-not-yet’ - no longer trust/security, not yet destruction/disaster - is what the concept of risk expresses and what makes it a public frame of reference ... Risks, then, ‘are’ a type of virtual reality, real virtuality” (213, kursiv im Original). Damit kann man sich wissenschaftlich fruchtbar auseinandersetzen, weil Risiken Konsequen zen nach sich ziehen, auf die z. B. Institutionen nicht immer hinreichend vorbereitet sind (wie ganz aktuell der BSE-Fall zeigt). Der Beitrag der “Social Theory” muss demnach darin bestehen, die verschiedenen (politischen, kulturellen, sozialen, symbolischen etc.) Zusammenhän ge herauszuarbeiten, den Diskursen und Gegendiskursen zu folgen, um schließlich zu kommen zum “... opening up to democratic scrutiny of the previous depoliticized realms of decision-making and for the need to recognize the ways in which contemporary debates of this sort are constrained by the epistemological and legal systems within which they are conducted” (226 f.). Auch die Rezensentin wünscht sich hiermit eine breitere wissenschaftlich geführte Einmischung der ver schiedenen Soziab/Kulturwissenschaften in die Debat

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