Anthropos: Anthropos, 67.1972

Anthropos, 67.1972

Bibliographic Data

Journal

Structure Type:: Journal

Works URN (URL):: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:kobv:11-714820

URN:: urn:nbn:de:kobv:11-714820

Persistent identifier:: BV043334262

Title:: Anthropos

Sub Title:: internationale Zeitschrift für Völker- u. Sprachenkunde

Place of Publication:: Fribourg

Publisher:: Ed. St. Paul

Year of Publication:: 1906

Collection:: Journals and Newspapers > Journals of Ethnology

Domain:: Social and cultural anthropology > General overview

Journal Volume

Structure Type:: Journal Volume

Works URN (URL):: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:kobv:11-711766

URN:: urn:nbn:de:kobv:11-711766

Persistent identifier:: 1510232343021

Title:: Anthropos, 67.1972

Year of Publication:: 1972

Call Number:: LA 1118

Collection:: Journals and Newspapers > Journals of Ethnology

Journal Issue

Structure Type:: Journal Issue

Title:: Bd. 67, 1972, Heft 5-6

Collection:: Journals and Newspapers > Journals of Ethnology

Journal Article

Structure Type:: Journal Article

Title:: Die übermenschlichen Wesen bei den Yansi und einigen ihrer Nachbarn (Zaire)

Other person:: Thiel, Josef Franz

Collection:: Journals and Newspapers > Journals of Ethnology

650 / Josef Franz Thiel Anthropos 67. 1972 Trotz aller Bemühungen ist man jedoch dem Ursprung des Hochgottes kaum näher gekommen. Im Laufe der Zeit wandte man sich von den histori schen Fragen ab und kehrte sich der vielversprechenden angelsächsischen Social Anthropology zu. In Sachen Religion bleibt aber auch diese Richtung weitgehend unbefriedigend. Hier interessieren nicht mehr so sehr die Glaubens inhalte - also die übermenschlichen Wesen selbst - als vielmehr ihre Relevanz für die soziale Organisation. Nicht die Natur der Wesen ist von Interesse, sondern ihre soziale Funktion. Es ist daher nicht zu verwundern, daß selbst klassische Werke über Religion der Social Anthropology von der Natur der Wesen kaum etwas Neues aussagen; diesbezüglich geht man ausgetretene Wege. Wohl aber stehen Kult und Riten im Vordergrund der Untersuchungen. In den letzten Jahren unternahmen es eine Reihe von Afrikanern im Sog von Placide Tempels’ Bantuphilosophie, die Religion bzw. die Religionen der Bantu als ein harmonisches System darzustellen, in dessen Mittelpunkt der Schöpfergott steht, der mit dem Gott der Bibel mehr oder weniger iden tisch sein soll. Wie in der Bibel, so stünde auch hier der Hochgott an der Spitze einer Pyramide von hierarchisch geschichteten Wesen und Kräften, die in ihrer Über- und Unterordnung ein System bilden. Typische Vertreter dieser stark vom Christentum - ja von christlicher Theologie - inspirierten Richtung sind John Mbiti, Alexis Kagame, Vincent Mulago und andere. Diese Autoren beschreiben vielfach heutige, vom Christentum und Islam stark beeinflußte Verhältnisse und projizieren sie zurück in die traditionelle Gesellschaft. Von einer kritischen Analyse der ursprünglichen Religion kann daher nicht die Rede sein; man gewinnt den Eindruck, daß es ihnen aber um die Erstellung eines afrikanischen Pendant zum Gott des Christentums geht. Ein zentrales Anliegen meiner Untersuchung wird es sein, danach zu fragen, inwieweit die übermenschlichen Mächte ein zusammenhängendes Ganzes bilden, ein in sich geschlossenes System, oder aber voneinander unabhängige, heterogene Größen darstellen. Jan Vansina meint - indem er sich auf das „Third International African Seminar“ (Salisbury 1960) bezieht -, daß man wohl von einem „système unifié de symboles et de rituel“ (1968:104) sprechen könne, aber „la description d’une religion comme un système de croyance unifié, comme une philosophie des croyances ne correspond pas à la réalité traditionnelle“ (105). Vansina macht diese Aussage, indem er die Religion der Kuba mit derjenigen der Teke ver gleicht. Er bemüht sich allerdings nicht, das Gemeinsame, Verbindende der diversen übermenschlichen Mächte herauszustellen. Für ihn stehen die ver schiedenen Kategorien von Wesen nebeneinander, wobei er das Höchste Wesen durchweg mit „Gott“ identifiziert - wenigstens in seinen Publikationen vor 1968. Dieser Vorgang erschwert nicht wenig eine kritische Sichtung des Mate rials, sofern man nicht von vornherein den Namen eines Höchsten Wesens mit „Gott“ wiedergeben will. Da der Glaube das Höchste Wesen als dasjenige erfaßt, das am Anfang und dem Ursprung am nächsten steht, ist es auch das mächtigste Wesen; und wenn es zwischen den Wesen Beziehungen gibt, müßte das Höchste Wesen auch über den anderen Wesen stehen. Aber eine derartige Schlußfolgerung ist

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