Tribus: Tribus, 50.2001,N.F.

Tribus, 50.2001,N.F.

Bibliographic Data

Journal

Structure Type:: Journal

Works URN (URL):: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:kobv:11-714817

URN:: urn:nbn:de:kobv:11-714817

Persistent identifier:: BV044415258

Title:: Tribus

Sub Title:: Jahrbuch des Linden-Museums

ISSN:: 0082-6413

Place of Publication:: Stuttgart

Publisher:: Linden-Museum

Year of Publication:: 1953

Collection:: Journals and Newspapers > Journals of Ethnology

Domain:: Social and cultural anthropology > General overview

Journal Volume

Structure Type:: Journal Volume

Works URN (URL):: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:kobv:11-711803

URN:: urn:nbn:de:kobv:11-711803

Persistent identifier:: 1511771638959

Title:: Tribus, 50.2001,N.F.

Year of Publication:: 2001

Call Number:: LA 6621

Collection:: Journals and Newspapers > Journals of Ethnology

Journal Issue

Structure Type:: Journal Issue

Title:: N. F. Bd. 50, 2001

Collection:: Journals and Newspapers > Journals of Ethnology

Journal Review

Structure Type:: Journal Review

Title:: Knödel, Susanne / johansen, Ulla: Symbolik der tibetischen Religionen und des Schamanismus. (Symbolik der Religionen, Band XXIII, Tafelband zu Band XII des Textwerkes.)

Other person:: Richtsfeld, Bruno J.

Collection:: Journals and Newspapers > Journals of Ethnology

210 TRIBUS 50, 2001 und wäre heranzuziehen gewesen: Es überrascht daher, dass die von Giovanni Stary herausgegebene Serie „Shamanica Manchurica Collecta“ sowie die wichtigsten Arbeiten zu dem bei den Völkern der Mandschurei ver breiteten und von den Mandschu verschriftlichten Er zählkreis von der Nisan-Schamanin, mit z.T. wertvollen Angaben zu schamanistischen Praktiken und zur Jenseitsreise, noch nicht einmal in dem leider sehr ober flächlichen Literaturverzeichnis erwähnt werden. Diese Berichte aber widerlegen für die „südöstlichsten tungu- sisch-sprachigen Gruppen“ (Südtungusen?) die in der Einführung zum zweiten Teil, „Symbolik des Scha manismus“, von U. Johansen vorgetragene Feststellung: „Eine grundsätzliche Andersartigkeit kennzeichnet je doch das Trance-Erlebnis in Nordamerika (...) und im nördlicheren Sibirien einerseits und in den südlichen Einflussgebieten des Buddhismus andererseits, die sich auch in der Symbolik nachhaltig auswirkt: Im Norden ver sammeln die Schamanen ihre Hilfsgeister um sich zur Bewältigung ihrer Aufgaben und erleben dabei oft eine Seelenreise; bei den meisten mongolischen und den südöstlichsten tungusisch-sprachigen Gruppen sowie im südwestlichsten Tuva ebenso wie in Korea tritt ein Geist in den Schamanen ein. Es handelt sich im letztgenannten Fall nicht um Ekstase, also ein Heraustreten aus der eige nen Körperlichkeit wie in den nördlicheren Gebieten, sondern das von einem Geist in Besitz genommen wer den. (...) Es handelt sich also um Besessenheit im Gegensatz zur Ekstase, die als das aktive Heraustreten der Seele aus dem Körper erlebt wird.“ (S. 192; - entgegen dieser Feststellung s. zur Jenseitsreise bei mongolischen Schamanen zusammenfassend E. Taube sowie U. Johansen [!] in W. Heissig, C.C. Müller 1989:216-222.) Bei der Frage nach der Anwendung von Enstase und Ekstase der Schamanen ist statt von einer geographischen, eher von einer Unterscheidung nach Prestigeordnungen und damit von dem „Ausbildungsstand“, den Fähigkeiten und den Aufgaben der einzelnen Schamanen innerhalb der je weiligen Kultur auszugehen. Es finden sich immer wieder Aussagen von Gewährsleuten, nach denen insbesondere die Reise in die Unterwelt/das Totenreich und - in gerin gerem Maße - die Himmelsreise als schwieriger und ge fährlicher angesehen wurden und vom Schamanen bzw. von bestimmten Schamanen größere Fähigkeiten und Erfahrung erforderten als andere seiner Aufgaben, zu de nen er jedoch weitaus häufiger gerufen wurde (vgl. z.B. die zusammenfassenden Darstellungen von Delaby 1976:101; Shirokogoroff 1935:271, 289, 304-314 oder W. Schmidt 1952:588-596; nach Shirokogoroff kennen die Tungusen und Mandschu nicht die Reise in die Oberwelt, s. S. 311). Hier sei stellvertretend auf Hoppäl verwiesen: „Es ist kein Zufall, dass die verschiedenen Stände der Schamanen bei den einzelnen Völkern nach den für sie vorgesehenen Aufgaben festgelegt waren - so stellte bei den Nanai der Heiler (siurinka) die bescheidenste Kate gorie unter den Schamanen; zur zweiten Gruppe gehör ten die, die neben dem Heilen auch bei den Gedenkfesten für die Verstorbenen als Schamanen wirkten (nemati); und die Angehörigen der höchsten Kategorie (kasati) wa ren im Vollbesitz der Schamanengelehrtheit, so dass sie die Seelen der Verstorbenen ins Jenseits begleiten konn ten.“ (Hoppäl 1994:22; vgl. Shirokogoroff 1935:73-79.) In vielen Fällen kann man feststellen, dass sich der Scha mane der Enstase bzw. der Ekstase je nach Anlass der Séance bedient (vgl. z.B. L.Vagge Saccorotti 1999: 191 - 199 für die von Johansen in obigem Zitat angesprochenen „Schamanen des Nordens“); zudem weist z.B. Shiro kogoroff darauf hin, dass sich die schamanische Enstase von der eigentlichen Besessenheit, wie sie z.B. bei Ora keln auftritt, unterscheidet (1935:50, 259, 271, 304-314, 339,362-366; zusammengefasst in W. Schmidt 1952:Bd. X, S. 588 - 602, 610 - 612, und 1954;Bd. XI, S. 648-650). Die Fähigkeit zur Ekstase aber ist ein wichtiges und allen Formen des Schamanismus gemeinsames Merkmal (vgl. dazu auch die eindrucksvollen Zeichnungen Abb. 21-24 in dem Tafelband), weshalb es höchst bedenklich ist, Heiler und religiöse Spezialisten mit ausschließlich ensta- tischen Fähigkeiten als Schamanen zu bezeichnen! Nach wie vor mit Vorsicht dürften „historische Berichte“ aus China oder „archäologische Zeugnisse“ anzusehen sein, die den Schamanismus „mit Sicherheit bereits im 4. Jahrtausend v. Chr.“ belegen sollen (S. 195). Chinesische Berichte, die einen derartigen Schluss zulassen, sind mir nicht bekannt, und selbst jene Berichte oder Hinweise aus weit jüngerer Zeit, die als Belege für das Auftreten „des“ Schamanismus in der chinesischen Kultur herangezogen werden, sind meist wenig überzeugend (vgl. dazu C. Müller in C. Müller, Wu Shun-chi [Hrsg.] 1989: 147f, so wie ders. 1990 und 1991). Ausführlichere Angaben zu Praktiken, Ausrüstung und Umfeld des modernen „Schamanen“ aus Tuva (S. 255, Abb. 32) wären wünschenswert, zumindest hätte ein Hin weis auf den Ausstellungskatalog „Schamanismus in Tuva“ des Völkerkundemuseums Wien und des Übersee- Museums Bremen (Wien 1998) erfolgen sollen. Statt des Materials zu koreanischem „Schamanismus“ wäre im Sinne von Hoffmanns Ausführungen ein Rückgriff auf die den Schamanismus betreffenden Forschungsergebnis se aus den Grenzgebieten der tibetischen Kultur vorzu ziehen gewesen (vgl. z.B. die Arbeiten von Michael Oppitz, Joseph F. Rock sowie Amélie Schenk; Dominik Schröder wird bereits von Hoffmann erwähnt). Man vermisst Hinweise auf hochkulturliche Einflüsse auf den südtungusischen, mongolischen, burjatischen und si birischen Schamanismus; hingewiesen sei in diesem Zusammenhang z.B. auf Jörg Bäcker 1997. Trotz dieser Mängel bleibt festzustellen, dass mit dem Tafelband „Symbolik der tibetischen Religionen und des Schamanismus“ ein Werk vorgelegt wurde, das über wei te Strecken eine brauchbare Illustration und Ergänzung des Textbandes von Hellmut Hoffmann darstellt. Wie vom Verlag beabsichtigt („Die Erläuterungen sind darauf angelegt, den Lesern grundlegende, wissenschaftlich se riöse Informationen an die Hand zu geben, ohne dass die se sich durch einen Wust von Fachliteratur arbeiten müs sen“), bildet der Tafelband in Verbindung mit dem Textband von Helmut Hoffmann eine für Studenten, Wissenschaftler und interessierte Laien informative und übersichtliche Einführung in diesen Bereich religiöser Kultur.

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