Rokoko und Revolution

Stollreither, Eugen; Mannlich, Johann Christian von

Bibliographische Daten

Monographie

Strukturtyp:: Monographie

Werks-URN (URL):: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:kobv:11-710448

URN:: urn:nbn:de:kobv:11-710448

Persistenter Identifier:: BV043337642

Titel:: Rokoko und Revolution

Untertitel:: Lebenserinnerungen des Joh. Christian v. Mannlich 1741 - 1822

Autor:: Mannlich, Johann Christian von

Herausgeber:: Stollreither, Eugen

Erscheinungsort:: Berlin

Verlag:: Mittler

Erscheinungsjahr:: 1913

Umfang:: XLVIII, 568 S. : Ill.

Beschreibung:: Historische Gattungen#Biographie

Zusätzliche Information:: 1. Aufl. u.d.T.: <<Ein>> deutscher Maler und Hofmann

Signatur:: Hei 6482

Sammlung:: Allgemeiner Bestand

Wissensgebiet:: Historische Gattungen > Biographie

Kapitel

Strukturtyp:: Kapitel

Titel:: II. Am Pfalz-Zweibrücker Hofe. 1771 bis 1793

Sammlung:: Allgemeiner Bestand

Kapitel

Strukturtyp:: Kapitel

Titel:: Fünftes Kapitel. Am Hofe Christians IV. 1771 bis 1775

Sammlung:: Allgemeiner Bestand

Bei den Proben zum „Orpheus" kam es von neuem zu lärmenden Auftritten. Gluck forderte von den Tänzern, die das Ballett der Furien und Dämonen aufführten, daß sie in den Gesang des Orpheus ein fache „Nein" verschiedenstimmig in wilder Raserei dazwischen sprechen sollten, während sie ihn an seinem Eintritt in die Unterwelt zu hindern suchten. Sie weigerten sich jedoch, dieser unerhörten, den unumstöß lichen, geheiligten Statuten der Musikakademie zuwiderlaufenden Neuerung Folge zu leisten. Glucks pittoreskes Talent, das mit Tönen zu malen verstand, hatte ihm diese Idee eingegeben und die große Wir kung dieser verschiedenstimmigen „Nein" aus dem Munde der Tänzer selbst voraussehen lassen, die, zuerst mit dämonischer Wut hervor gestoßen, nach und nach schwächer wurden, je mehr der göttliche Sänger und das Spiel seiner Leier diese unterirdischen Gewalten zu rühren und für das Übermaß seines Unglückes zu gewinnen wußte. Man stritt lange hin und her. Gluck war unerbittlich. Endlich schrien die Teufel ihr „Nein", während sie ihre Schlangen schüttellen und den Sohn Apolls leichtfüßig und kunstgerecht umtanzten. Diese Szene, die schließlich die Darsteller selbst vergnügte, erzielte die herrlichste Wirkung: die heiseren und erbarmungslosen Rufe, die von Zeit zu Zeit die harmonischen und süßen Laute des Flehenden und seines Saiten spiels übertönten, erschienen dadurch noch klagender und ergreifender. Es herrschte schönes Wetter, und die Abende waren milde, so daß wir auf den an unseren Garten angrenzenden Boulevards spazieren gingen. Da kam es Millico in den Sinn, mit seiner Mandoline nach Art italienischer Straßensänger umherzuziehen. Er bot Fräulein Gluck den Arm, die Mutter hatte den meinigen angenommen, Papa Gluck und die übrigen folgten nach. Beim Einbiegen in eine Allee begann Millico zu präludieren und hierauf ein Duett mit Fräulein Gluck zu singen. Schon beim zweiten Takte hielten die Wagen an, die Fenster belebten sich, man lief aus den CafHs auf die Straße, und die Spazier gänger strömten von allen Seiten herbei. So hatte einst Orpheus' Leier die Welt bezaubert, daß sich Bäume und Felsen von ihrem Platze bewegten, die Ströme ihren Lauf hemmten und die Tiere sich um ihn scharten, seinem Liede zu lauschen. Die drängenden Zuhörer wurden indes bald den Sängern und uns unbequem, sie drohten uns zu erdrücken, als Millico seine Partnerin durch eine kleine Armbewegung verständigte und sie beide mit einem 18*

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