Deutsche Heldensage

Vogel, Hermann; Schalk, Gustav

Bibliographische Daten

Monographie

Strukturtyp:: Monographie

Werks-URN (URL):: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:kobv:11-714003

URN:: urn:nbn:de:kobv:11-714003

Persistenter Identifier:: BV047663515

Titel:: Deutsche Heldensage

Untertitel:: für Jugend und Volk

Autor:: Schalk, Gustav

Illustrator:: Vogel, Hermann

Erscheinungsort:: Bonn

Verlag:: Verlag von Emil Strauß

Erscheinungsjahr:: 1901

Beschreibung:: Sozial- und Kulturanthropologie#Kunst und Wissen

Signatur:: 2021 A 203

Lizenz:: Attribution-ShareAlike 4.0 International (CC BY-SA 4.0)

Sammlung:: Allgemeiner Bestand

Wissensgebiet:: Sozial- und Kulturanthropologie > Kunst und Wissen

Kapitel

Strukturtyp:: Kapitel

Titel:: König Ortnit

Sammlung:: Allgemeiner Bestand

lxönig Ortnit. 1. Die Kunde von der schönen Sidrat. Der schöne Herbsttag ging zu Ende; die Sonne war dem Untergange nahe; ihre letzten Strahlen loderten auf den Gipfeln der lampartischen Berge und vergoldeten die Zinnen der stolzen Königsburg Garden. Auf dem Söller der Burg erschien eine Frau in hohem Alter, doch königlichen Ansehens. Sie stützte sich auf die Brüstung, blickte in stiller Bewunderung in das mit Gold— lichtern zauberhaft überstrahlte Land und richtete dann die Augen spähend gen Norden, wo die Alpen als mächtiger Grenzwall des Reiches zum Himmel emporstiegen. Da erschien auf einer frei aufragenden Felsenkuppe ein riesiger Jägersmann, stützte sich auf den Speer, setzte das Hifthorn an den Mund und blies hinein. Laut erklangen die Berge weit umher; die Echostimmen trugen den Jagdgruß tief ins Gebirge hinein, und mit schmetterndem Hall brachen sich die Töne am Eckturme der Burg. Die königliche Frau auf dem Söller schwenkte ein weißes Tüchlein dem Weidmann zum Gruße und sprach bei sich selbst: „Wie Heimdall an den Pforten der Himmelsburg, so herrlich steht mein Sohn Ortnit auf der Hochwacht und bläst das Giallarhorn, seine Genossen zu rufen. Schon sammeln sich um ihn die treuen Vasallen. Da ist mein Bruder, der hartgemute, trotzige Reußenfürst Ilias, ein weitgewanderter Mann, der vieler Menschen Städte gesehen und auf fremden Meeren Leiden genug erduldet hat, und doch braust in ihm noch jugendliches Feuer, und immer ist er der erste auf dem Plane. Ihm zur Seite tritt der alte Truchseß Hüteger mit seinen wackern Söhnen Helmnot und Gerwart. Weiter erkenne ich den ritterlichen Herzog Gerwart von Troje und den mächtigen Heidenfürsten Zachareis von Pullien und dem schönen Sizilien. Stolze Gestalten, wie von Asgart zur Erde herniedergestiegen, um über die Schicksale der Völker zu entscheiden. Sie alle aber müssen sich dem Richter— spruche meines Sohnes beugen; er ist ihr König und Herr, und keiner kommt ihm gleich an Kraft und Heldentugenden.“

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