Globus: Globus, 17.1870

Globus, 17.1870

Bibliographic Data

Journal

Structure Type:: Journal

Works URN (URL):: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:kobv:11-714784

URN:: urn:nbn:de:kobv:11-714784

Persistent identifier:: BV041217508

Title:: Globus

Sub Title:: illustrierte Zeitschrift für Länder- und Völkerkunde

Other Titles:: Globus

Place of Publication:: Braunschweig

Publisher:: Vieweg

Year of Publication:: 1862

Collection:: Journals and Newspapers > Journals of Ethnology

Domain:: Social and cultural anthropology > General overview

Journal Volume

Structure Type:: Journal Volume

Works URN (URL):: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:kobv:11-708380

URN:: urn:nbn:de:kobv:11-708380

Persistent identifier:: DE-11-001723747

Title:: Globus, 17.1870

Publisher:: Vieweg

Year of Publication:: 1870

Call Number:: LA 3252-17

Collection:: Journals and Newspapers > Journals of Ethnology

Journal Issue

Structure Type:: Journal Issue

Title:: No. 2. Februar 1870

Other person:: Andree, Karl

Collection:: Journals and Newspapers > Journals of Ethnology

Journal Article

Structure Type:: Journal Article

Title:: Vergleich der Volksbildung in verschiedenen europäischen Ländern

Other person:: Andree, Richard

Collection:: Journals and Newspapers > Journals of Ethnology

Vergleich der Volksbildung in tu sende Aenderung stattfinden . In dem oben erwähnten eng - lischen Parlamentsberichte heißt es von demselben : „ Es sei eine vortreffliche Maschine zur Entwicklung der intellectnel - len , aber nicht der moralischen Eigenschaften der Jugend . Die Lehrer folgten streng dem vorgeschriebenen Lehrplane . " Bis zu welchem Grade dieses der Fall ist , dafür finden wir noch einen Beleg in der „ Revue de l'instruction publique " , welche den Schematismus an den Pranger stellt und wört - lich sagt : „ Ueberall , wo es ein Lyceum giebt , erklären in jeder Classe , an demselben Tage , zur selben Minute alle Lehrer dieselbe Stelle desselben Textes und sprechen so zu sagen dieselben Worte . Jemand hat vorgeschlagen , alle öffentlichen Uhren in Paris mit der Uhr des Stadthauses zu verbinden und so in allen Vierteln eine gleichmäßige Zeit herzustellen . Was man in Betreff der Uhren vorgeschlagen hat , das ist in Betreff der Schulen verwirklicht . Nach die - fem schönen Reglement unterrichtet nicht mehr ein Mensch , sondern eine Maschine , eine Professor - Uhr , Profefseur - Bre - gnet . " So in den höheren Anstalten , und fast noch schlim - mer ist dieses System in den Volksschulen . Der „ Siscle " hatte Recht , als er vor einigen Jahren ausrief : „ In Be - zug auf den Volksunterricht stehen wir in der letz - ten Reihe der europäischen Mächte . Und dabei bilden wir uns ein , daß wir an der Spitze der Ci - vilisation einhergehen . " Diese Stimme war in der That einmal vorurtheilssrei , aber ein weißer Sperling unter den Franzosen . Betrachten wir einen andern romanischen Staat , Jta - lien , so ist auch hier nicht zu verkennen , daß neuerdings Schritte zur Verbesserung der daniederliegenden Volksbildung gethan werden , allein die Zustände sind auch hier , so wie sie jetzt aussehen , noch grauenhaft genug . Eine schnelle Besse - rung kann der Natur der Verhältnisse nach nicht erzielt wer - den , denn die Kinder , die jetzt in den neu errichteten Schulen Belehrung empfangen , kommen erst in etwa 15 Jahren zur Conscription , Heirathen vielleicht in 20 Jahren und dann erst zeigen sich die Resultate . Nach der Volkszählung von 1861 gab es unter den 21 , 777 , 334 Bewohnern der da - mals zum Königreich gehörigen Provinzen nicht weniger als 16 , 999 , 701 , die nicht lesen und schreiben konnten , d . h . 78 oder , wenn man die Kinder unter 5 Jahren außer Rechnung läßt , 71 , 75 Procent der Bevölkerung er - mangelten jeder Schulbildung . Im Jahre 1864 be - lief sich die Zahl der Elementarschulen auf 31 , 804 . Von den 7345 Gemeinden , aus denen der Staat bestand , ent - behrten noch 376 ganz der Schule , 461 hatten keine Kna - den - , 1884 keine Mädchenschule . Die Schulen wurden be - sucht von 1 , 178 , 734 Schülern , während die Zahl der schul - Pflichtigen Kinder 3 , 228 , 237 betrug , oder mit anderen Worten , nur 37 Procent aller italienischen Kinder besuch - ten die Schule * ) . Eine weitere Beleuchtung der Volksbildung oder vielmehr Unbildung der Italiener ermöglicht uns die 1868 veröffent - lichte Zusammenstellung des königlich statistischen BUreaus über die im Jahre 1866 abgeschlossenen Civilehen . Deren Zahl betrug 120 , 752 . Der Civilact konnte unterschrieben werden von 22 , 395 Brautpaaren gleichzeitig ; 25 , 957 bloß vom Bräutigam , 3002 bloß von der Braut und 69 , 398 ( oder 57 Proceut ) von keinem Theile . Von den 241 , 504 Personen , welche obige Ehepaare ausmachten , unterschrieben also 73 , 749 den Civilact , während 167 , 755 , also fast 70 Procent , erklärten , nicht lesen und schreiben zu können . Das stimmt überein mit der oben bei den Kin - ) Vergl . den Aufsatz des Professors Garelli im Politecmo „ L instruzione elementare del regno d'Italia " . Decemberheft 1867 . schied mm europäischen Ländern . 27 dern angegebenen Zahl . Und diese 70 Procent bilden den Theil der italienischen Bevölkerung , dem für 30 Jahre die Zukunft gehört . So stellt sich uus der Gefammtstaat vor , wobei jedoch Venetien noch nicht eingerechnet ist , dessen Zuwachs die Pro - centzahl der Unwissenden etwas herabdrückt , da dort unter - österreichischer Herrschaft besser als in den italienisch regier - ten Staaten für die Volksbildung gesorgt war . Sehen wir aber Italien nach seinen einzelnen Theilen an , so erhalten wir ein Bild , wie ungemein verschieden die Schulbildung ver - theilt ist . Der Norden steht am höchsten , je weiter wir aber nach Süden vorrücken , desto ungünstiger werden die Verhält - nisse , desto mehr nehmen Rohheit und Unwissenheit zu . Die Brigantenprovinzen halten gleichen Schritt mit den entlegensten Theilen der Inseln Sardinien und Sicilien . Von 100 Paaren konnten nicht den Act der Civiltranuug unterschreiben in : Turin 15 , Como 18 , Bergamo 22 , Novara 24 , Cuueo 32 , Porto Maurizio 32 , Livoruo 32 , Brescia 33 , Ales - saudria 35 , Milano 35 , Genua 39 , Pavia 43 , Florenz 43 , Lucca 44 , Cremona 46 , Pisa 46 . Wir übergehen hier eine große Anzahl Provinzen , deren Procentzahl von Schreibensunkundigen in der Mitte liegt , und steigen gleich hinab in die tiefsten Regionen , wo der Ab - solntismns im Bunde mit einem lichtscheuen und selbst nn - wissenden Clerns ein geistig dnnkeles Geschlecht heranzog . Unter 100 Brautleuten waren des Schreibens unkundig in : Massa - Carrara 56 , Bologna 58 , Neapel 59 , Grossetto 60 , Modena 60 , Siena 62 , Arezzo 62 , Ancona63 , Parma 63 , Palermo 64 , Ferrara 66 , Umbria 67 , Abruzzo ulte - riore II . 67 , Pesaro 68 , Urbiuo 68 , Sassari 68 , Ravenna 68 , Macerata 68 , Piacenza 69 , Forli 72 , Cagliari 74 , Terra di Lavoro 75 , Molise 76 , Messina 76 , Principato citeriore 77 , Caltanisetta 77 , Catania 77 , Principato ulte - riore 78 , Benevento 78 , Ascoli 78 , Terra d'Otranto 79 , Capitanata 79 , Girgenti 79 , Siracusa 80 , Calabria ulte - riore 80 , Abruzzo ulteriore I . 80 , Trapani 81 , Abruzzo citeriore 81 , Basilicata 83 , Terra di Bari 85 , Calabria citeriore 86 . Also auch hier entwickelt sich vor uns ein trauriges Bild ! Da können wir Deutschen denn ruhig sagen : „ Wir danken Dir , daß wir nicht sind wie jene ! " Die Niederländer , Schweden , Norweger und Dänen stehen mit uns , was Schul - bildung anbelangt , so ziemlich aus gleicher Stufe . Am wei - testen zurück unter allen germanischen Völkern sind die Engländer , und mit einem Hinblick auf diese wollen wir schließen . In England besteht bekanntlich kein Schulzwang . Der verstorbene Prinz Albert , welcher die segensreichen Fol - gen dieser Einrichtung in seiner deutscheu Heimath kennen gelernt , bemühte sich freilich , etwas Aehnliches in England durchzuführen , stieß jedoch auf harten Widerspruch , weil er die „ freie Selbstbestimmung " antasten wolle . Es ist nicht nöthig , hierüber zu streiten ; wie sehr die Engländer aber noch in der Volksbildung zurück sind , erkennt man aus einem Parlamentsausweise , der bis 1865 reicht und bemerkens - werthe Daten liefert . Diese Znsammenstellung bringt die Zahlen der Männer und Frauen , welche bei ihrer Heirath in die betreffenden Register ein Zeichen machen mußten , statt ihre Namen einzuschreiben . Mehr als ein Drittel der Män - ner in Wales , fast ein Drittel der Männer von Hersordshire , Cambridgeshire und Norfolk mußten zu diesem Auskuusts - mittel greifen . In dieselbe Notwendigkeit waren mehr als ein Drittel der Mänuer in Snsfolk , 35 Procent der Man - ner von Bedfordshire und Staffordshire , 38 Prozent in Monmouthshire versetzt . In Lancashire war unter vier Männern immer einer , der nicht schreiben konnte . Geht man

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