Anthropos: Anthropos, 57.1962

Anthropos, 57.1962

Bibliographische Daten

Zeitschrift

Strukturtyp:: Zeitschrift

Werks-URN (URL):: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:kobv:11-714789

URN:: urn:nbn:de:kobv:11-714789

Persistenter Identifier:: BV041701500

Titel:: Anthropos

Untertitel:: internationale Zeitschrift für Völker- u. Sprachenkunde

Weitere Titel:: Anthropos

Erscheinungsort:: Fribourg

Verlag:: Ed. St. Paul, Anthropos-Institut

Erscheinungsjahr:: 1906

Sammlung:: Zeitschriften und Zeitungen > Zeitschriften zur Ethnologie

Wissensgebiet:: Sozial- und Kulturanthropologie > Allgemeines

Zeitschriftenband

Strukturtyp:: Zeitschriftenband

Werks-URN (URL):: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:kobv:11-709683

URN:: urn:nbn:de:kobv:11-709683

Persistenter Identifier:: DE-11-001896215

Titel:: Anthropos, 57.1962

Erscheinungsjahr:: 1962

Signatur:: LA 1118-57

Sammlung:: Zeitschriften und Zeitungen > Zeitschriften zur Ethnologie

Zeitschriftenheft

Strukturtyp:: Zeitschriftenheft

Titel:: Bd. 57, 1962, Heft 3 - 6

Sammlung:: Zeitschriften und Zeitungen > Zeitschriften zur Ethnologie

Zeitschriftenartikel

Strukturtyp:: Zeitschriftenartikel

Titel:: Erzählgut der Yupa-Indianer

Sonstige Person:: Wilbert, Johannes

Sammlung:: Zeitschriften und Zeitungen > Zeitschriften zur Ethnologie

862 Johannes Wilbert Authropos 57. 1962 zustellen, daß es unter den Pariri keine Tradition solcher Erzählabende zu geben scheint. Sie scheinen bei weitem mehr Lieder zu singen, als Geschichten erzählen zu können. Viele erwachsene Indianer hörten die Geschichten wohl zum erstenmal, andere hatten sie vorher nur bruchstückweise gehört. Alle aber ver sicherten einstimmig, daß es unter den Pariri wohl niemanden mehr gebe, der die Erzählungen der Vorfahren (atainshe) noch so gut kenne, wie eben die beiden alten Schwestern. Der Autor ist deswegen seinen Yupa-Freunden besonders dankbar für die aufgebrachte Geduld, mit der sie zwei anstrengende Wochen lang bemüht waren, ihn in die traditionellen Gedankengänge ihrer Vorfahren einzuweihen, und damit beigetragen haben, eine empfindliche Lücke in unseren Kenntnissen über die Kultur der Yupa-Indianer wenigstens teilweise zu füllen 1 . Die Yupa-Indianer bewohnen den nördlichen Teil der Sierra de Perijá, und zwar sowohl auf der kolumbianischen, als auch auf der venezolanischen Seite dieses Gebirges. In Kolumbien reicht ihr Gebiet vom Río La Paz bis zur Zone Curumani und Anime Grande, während es in Venezuela zwischen dem Rio Palmar und dem Rio Tocuco gelegen ist (Reichel-Dolmatoff, 1960 ; Wilbert, 1961). In der Literatur sind die Yupa (Yuco) auch unter dem Namen Chaké und Motilonen bekannt geworden (Jahn, 1927). Der südliche Teil der Sierra de Perijá wird von den Bari bewohnt, die auch als Dobokubi und Motilones bravos (feindliche Motilonen) bekannt sind, ohne daß sie jedoch mit den Yupa genetisch, sprachlich oder kulturell näher verwandt wären. Die Yupa sind Träger des Diego Gens, die Bari nicht. Die Yupa sprechen karibisch, die Bari chibcha. Letztlich sind die Yupa fortgeschrittene Ackerbauer, während die Felder der Bari, soweit wie bekannt, nur mit Pfeilgras bestellt sind. Die Bari sind hauptsächlich Jäger und Fischer (Ginés-Wilbert, 1960). Die Yupa sprechen verschiedene Dialekte einer karibischen Sprache und, obwohl die meisten Sprachunterschiede nicht auf mehr als 5-600 Jahre zurückgehen, beträgt die maximal interne Trennung des Yupa jedoch 10 m. J.. Die ersten Daten fallen ungefähr mit der Ankunft der Weißen zusammen, die bereits seit der Weiserzeit einen verheerenden Einfluß auf die Indianerbevölkerung des heutigen westlichen Venezuelas ausgeübt haben. Es ist darum wahrscheinlich, daß sich die Vorfahren der Yupa zu dieser Zeit abgesetzt und die fruchtbaren Landstriche westlich des Maracaibosees mit den unwirtlichen Tälern der Sierra vertauscht haben. Bei ihrem Einzug in die Sierra hatten die Yupa anscheinend gegen die Vorfahren der Bari zu kämpfen, die in der Mythologie als Meteru und Manapsa erwähnt werden und die, laut Überlieferung, von Norden nach Süden abgedrängt wurden. In der Erzäh lung „Atapoinsha der unsichtbare Kriegsheld“ wird als südliche Grenze ihres damaligen Vorstoßes die Laguna Juan Manuel de Aguas Muertas südlich des Santa Ana erwähnt, eine Grenze, die im wesentlichen auch heute noch Gültigkeit besitzt. Die Yupa zählen insgesamt etwa 1800 Individuen, die phänotypisch untereinander stark variieren. Auch wurde unter ihnen ein pigmoides Element beobachtet, dessen Vertreter spezifische Körpermerkmale aufweisen. Die Erzählung „Im Land der Zwerge“ bezieht sich auf diese kleinen Menschen, die an verschiedenen Orten des Gebietes noch in ziemlich reiner Form angetroffen werden können, während kleinwüchsige Mischlinge in den meisten Yupa-Unterstämmen auftreten 1 2 . Die Wirtschaft der Yupa beruht auf dem Einsammeln von wildwachsenden Vege- tabilien, dem Ackerbau und der Jagd. Angepflanzt werden Mais, süße (nicht bittere) Yuca, Bataten, Zuckerrohr, u. a. Gejagt werden hauptsächlich Vögel, da die Großjagd zahlenmäßig sehr begrenzt ist. Die Fischerei spielt eine untergeordnete Rolle. Bis vor 1 Mehrere andere Mythen habe ich bereits in meinem Aufsatz „Zur Kenntnis der Pariri“ (Arch. f. Völkerkunde 15. 1960) mitgeteilt. 2 Persönliche Mitteilung von L. T. Laffer.

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