Das Boot in der Amat-Kultur (Südwest-Neuguinea)
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des Fest zu sehen. Von der Rotterdamer Expedition wurden zwei Bis-Pfähle erworben,
welche das Symbol der Fruchtbarkeit, die Schildkröte, deutlich zeigen.
Zuletzt muß noch hingewiesen werden auf das uramun oder Geisterboot, das ge
wöhnlich eine Länge von 7 bis 8 Meter hat. Dieses Geisterboot wird im Hinterland des
Asmat-Gebietes angetroffen, wo keine Bis-Pfähle angefertigt werden. Es spielt eine
Rolle beim emake-tsjem-Fest, wenn die Knochen der vom Feinde enthaupteten Per
sonen ausgegraben und in einem Geisterhaus niedergelegt werden. Tänze und Schein
angriffe werden aufgeführt, um die Geister der Verstorbenen zu vertreiben. Das
Figur 13. Länge 6,90 m.
uramun hat keinen Boden, trägt aber eine Anzahl Geisterfiguren, weil eine Schildkröte
den zentralen Platz im Boote einnimmt. Vorder- und Hintersteven haben eine etsjo-
pok-Schnitzerei (Fig. 13).
Im Anschluß an das emake-tsjem-Fest findet die Initiation der Jünglinge statt,
wobei die aus dem Festhause kommenden Initianden sich auf die Schildkröte nieder
setzen, um sich die Beine tätowieren zu lassen. Auch hier hat man es in erster Linie
mit einem Erneuerungsfest zu tun. Die jungen Leute sollen die gefallenen Krieger
ersetzen.
Das Vorkommen von Booten im wasserreichen Asmat-Gebiet ist ja selbstverständ
lich, aber die tiefgehende Verbundenheit mit dem Boote ist faszinierend und typisch
für die Asmat-Kultur. Dazu kommt das großartige Gepräge, daß die Asmat-Künstler
ihren Schöpfungen mitgegeben haben.