Skip to main content
Page Banner

Full Text: Tribus, 26.1977 N.F.

Buchbesprechungen 
181 
Querläufer und Balkenquadrat verstrebt und 
gestützt“ (S. 59). 
In dem Kapitel „Soziales Leben“ erfahren 
wir, was sich einerseits über den Lebenszyklus, 
andererseits über die politische Gliederung und 
das Häuptlingstum in Erfahrung bringen ließ. 
Dem schließt sich das Kapitel „Religiöses Le 
ben“ an, worin folgende Themen behandelt 
werden: Kosmologie, Schöpfung, Zauberarzt 
und Krankenheilung, Tierherren, Pflanzenent 
stehung, Herrengeister und sonstige mytholo 
gische Gestalten. Auch auf diesen Seiten be 
schäftigt sich Schuster immer wieder mit der 
Frage, welcher kulturhistorischen Schicht die 
einzelnen Vorstellungen zuzuordnen sind. 
Die beiden Forscher konnten in Yudinya- 
manya ein Tanzfest beobachten, dessen Ver 
lauf unter der Überschrift „Das Wildschwein 
fest“ beschrieben und durch 14 Fotos sowie 
durch Umzeichnungen der Körperbemalung 
illustriert ist. Bei der symbolischen Deutung 
des Festes erwiesen sich die Indianer nicht als 
kooperativ, da sie es einfach als geselliges Ver 
gnügen bezeichneten. Damit konnte sich Schu 
ster nicht zufriedengeben. Durch den Vergleich 
mit den Festen anderer Karib-Stämme, ins 
besondere der Taulipang und Kamarakoto, 
erarbeitete er eine Interpretation, der er nicht 
nur für die Yekuana, sondern auch für andere 
Stämme Guayanas Gültigkeit zuspricht. Das 
Ergebnis lautet, man könne „den ganzen Kom 
plex also als Jagdritual einordnen“ (S. 122), 
das mit einem Palmfruchtfest verbunden sei. 
Somit ist der Komplex „ein typischer Fall eines 
wildbeuterischen Mischrituals“ (S. 122). Wäh 
rend des Festes fanden Ringkämpfe statt, 
deren Sinn Schuster aus dem Material er 
schließt, das über die „Mundurucu, die direkt 
südlich des Amazonas wohnen“ (S. 123), zur 
Verfügung steht. Demnach dürften auch diese 
Kämpfe Teil eines Pekari-Rituals sein. Diese 
Darlegungen bieten ein interessantes und in 
struktives Beispiel für die Argumentations 
weise jener kulturhistorischen Schule, von der 
Schuster geprägt wurde. 
Als nächstes bespricht der Autor „Die 
sprachliche Situation“, d. h. die linguistische 
Erforschung der Yekuana, und bringt Wörter 
listen der Körperteile, der Flora und Fauna, 
der Verwandtschaftsterminologie etc. Es fällt 
auf, daß es Schuster im Gegensatz zu anderen 
Forschern für nötig erachtete, zwei hohe Mit 
telvokale zu unterscheiden. Man fragt sich, ob 
hierbei nicht phonetische und phonematische 
Transkription vermischt wurden. 
Das Schlußkapitel „Kulturhistorische Zu 
sammenfassung“ ist durch die treffende Fest 
stellung eingeleitet: „Die kulturhistorische Ge 
samtsituation in Südamerika ist durch die be 
sondere Schwierigkeit gekennzeichnet, im gro 
ßen Waldland zu sicheren Abgrenzungen zu 
gelangen...“ (S. 141). Zweieinhalb Seiten da 
nach kommt Schuster zu dem Ergebnis: „So 
lassen sich im Kulturgebäude der Makiritare 
eine Reihe von Horizonten und Einwirkungen 
unterscheiden. Die älteste Phase können wir 
als jägerisch bezeichnen; aus ihr hat sich, wie 
gezeigt, noch vieles erhalten . . . Eine jüngere 
Phase ist durch den intensiven Maniokbau 
charakterisiert, den die karibischen Makiritare 
mit den aruakischen Guinau teilen. Auf dieser 
Basis entfaltete sich das spezifisch guayanische 
Kulturgepräge . . .“ — Meines Wissens ist inten 
siver Maniokbau jedoch bei einer Vielzahl von 
Stämmen Amazoniens und auch anderer Ge 
biete anzutreffen. — „Die im Westen der 
guayanischen Kulturprovinz wohnenden Maki 
ritare wurden jedoch auch von Einflüssen aus 
dem zirkumkaribischen Raum . . . erreicht . . .“ 
Dann stellt Schuster fest: „Über die abso 
lute zeitliche Fixierung der hier beschriebenen 
kulturhistorischen Vorgänge läßt sich jedoch 
gegenwärtig noch nichts Sicheres sagen . . .“ 
(S. 144 f.), um im Schlußsatz zu erklären, daß 
er die Lösung dieser Probleme von der künf 
tigen archäologischen Forschung erhofft. 
Helmut Schindler 
Anton Lukesch: 
Bearded Indians of the Tropical Forest — 
The Asurini of the Ipiagaba. Graz: Aka 
demische Druck- u. Verlagsanstalt. 1976. 
104 S., 40 Taf. m. 39 Schwarzweiß- u. 25 
Farbahb., 15 Zeicbn. 
Der Verfasser ist bisher durch seine Publi 
kationen über den Ge-Stamm der Kayapö, 
unter denen er als katholischer Missionar wirk 
te, bekannt geworden (vgl. meine Besprechung 
in „Tribus“ Nr. 20, S. 259 ff.). Hier nun legt 
er einen anschaulichen Bericht über den erst 
maligen Kontakt von Angehörigen der west 
lichen Zivilisation — ihm selbst und seinem 
Bruder, Pater Karl Lukesch — mit der 
Gruppe des Tupi-Stammes der Asurini am Rio 
Ipiafaba, einem rechten Nebenfluß des unteren 
Rio Xingu, in den Maiwochen des Jahres 1971 
vor. Das Zusammentreffen verlief nicht ohne 
dramatische Spannungen, waren doch die Asu 
rini, Verwandte der Surui, wegen ihrer bis 
dahin abweisenden, ja feindseligen Haltung 
gefürchtet. Noch beeindruckender als die schrift 
liche Schilderung ist die mündliche Darstellung, 
die Monsignore Lukesch bei einem Vortrag
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.