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Full Text: Tribus, 26.1977 N.F.

Buchbesprechungen 
183 
die Idenfikation, Lokalisierung und Größe 
der darin erwähnten einigen fünfzig Indianer 
stämme der Provinz Maynas (dazu Karte auf 
S. 122), wobei zu berücksichtigen ist, daß nur 
ein kleiner Teil der Stämme des Gebietes in 
missionarische Obhut gelangten, die Mehrzahl 
der Bewohner sich aber in unzugängliche 
Regionen zurückzog. Wo und wann immer 
möglich, konzentrierten die Missionare die 
Indianer zur besseren Kontrolle in sogenann 
ten Reduktionen, deren mehr oder weniger 
genaue Lage in einer Karte (S. 124) festgehal 
ten wird. Den dadurch wie auch durch andere 
Faktoren, z. T. interethnischer Art, bedingten 
Wanderungen wird soweit wie möglich eben 
falls nachgegangen. Von besonderem Interesse 
sind die vor allem durch den spanisch-portu 
giesischen Grenzstreit ausgelösten West-Wan 
derungen der Omagua und Yurimagua, die 
sich auf der Flucht vor den Portugiesen in den 
Schutz der spanischen Jesuiten begaben. Auch 
aus dem Süden, aus dem Ucayali-Gebiet (Karte 
S. 123) erhielten die Reduktionen Zuzug, die 
wegen der Möglichkeit des Erwerbs europä 
ischer Zivilisationsgüter, insbesondere von 
Eisenwaren, große Anziehungskraft auf die 
Indianer ausübten. In den Reduktionen erwar 
tete sie — ganz abgesehen von der gesund 
heitlichen Gefährdung durch eingeschleppte 
Epidemien — strenge geistliche Zucht und Un 
verständnis gegenüber alteingewurzelten Sitten 
und Gebräuchen wie Polygamie und Endo- 
kannibalismus. Dies führte in mehreren Fällen 
zum Mord an den Missionaren, wie Grohs 
im letzten Kapitel erwähnt, das sich als ein 
ziges ein wenig mit der kulturellen Situation 
der Indianer beschäftigt. 
Mehr als eine zugegebenermaßen recht sorg 
fältige und für weitere Untersuchungen in die 
sem Raum nützliche demographische Übersicht 
ist aber von der Autorin nicht beabsichtigt. 
Solche Beschränkung mag für eine Magister 
arbeit genügen; der an diesem Raum und sei 
nen Bewohnern in dem fraglichen Zeitraum 
interessierte Leser hätte sich trotz alledem 
mehr ethnographische Information aus den z. T. 
sonst nicht leicht zugänglichen Quellen ge 
wünscht. Von der ethnohistorischen Betrach 
tungsweise, deren Definierung Grohs in der 
Einleitung versucht, ist im vorliegenden Fall, 
von der Wahl des Gegenstandes einmal abge 
sehen, leider nur der etwas dürre historische 
Aspekt übriggeblieben. Nichtsdestoweniger sei 
der Autorin für diesen ihren Beitrag zur Er 
hellung der kolonialzeitlichen Situation der 
Indianer Südamerikas gedankt. 
Otto Zerries 
FÜHRER UND KATALOGE 
Alfred Janata: 
Musikinstrumente der Völker — Außer 
europäische Musikinstrumente und Schall 
geräte: Systematik und Themenheispiele. 
Ausstellungs- und Sammlungskatalog. Wien: 
Museum für Völkerkunde. 1975. 320 S., 
106 Ahh. auf 40 Taf., zahlr. Zeichn. i. T. 
Der Katalog wurde anläßlich der Neuauf 
stellung der Musikinstrumentensammlung des 
Wiener Völkerkundemuseums im Herbst 1975 
hcrgestellt. In den einzelnen Kapiteln werden 
die Errichtung der Ausstellung einschließlich 
ihrer Vorgeschichte und ihrer Aufbauprinzipien 
— und damit auch des Katalogs — sowie die 
Herkunft der Sammlungen erläutert. Mit Recht 
wird darauf hingewiesen, daß Völkerkunde 
museen normalerweise ethnographisch-geogra 
phisch organisiert sind und Musikinstrumente 
sich in den einzelnen Abteilungen verstreut 
finden: ein Grund, weshalb es kaum Übersich 
ten über derartige spezielle Museumsbestände 
gibt. 
Insgesamt besitzt das Wiener Museum ca. 
3200 Inventarnummern an Musikinstrumenten, 
was knapp 2,5 % der Gesamtbeständc ent 
spricht. Davon wurden im vorliegenden Kata 
log 1273 Stücke im einzelnen besprochen und 
auf weitere Vergleichs- und Parallelstückc hin 
gewiesen. In der Systematik halten sich die 
Herausgeber hauptsächlich an das gemeinsame 
Modell von Hornbostel und Sachs, das nach 
wie vor als das brauchbarste gilt. Es wäre nütz 
lich gewesen, in diesem Kapitel auch neuere 
Versuche der Systematisierung, wie z. B. den 
von Jeremy Montagu, zu erwähnen. Die fol 
gende Bibliographie weist einige unverständ 
liche Lücken auf: Titel wie Rich. G. Camp 
bell, „Zur Typologie der Schalenlanghalslaute“ 
(Baden-Baden 1968) dürften hier wohl nicht 
fehlen. 
Das Material ist gegliedert in die Ab 
schnitte: Idiophone, Membranophone, Chordo- 
phone und Aerophone. Jedes Instrument ist mit 
seiner systematischen Bezeichnung genannt und, 
soweit bekannt, sein heimatlicher Name an 
gegeben. Darauf folgen eine kurze Beschrei 
bung seiner Konstruktion, seine Maße, sein 
Herkunftsort, seine Museumssignatur, der Hin
	        
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