Buchbesprechungen
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die Idenfikation, Lokalisierung und Größe
der darin erwähnten einigen fünfzig Indianer
stämme der Provinz Maynas (dazu Karte auf
S. 122), wobei zu berücksichtigen ist, daß nur
ein kleiner Teil der Stämme des Gebietes in
missionarische Obhut gelangten, die Mehrzahl
der Bewohner sich aber in unzugängliche
Regionen zurückzog. Wo und wann immer
möglich, konzentrierten die Missionare die
Indianer zur besseren Kontrolle in sogenann
ten Reduktionen, deren mehr oder weniger
genaue Lage in einer Karte (S. 124) festgehal
ten wird. Den dadurch wie auch durch andere
Faktoren, z. T. interethnischer Art, bedingten
Wanderungen wird soweit wie möglich eben
falls nachgegangen. Von besonderem Interesse
sind die vor allem durch den spanisch-portu
giesischen Grenzstreit ausgelösten West-Wan
derungen der Omagua und Yurimagua, die
sich auf der Flucht vor den Portugiesen in den
Schutz der spanischen Jesuiten begaben. Auch
aus dem Süden, aus dem Ucayali-Gebiet (Karte
S. 123) erhielten die Reduktionen Zuzug, die
wegen der Möglichkeit des Erwerbs europä
ischer Zivilisationsgüter, insbesondere von
Eisenwaren, große Anziehungskraft auf die
Indianer ausübten. In den Reduktionen erwar
tete sie — ganz abgesehen von der gesund
heitlichen Gefährdung durch eingeschleppte
Epidemien — strenge geistliche Zucht und Un
verständnis gegenüber alteingewurzelten Sitten
und Gebräuchen wie Polygamie und Endo-
kannibalismus. Dies führte in mehreren Fällen
zum Mord an den Missionaren, wie Grohs
im letzten Kapitel erwähnt, das sich als ein
ziges ein wenig mit der kulturellen Situation
der Indianer beschäftigt.
Mehr als eine zugegebenermaßen recht sorg
fältige und für weitere Untersuchungen in die
sem Raum nützliche demographische Übersicht
ist aber von der Autorin nicht beabsichtigt.
Solche Beschränkung mag für eine Magister
arbeit genügen; der an diesem Raum und sei
nen Bewohnern in dem fraglichen Zeitraum
interessierte Leser hätte sich trotz alledem
mehr ethnographische Information aus den z. T.
sonst nicht leicht zugänglichen Quellen ge
wünscht. Von der ethnohistorischen Betrach
tungsweise, deren Definierung Grohs in der
Einleitung versucht, ist im vorliegenden Fall,
von der Wahl des Gegenstandes einmal abge
sehen, leider nur der etwas dürre historische
Aspekt übriggeblieben. Nichtsdestoweniger sei
der Autorin für diesen ihren Beitrag zur Er
hellung der kolonialzeitlichen Situation der
Indianer Südamerikas gedankt.
Otto Zerries
FÜHRER UND KATALOGE
Alfred Janata:
Musikinstrumente der Völker — Außer
europäische Musikinstrumente und Schall
geräte: Systematik und Themenheispiele.
Ausstellungs- und Sammlungskatalog. Wien:
Museum für Völkerkunde. 1975. 320 S.,
106 Ahh. auf 40 Taf., zahlr. Zeichn. i. T.
Der Katalog wurde anläßlich der Neuauf
stellung der Musikinstrumentensammlung des
Wiener Völkerkundemuseums im Herbst 1975
hcrgestellt. In den einzelnen Kapiteln werden
die Errichtung der Ausstellung einschließlich
ihrer Vorgeschichte und ihrer Aufbauprinzipien
— und damit auch des Katalogs — sowie die
Herkunft der Sammlungen erläutert. Mit Recht
wird darauf hingewiesen, daß Völkerkunde
museen normalerweise ethnographisch-geogra
phisch organisiert sind und Musikinstrumente
sich in den einzelnen Abteilungen verstreut
finden: ein Grund, weshalb es kaum Übersich
ten über derartige spezielle Museumsbestände
gibt.
Insgesamt besitzt das Wiener Museum ca.
3200 Inventarnummern an Musikinstrumenten,
was knapp 2,5 % der Gesamtbeständc ent
spricht. Davon wurden im vorliegenden Kata
log 1273 Stücke im einzelnen besprochen und
auf weitere Vergleichs- und Parallelstückc hin
gewiesen. In der Systematik halten sich die
Herausgeber hauptsächlich an das gemeinsame
Modell von Hornbostel und Sachs, das nach
wie vor als das brauchbarste gilt. Es wäre nütz
lich gewesen, in diesem Kapitel auch neuere
Versuche der Systematisierung, wie z. B. den
von Jeremy Montagu, zu erwähnen. Die fol
gende Bibliographie weist einige unverständ
liche Lücken auf: Titel wie Rich. G. Camp
bell, „Zur Typologie der Schalenlanghalslaute“
(Baden-Baden 1968) dürften hier wohl nicht
fehlen.
Das Material ist gegliedert in die Ab
schnitte: Idiophone, Membranophone, Chordo-
phone und Aerophone. Jedes Instrument ist mit
seiner systematischen Bezeichnung genannt und,
soweit bekannt, sein heimatlicher Name an
gegeben. Darauf folgen eine kurze Beschrei
bung seiner Konstruktion, seine Maße, sein
Herkunftsort, seine Museumssignatur, der Hin