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Full Text: Anthropos, 102.2007

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Dominik E. Schieb 
ses, eine Regierung der nationalen Einheit zu bil 
den, konnte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, 
dass nach wie vor Fidschianer eine nominelle Al 
leinherrschaft im Land besitzen. 
Mitte des Jahres 2006 verstärkten sich die Span 
nungen zwischen der Regierung Quarases und dem 
Militär um Commodore Frank Voreqe Bainimara- 
ma, der schon im Jahre 2005 die Korruption und 
den Nepotismus des Staatsapparates angeprangert 
hatte. Darüber hinaus warf er Quarase das Schüren 
ethnischer Spannungen vor. Diese Anschuldigun 
gen wurden nach der Wiederwahl der Regierung 
erneut aufgeworfen. Am 5. 12. 2006 vollzog das 
Militär einen unblutigen Staatsstreich der bis dato 
anhält. 
Im Folgenden soll aufgezeigt werden, dass sich 
die Ursachen der Ereignisse der letzten knapp 
zwanzig Jahre schon in kolonialer und vorkolo 
nialer Zeit finden lassen. Durch die Maßnahmen 
der britischen Kolonialverwaltung kam es zwischen 
1874 und 1970 zu schwerwiegenden gesellschaft 
lichen Wandlungsprozessen, die in ihrer Summe 
nach der Unabhängigkeit zu weit reichenden Pro 
blemen für die fidschianische Gesellschaft führten. 
Darüber hinaus bilden die Entwicklungen in Fi 
dschi die einmalige Gelegenheit, eine multiethni 
sche und multikulturelle Gemengelage in einem 
vergleichbar überschaubaren regionalen Rahmen 
zu untersuchen. 2 
2 Fidschi vor 1874 
2.1 Die europäische Einflussnahme in Fidschi 
Im Jahre 1643 kreuzte der Holländer Abel Jans- 
zoon Tasman in fidschianischen Gewässer nordöst 
lich von Vanua Levu. Zurück in Batavia berichte 
te er von seinen Entdeckungen. Am 2. Juni 1774 
warf die HMS Resolution Anker vor der Küste Va- 
toas. Cooks Besatzung konnte zwar einige Perso 
nen in Kanus ausmachen, eine Kontaktaufnahme 
schlug jedoch fehl. Erst 17 Jahre später kam es zu 
ersten bezeugten Kontakten zwischen Europäern 
und Fidschianern. Die Folgen waren gravierend, da 
eine Epidemie ausbrach. Die ersten Kontakte lie 
fen keineswegs immer friedlich ab. Oftmals kam 
es zu Auseinandersetzungen zwischen den Euro 
päern, die von den Fidschianern als kai vavalagi 
(Männer von unterhalb des Himmels) bezeichnet 
wurden, und den furchtlosen, tapferen Kannibalen, 
von denen den Europäern in Tonga berichtet wurde 
(Brown 1973: 17ff.; Burns 1963: 43f.). 
Den Entdeckungsreisenden folgten beachcom 
ber und castaways. Es handelte sich um gestran- 
dete Matrosen oder um entflohene Häftlinge ^ 
New South Wales. Diese traten als Innovatoren i 
Rahmen des Kulturwandels auf (Bargatzky 19 ' 
1980), wenngleich schon hinzuzufügen ist, da 
die Meinungen über den Umfang und die Art 
Einflussnahme dieser einzelnen Fremden stark 
vergieren. 3 Die ersten entflohenen Strafgeld», 
nen und Schiffbrüchigen, wie der Schwede K a 
Svensson (Charles Savage of Bau), ließen 
1804 in Bau und Rewa nieder. Sie lebten unter 
sich 
deU 
ihre 
Schutz der Häuptlinge, denen sie im Gegenzug 
Unterstützung in den tribalen Konflikten zusag 
Ihre Zahl blieb jedoch gering, da sie sich in p e ^; 
nenten Streitereien untereinander und in Kon uff 
mit Einheimischen dezimierten. 4 
Diese einzelnen Fremden ebneten in der r° & 
zeit den Weg für die Mission sowie für europa* 8 
Händler und Siedler. Nachdem die Nachricht h, 
die reichhaltigen Sandelholz Vorkommen in 1 t 
South Wales, New England und Kalkutta 
wurde, strömten eine Reihe von Strandräubern ^ 
Händlern nach Fidschi, die Abholzungsrechte. 
Tausch gegen Äxte, Schmuck und später 
erfeV" 
fen erwarben. Gerade durch den Einsatz 
nannter Waffen erhofften sich die in Dau 
n Von 
verstrickten fidschianischen Häuptlinge einen 
teil gegenüber ihren Konkurrenten. Das Emg^. 
fen der Europäer und die Verwendung europa lSC ^ 
Waffen veränderte die politische Konstellah 0 ^ 1 
dschis nachhaltig. Den Sandelholzhändlern f° » ^ 
bêche-de-mer Züchter, die sich im Gegensa 
den Händlern permanent in Fidschi niederh 
um diese Meeresschnecken zu kultivieren. 
dete den ersten Schritt zu einer veränderten 
sehen Zusammensetzung Fidschis. 5 Reein 11 
Die Mission begann ebenfalls ab dem j^ u p 
des 19. Jahrhunderts auf die fidschianisch^ ^ 
tur Einfluss auszuüben. Die Missionare war ^jt 
nächst wenig erfolgreich. Dies änderte si 
dem Eintreffen von Rev. David Cargill un , erß its 
William Cross. Von den Lau-Inseln, w °j con ve f ' 
ein Großteil der dort ansässigen Tongaer t6 s- 
tiert war, breitete sich die methodistische y0 n 
lehre nach Westen aus. Spätestens die ga ßf 
Kaba, in der christliche Fidschianer und 
gegen Verfechter der traditionellen fidschi 2Ll iii 
Religion kämpften, verhalf dem Christentu 
3 Bums (1963:54); Clunie (2003: 189); France 
(1969 ; 
• ¿¿U 
Stanley (2004: 18). 
4 Brown (1973: 78 ff.); Gravelle (1988: 39 ff); ^ ück 
16). ( 
5 Derrick (1957: 21 f.); France (1969: 23 ff.); Müc* Ier 
46 ff.). 
102 
(20° 1: 
,200 1 
Anthrop 08
	        
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