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Full Text: Anthropos, 102.2007

,r °P°s 102.2007 
vadis Fidschi? 
517 
Quo 
^ Ur chbruch. 6 Wie in anderen Teilen des Pazifiks 
^ ar die Mission auch Wegbereiter neuer ökonomi- 
Sc her Rahmenbedingungen und innovativer land 
wirtschaftlicher Produktionstechniken. Dies führte 
ei vielen Fidschianern zu einer Neubewertung von 
^Welt und Ressourcen (Gunson 1978: 263ff.). 
Ab 1830 ließen sich zunehmend europäische 
^ e dler in Fidschi nieder. Die oftmals unter du- 
l °sen Umständen vollzogenen Landkäufe sollten 
, r das koloniale und nachkoloniale Fidschi noch 
W K ne Reihe von Problemen mit sich bringen. Die 
£ liegende Mehrheit der Siedler waren britische 
aa tsbürger. Um deren Interessen zu schützen, ent- 
n dte England Konsuln nach Fidschi. Die Forde- 
, Un § einer Annexion des Landes, die überwiegend 
11 den Missionaren und Plantagenbesitzem vor- 
- § e hieben wurde, blieb zunächst ungehört (Der- 
^ 1974: 95ff.; France 1969: 71). Auch von eini- 
0 Politischen Vertretern der fidschianischen Ge- 
y Sc haft wurde die Annexion angestrebt. Dieses 
^halten wird durch einen kurzen Überblick über 
w fidschianische Geschichte vor der Annexion 
874 verständlich. 
2.2 
Fidschianische Einigungsbestrebungen 
Und der Einfluss Tongas 
t)i 
Voreur °P äische Geschichte Fidschis, soweit 
^ diese rekonstruieren lässt, war geprägt 
J c h kriegerische Auseinandersetzungen einzel- 
v 0fl ^fiuptlingstümer um Macht und die Kontrolle 
d etl ^ e ssourcen. Die permanent anhaltenden Feh- 
L )rn Unc i Rivalitäten führten zur Formierung von 
eXeren P 0 liti sc h en Gebilden, so genannter 
\ v Qn ^ u (Allianzen). 7 Durch die Erlangung einer 
r utsb aChtSStellung * n ^ orm von Kriegs- und Hei- 
fid s .u ndnissen erhofften sich einige hochrangige 
^ter lan ^ sc he Häuptlinge die Einigung des Landes 
b esc , ^rer Herrschaft. Die traditionellen Fehden 
Hh u r . an kten sich ursprünglich auf kleine lokale 
n gstümer. Erst ab der Mitte des 18. Jahrhun- 
k(w Setzt e eine Entwicklung hin zur Formierung 
P euerer politischer Gebilde ein. 8 
— 
(1 QtqH (1973: 121 ff.); Gravelle (1988: 53f„ 81 ff.); Gunson 
7 L d e r 8: d 20 ^ 9 7,301). 
d re i le ser matanitu stand ein paramount chief vor. Die 
v üs) g ^°ßen matanitu Burebasaga (im Südwesten Viti Le- 
(a üf v ubu na (im Osten Viti Levus) und die Tovata ko Lau 
gen w anua Bevu und den Lau-Inseln) finden in der Ge- 
tü n „ ^ ibre Entsprechung in den gleichgenannten Verwal- 
8 
gen an 4eit Um 1860 werden 12 führende Häuptlingstümer 
durj ü' ® a > Bau, Bua, Cakaudrove, Lakeba, Nadroga, Na- 
ßtov'e aVUa ’ k a kiraki, Rewa und Vuda, wobei Bau, Cakau- 
Un d Lakeba eine herausragende Stellung einnahmen. 
Unter diesen ist Bau eine herausragende Stel 
lung zuzusprechen. Die Bewohner der kleinen, 
der Ostküste Viti Levus vorgelagerten Insel waren 
die ersten Fidschianer, die regelmäßigen Kontakt 
mit Europäern pflegten. Die Politik Baus zeichne 
te sich jedoch schon vor der Ankunft der ersten 
Europäer durch expansive Bestrebungen aus. Un 
ter Ratu Naulivou wurde Bau um 1820 erstmals 
zum “Zentrum der politischen Macht”. 9 Der Tod 
Naulivous führte zu einem kurzzeitigen Verfall. 
Erst ca. 20 Jahre später erfolgte der Wiederaufstieg 
Baus unter Ratu Sem Apenisa Cakobau. Dieser 
gilt als eine der herausragenden Persönlichkeiten 
der fidschianischen Geschichte. Unter ihm erlangte 
Bau seine Position als primus inter pares zurück. 
Im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts konnte 
Cakobau seinen Machtbereich auf weite Teile Fi 
dschis ausbauen. Gleichzeitig gelang es ihm, durch 
geschicktes Verhandeln mit den Europäern, große 
Teile der Güterexporte zu kontrollieren. 10 
Daneben stieg der Einfluss von außen stetig an. 
Neben den Europäern zeigten auch die Tongaer In 
teresse an Fidschi. Deren Verhalten lässt sich im 
Rahmen einer expansiven Politik verstehen (Mück- 
ler 1998; 50). Gerade das 19. Jahrhundert zeichnete 
sich durch weitreichende Konflikte zwischen ver 
feindeten Gruppen aus, deren Höhepunkt der Bau- 
Rewa Krieg 1843 bis 1855 darstellte. 
Es muss an dieser Stelle betont werden, dass 
die fidschianische Kultur von sich aus keine ausrei 
chenden Mechanismen zur Verfügung stellte, das 
Land zu einen. Cakobau war für einen Sieg über 
Rewa auf weit reichende Unterstützung durch eu 
ropäische Waffen und Taufa’ahaua Tupou I. (Kö 
nig George von Tonga) angewiesen. Taufa’ahauas 
Unterstützung erkaufte er durch die Konvertierung 
zum Christentum und einer Reihe prestigeträchti 
ger Geschenke. 11 
Zwischen Fidschi und Tonga herrschte seit Jahr 
hunderten reger Austausch. Im Laufe der Zeit kam 
es im Osten Fidschis (Lau) zur Etablierung einer 
Reihe tongaischer Enklaven. 12 Um 1850 kam der 
tongaische Häuptling Enele Ma’afuatu’itoga (kurz: 
Ma’afu), Sohn eines Rivalen von King George nach 
Fidschi. Neben der Führung der tongaischen En- 
9 Mit politischem Zentrum ist hier keine institutionalisierte 
politische Zentralinstanz gemeint. Es soll lediglich ausge 
drückt werden, dass Bau gegenüber seinen Rivalen eine Vor 
machtstellung eingenommen hat. 
10 Bums (1963:66); Ravuvu (1991:2); Routledge (1985: 
50ff.); Scarr (1970: 97f.); sowie Thomas (1986). 
11 Derrick (1974: 83 ff.); Gravelle (1988; 81 ff.); Scarr (1970: 
100 ff.). 
12 Hocart (1971); Kaeppler (1978); Reid (1983); Thompson 
(1971).
	        
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