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Dominik E. Schied 6
Häuptlinge verwickelt waren. Auch die Liberalisie
rung der Landpolitik 27 stieß bei vielen Fidschianern
auf heftige Kritik. Der taukei-Bewegung und Rabu-
ka konnten bis heute keine Involvierung in die Ge
schehnisse nachgewiesen werden, wenngleich es in
den letzten Jahren immer wieder zu Prozessen und
Anhörungen gekommen ist.
Darüber hinaus spielten auch traditionelle Riva
litäten eine Rolle. Die Kontroversen im GCC über
Speights Vorgehen und Ziele zeigten deutlich, dass
der Putsch auch im Licht der wiedererstarkten Ri
valitäten zwischen den Konföderationen zu sehen
ist. Speight, ein Mitglied der matanitu Kubuna, be
nannte bewusst Häuptlinge aus Bau und Politiker
aus dem Rewa Delta für seine gewünschte Regie
rung, um jene Konföderation gegenüber der Tovata
politisch aufzuwerten (Mückler 2000: 46f.). Drei
Wochen nach dem Putsch war die Wirtschaft nahe
zu zusammengebrochen. Wie schon 1987 setzte ein
indo-fidschianischer Flüchtlingsstrom ins Ausland
ein (Faust und Winter 2003: 154L).
Die Verhandlungen gestalteten sich schwierig.
Letztendlich einigten sich die Putschisten und das
Militär auf eine Übergangsregierung aus Speight-
Sympathisanten, taukei und Soqosoqo ni Vakavu-
leva ni Taukei-Politikern. Des Weiteren sollten Ver
fassungsänderungen die Paramountcy of Fijian In
terests stärken. Am 9. Juli 2000 Unterzeichnete
Speight ein Abkommen zur Freilassung der Gei
seln. Vier Tage darauf wurde Ratu Josefa Iloilo vom
Great Council of Chiefs zum Präsidenten Fidschis
gewählt. Dieser ernannte noch am selben Tag den
Lau-Insulaner Laisenia Quarase zum Premiermi
nister. Speight und seine Anhänger wurden dar
aufhin in einer landesweiten Aktion festgenommen
und die Mitglieder der Übergangsregierung in Qua-
rases Kabinett nicht mehr berücksichtigt. Die Ver
fassung von 1997 erhielt weiterhin ihre Gültigkeit.
Gerade die Ereignisse im Jahre 2000 haben
gezeigt, dass Fidschi heute keineswegs ein multi
ethnischer Staat ist, in dem es nur zu Spannun
gen zwischen Fidschianern und Indo-Fidschianern
kommt. Vielmehr ist die melanesische Bevölke
rung gespalten durch traditionelle Rivalitäten, die
durch den kolonialen Mythos der Homogenität kei
neswegs überwunden wurden. Diese Spannungen
sind gerade in den Neunzigern wieder vermehrt
aufgebrochen (Mückler 2002: 153; Robertson and
Sutherland 2001; 48 f.).
27 Chaudhrys Regierung sah es als eines ihrer Hauptanliegen,
die Regelungen für fidschianisches Land, das von Indo-
Fidschianern gepachtet wurde, zu vereinfachen. Der Groß
teil der fidschianischen Bevölkerung äußerte sich kritisch zu
diesem Vorhaben.
4.3 Ausblick
Die ersten Wahlen nach dem Putsch wurden a
25. August 2001 abgehalten. Quarases SoqosoQ
Duavata ni Lewenivanua konnte in Koalition
einer taukei-dominierten Partei gewinnen. In ..
letzten 5 Jahren versuchte die Regierung
Fidsch 1
aus der politischen und ökonomischen Krise
führen. Indo-fidschianische Interessen wurden m
bei wenig berücksichtigt. Es ging vielmehr
um, traditionelle Rivalitäten zu mindern. Die ™
len 2006 bestätigten Quarases Regierung in ^
Amt. Signifikant war die Tatsache, dass abgese ^
von jeweils zwei unabhängigen Kandidaten
Vertretern anderer ethnischer Gruppen alle i*i
an die Soqosoqo ni Vakavuleva ni Taukei und
Fiji Labour Party gingen. Quarase machte der r
um Mahendra Chaudhry das Angebot einer g r °
Regierungskoalition. Diese Zugeständnisse än
ten jedoch wenig an der fidschianischen Vorrnn
Stellung. Die angebotenen Ministerposten bezog
sich ausnahmslos auf unbedeutende Ämter. .
Im Jahre 2005 stand Fidschi erneut an ein te
Scheidepunkt. Ein neuerlicher Staatsstreich ko* 1
nicht ausgeschlossen werden. Im Mittelpunkt
Krise stand der äußerst umstrittene “Recone
tion, Tolerance, and Unity Bill”. Keminhalte
ses Gesetzeskatalogs sind Regelungen zu Ents
digungen für die Opfer der Ereignisse im J
2000. Darüber hinaus soll den Beteiligten des
ten Coups Straffreiheit gewährt werden. Denn ^
2001 kam es im Zuge der Ermittlungsverfahren
Verhaftungen und Verurteilungen möglicher ^
dächtiger, wie dem amtierenden Tui Cakau- ,
Höhepunkt dieser Entwicklungen stellte die . ß
haftung Rabukas am 11. Mai 2006 dar. Ihm ^ ^
die Vorbereitung eines möglichen Militärpu
im Anschluss an Speights Staatsstreich vor *V
fen. Am 11. 12. 06 wurde Rabuka von diese ^
schuldigungen freigesprochen. Quarase hatte ^
kündigt den “Reconciliation, Tolerance, and
Bill” im Falle eines Wahlsieges erneut ^ eI ^ eS et-
lament vorzulegen. Widerstand gegen den ^
zeskatalog erfuhr die Regierung insbesondere
Seiten indo-fidschianischer Interessenvertre - v
dem Militär. Im Jahre 2005 hatte Commodor e ^jj ß
nimarama eine militärische Intervention 1111 uS gß'
der Einführung des Gesetzeskatalogs nicht ^
schlossen. Mitte des Jahres 2006 waren dies e ^ v0 f
nungen wieder vehement aufgebrochen. K- Qji
Bainimaramas Reise in den Irak, um die
stationierten fidschianischen Truppen zU . lfl eim
ren, wurden 3.000 fidschianische Reservist^^
gezogen. Der Militäroberkommandierende ^ fif
te erneut den Rücktritt der Quarase Reg ie
Anthropos
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