596
Rezensionen
Cette dimension présociale est définie plus loin (61)
comme celle “où sont en cause les conditions mêmes
de toute sociabilité - autrement dit, de la construction
des liens sociaux élémentaires - dans une collectivité
donnée”. Et plus loin encore (119), traitant du “choix
prénatal”, l’auteur précise que cette notion de présocial
qui permet de penser la sorcellerie en relation avec le
système des attitudes de parenté, “n’a de sens qu’en
référence à cette indistinction, à cette indiscernabilité,
dans ‘l’œuf initial’ où plongent les êtres, les ‘petits
d’hommes’ avant de faire leur entrée dans ce monde,
le monde du langage dans lequel ils vont être subsumés
sous des catégories de parenté”. De toute façon, vivre
en société un destin qu’on a soi-même choisi avant sa
naissance dans la nuit primordiale, cela ne relève-t-il pas
d’une “structure de l’impossible” ?
L’ouvrage d’A. Adler rassemble, ordonne, ques
tionne, confronte et relie des données ethnographiques
qui proviennent en majorité du flanc ouest de l’Afrique,
de la Guinée à l’Angola. Si les références théoriques
vont allègrement de Freud à Lacan, de Lévi-Strauss à
L. de Heusch, de Frazer à Deleuze, à aucun moment
l’auteur ne prétend élaborer quelque chose qui ressem
blerait à une théorie d’ensemble. Dans un style parfois
énigmatique, il opère des rapprochements, ouvre des
pistes, suggère des hypothèses. Et il laisse entendre à
juste titre qu’en Afrique les systèmes politiques actuels
ne sont nullement à l’abri des liens avec la sorcellerie.
Pierre Emy
Arsuaga, Juan Luis, and Ignacio Martinez: The
Chosen Species. The Long March of Human Evolution.
Oxford: Blackwell Publishing, 2006. 284 pp. ISBN 978-
1-4051-1533-9. Price: £17.99
Eine allgemein anerkannte Rekonstruktion der
menschlichen Phylogenese ist trotz 150-jähriger paläoan-
thropologischer Forschung und einer enorm angewach
senen Hominidenfossilienzahl weiterhin in ferner Sicht,
da noch wesentliche Teilprobleme nicht zufriedenstel
lend gelöst werden konnten, z. B. die Frage der durchge
henden Abfolge in der menschlichen Entwicklungsreihe
von den subhumanen Primaten bis zu Homo sapiens, die
Rekonstruktion der verwandtschaftlichen Beziehungen
zwischen kontemporären Hominidentaxa oder die Ent
stehung und Entwicklung wichtiger Hominidenmerkma
le, z. B. der Bipedalität oder des biologischen Sprach-
vermögens. Es ist darum verständlich, dass jede neue
paläoanthropologische Entdeckung oder wissenschaft
liche Publikation, die zur Klärung der menschlichen Ver
gangenheit beiträgt, nicht nur von Fachanthropologen
mit Aufmerksamkeit verfolgt wird, sondern auch eine
merkliche Resonanz in der Öffentlichkeit findet.
In vorliegender Arbeit versuchen J. L. Arsuaga und
I. Martinez, zwei führende Forscher auf dem Gebiet der
Paläoanthropologie, den schwierigen Entwicklungsweg
des Menschen in Zeit und Raum nachzuzeichnen. Die
Autoren bemühten sich, die Entwicklungsabfolge des
Menschen anschaulich, mit Bezug auf vorliegendes Aus
grabungsmaterial darzustellen, wobei sie auch auf allge
meine Evolutionsprobleme zurückgriffen, die in derglei
chen Publikationen oft übergangen werden, da sie als
bekannt vorausgesetzt werden. Diese Einfügungen und
Erläuterungen sind gewöhnlich kurz und prägnant und
bezwecken die Klärung schwieriger Probleme. Beson
ders Einsteigern in dieses Wissensgebiet ermöglichen sie
ein besseres Verständnis der menschlichen Phylogenese
und deren Evolutionsfaktoren. Mitunter jedoch drängt
sich die Frage auf, ob es in einigen Fällen, z. B. bei der
Behandlung der Primatenklassifikation, sich doch nicht
erübrigt hätte, auf manche Einzelheiten einzugehen, oder
auch bei der Erörterung unserer Zugehörigkeit zu den
Primaten, da vieles davon mehr oder minder allgemein
bekannt sein dürfte (17-34).
Nach der Klärung verschiedener Vorfragen befassen
sich die Autoren mit den ältesten Hominidenfunden-
Das Fundmaterial von Ardipithecus ramidus erlaubt nur
wenige Rückschlüsse auf die Morphologie und das Ver
halten dieser Form. Weit größer sind die diesbezüglichen
Aussagemöglichkeiten bei den Australopithecusfossih'
en, wobei die Verfasser auch auf verschiedene mit diesen
Hominiden verbundene Probleme eingehen, z. B. auf di 6
ihnen zugeschriebene osteodontokeratische Kultur, ih r
eventuelles Jagdverhalten und die Tötung von Artgenos-
sen. Mehr interessierte sie jedoch bei diesen Frühformen
die Frage des aufrechten Ganges und die Körperhaltung
oder auch die Morphologie des Kauapparates bei den
Paranthropusformen.
Ihre besondere Aufmerksamkeit widmeten die Aut°'
ren jedoch den ersten Menschenrepräsentanten - Hoff 10
habilis/ rudolfiensis und Homo ergaster -, wobei sie dn s
Erscheinen dieser Hominiden in Zusammenhang mit der
Fleischgewinnung und dem Steinwerkzeuggebrauch h ßl
diesen Formen brachten. Die Australopithecinen hatten
wahrscheinlich ähnliche Hände wie der Mensch, sein 6
Gehirnkapazität (wie beim Schimpansen) hätte es ihnen
wohl auch erlaubt, einfache Steingeräte herzustellen»
allem Anschein nach hatten sie dergleichen jedoch men
nötig (101). Es kann hier nur bemerkt werden, dass vl6 ^
leicht die Steinwerkzeugherstellung für die Fleisch- un
Knochenmarkgewinnung ausschlaggebend sein könnt 6,
aber ganz stringent ist es nicht, da es verschied 6
Naturvölker verstanden, auch ohne Steingeräte Wildh 6
zu jagen und zu zerlegen. . h
Wie die Verfasser treffend bemerken, zeichnet si
der Mensch besonders durch seine Intelligenz aus,
mit der quantitativen und qualitativen Gehimentwi 6
lung einhergeht. Verschiedene diesbezügliche P r ° D
me, die in der Vergangenheit oft größere Kontrovef
auslösten, wurden bei dieser Gelegenheit klärend beh
delt (116-128). ifl6
Ohne Zweifel spielte in der Hominidenevolution &
gewichtige Rolle das Emährungsproblem. Anhand v
schiedener Merkmale kann derweil die Ernährung sW g 0
se bei den frühen Hominiden rekonstruiert werden-
stellte es sich heraus, dass z. B. die Australopitheci ^
deren Fossilien in Höhlen gefunden worden waren,
keine Jäger waren, vielmehr werden ihre dort g 6 t
genen Fossilien als Beutereste von Raubtieren g ed
(141).
l02-20° 7
Anthropos