P. Matthias Hermanns SYD
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und neben verschiedenen völkischen Minderheiten (Tibetern, Mongolen, Tujen,
Salaren, Resten von Uiguren) und in einer religiösen Vielfalt von Moslems,
Lamaisten, chinesischen Buddhisten, Taoisten usw. P. Hermanns arbeitete zu
erst als Missionar in Kulang/Tumentzu, dem Kontaktgebiet der Fandse und
Mongolen am Rande der Gobi, wo sie vor allem die Oasenstadt Tatsing auf
suchten. Später wurde er in die Hauptstadt Lanchow versetzt.
1934 machte er eine Studienreise nach Schantung und Peking, um die
Veröffentlichung seines Werkes über die Entstehung der chinesischen Hoch
kultur vorzubereiten; der erste Band erschien 1935 in Yenchowfu unter dem
Titel „Chinas Ursprung". Der zweite Band kam nie heraus; das Manuskript
ging zweimal verloren.
Nach seiner Rückkehr Ende 1934 begann er mit dem Studium des
Tibetischen. Sein Lehrer war ein Moslem, der ein tibetisch-chinesisches Wörter
buch verfaßt hatte. Von da ab blieben die Tibeter, speziell die Amdo-Nomaden,
der Hauptgegenstand seiner Studien. Eine geplante Expedition mit Wilhelm
Filchner scheiterte an dessen Forderungen, wohl zum Glück für beide. Dafür
ließ sich P. Hermanns, der die besseren Fach- und Sprachkenntnisse besaß,
in die Nachbarprovinz Tsinghai (Kukunor) versetzen, um im eigentlichen
Verbreitungsgebiet der Fandse unabhängig seinen eigenen Forschungen nach
zugehen. Bis 1947 verwaltete er nacheinander die Missionsstationen des soge
nannten Nord-Tales (pei-ch’uan) von Sining: zunächst Hei-tsuei p’u (bei dem
Geburtsort des Tsongkhapa in der Nähe von Kumbum), dann Hsin-t’ien
p’u und Ta-t’ung (= Mao-pei-sheng, am Rande des Ackerbaugebietes). In
diese Jahre fällt seine ertragreichste Forschertätigkeit mit ausgedehnten Reisen,
Materialsammlungen und Ausgrabungen.
Nie wieder habe er sich, wie er einmal bekannte, so wohl gefühlt wie
damals. In vielen Lamaklöstern bekannt, war er dort ein häufiger Gast. Um
gekehrt lud er die Mönche auf die Missionsstationen ein. Er durchzog die
Landschaften um den Kukunorsee, reiste weit hinunter bis südlich des rMa-chü
nach Rong-wu, La-brang, dann hoch in den Norden durch das Flußgebiet des
Taitung bis Suchow. Dabei legte er eine Karte der tibetischen Stämme an und
zeichnete die Abgrenzungen und Lamaserien so ein, wie er sie im Felde vor
fand. Er machte viele anthropologische Messungen, legte ein umfangreiches
Fotoarchiv an und sammelte wertvolle Manuskripte und Blockdrucke der
Bon, der Rot- und Gelbmützen. Auf seiner Hauptstation in Tatung beher
bergte er einen gelehrten Mönch aus dem Kloster sGo-mang dGon (Kuang-huei
szu), mit dem er wichtige tibetische Texte übersetzte: so die Handschriften
der Gesarsage, das A-mdo chos abyung (Ursprung der Lehre in Amdo, 2. Bd.),
das Tuu kwan grub mtha (Religionsgeschichte des Tuu kwan Lama) und
weitere geschichtliche, mythologische und Märchen-Stoffe. Die Übersetzungen
schrieb er auf der Maschine ins reine. Zu allen einschlägigen Gebieten sammelte
er Materialien in zwei Zettelkästen in Postkarten- und DIN-A-5-Format. Ton
bänder gab es zwar noch nicht; aber Prof. Dr. Marius Schneider (Berlin)
sandte ihm einen Walzenapparat mit 100 Walzen, von denen nur vierzig heil
ankamen. Auf ihnen nahm er tibetische, mongolische, chinesische und Mon-
guor-Gesänge auf. Er schickte sie mit einer Sammlung tibetischer Bilder nach