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Full Text: Anthropos, 67.1972

P. Matthias Hermanns SYD 
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und neben verschiedenen völkischen Minderheiten (Tibetern, Mongolen, Tujen, 
Salaren, Resten von Uiguren) und in einer religiösen Vielfalt von Moslems, 
Lamaisten, chinesischen Buddhisten, Taoisten usw. P. Hermanns arbeitete zu 
erst als Missionar in Kulang/Tumentzu, dem Kontaktgebiet der Fandse und 
Mongolen am Rande der Gobi, wo sie vor allem die Oasenstadt Tatsing auf 
suchten. Später wurde er in die Hauptstadt Lanchow versetzt. 
1934 machte er eine Studienreise nach Schantung und Peking, um die 
Veröffentlichung seines Werkes über die Entstehung der chinesischen Hoch 
kultur vorzubereiten; der erste Band erschien 1935 in Yenchowfu unter dem 
Titel „Chinas Ursprung". Der zweite Band kam nie heraus; das Manuskript 
ging zweimal verloren. 
Nach seiner Rückkehr Ende 1934 begann er mit dem Studium des 
Tibetischen. Sein Lehrer war ein Moslem, der ein tibetisch-chinesisches Wörter 
buch verfaßt hatte. Von da ab blieben die Tibeter, speziell die Amdo-Nomaden, 
der Hauptgegenstand seiner Studien. Eine geplante Expedition mit Wilhelm 
Filchner scheiterte an dessen Forderungen, wohl zum Glück für beide. Dafür 
ließ sich P. Hermanns, der die besseren Fach- und Sprachkenntnisse besaß, 
in die Nachbarprovinz Tsinghai (Kukunor) versetzen, um im eigentlichen 
Verbreitungsgebiet der Fandse unabhängig seinen eigenen Forschungen nach 
zugehen. Bis 1947 verwaltete er nacheinander die Missionsstationen des soge 
nannten Nord-Tales (pei-ch’uan) von Sining: zunächst Hei-tsuei p’u (bei dem 
Geburtsort des Tsongkhapa in der Nähe von Kumbum), dann Hsin-t’ien 
p’u und Ta-t’ung (= Mao-pei-sheng, am Rande des Ackerbaugebietes). In 
diese Jahre fällt seine ertragreichste Forschertätigkeit mit ausgedehnten Reisen, 
Materialsammlungen und Ausgrabungen. 
Nie wieder habe er sich, wie er einmal bekannte, so wohl gefühlt wie 
damals. In vielen Lamaklöstern bekannt, war er dort ein häufiger Gast. Um 
gekehrt lud er die Mönche auf die Missionsstationen ein. Er durchzog die 
Landschaften um den Kukunorsee, reiste weit hinunter bis südlich des rMa-chü 
nach Rong-wu, La-brang, dann hoch in den Norden durch das Flußgebiet des 
Taitung bis Suchow. Dabei legte er eine Karte der tibetischen Stämme an und 
zeichnete die Abgrenzungen und Lamaserien so ein, wie er sie im Felde vor 
fand. Er machte viele anthropologische Messungen, legte ein umfangreiches 
Fotoarchiv an und sammelte wertvolle Manuskripte und Blockdrucke der 
Bon, der Rot- und Gelbmützen. Auf seiner Hauptstation in Tatung beher 
bergte er einen gelehrten Mönch aus dem Kloster sGo-mang dGon (Kuang-huei 
szu), mit dem er wichtige tibetische Texte übersetzte: so die Handschriften 
der Gesarsage, das A-mdo chos abyung (Ursprung der Lehre in Amdo, 2. Bd.), 
das Tuu kwan grub mtha (Religionsgeschichte des Tuu kwan Lama) und 
weitere geschichtliche, mythologische und Märchen-Stoffe. Die Übersetzungen 
schrieb er auf der Maschine ins reine. Zu allen einschlägigen Gebieten sammelte 
er Materialien in zwei Zettelkästen in Postkarten- und DIN-A-5-Format. Ton 
bänder gab es zwar noch nicht; aber Prof. Dr. Marius Schneider (Berlin) 
sandte ihm einen Walzenapparat mit 100 Walzen, von denen nur vierzig heil 
ankamen. Auf ihnen nahm er tibetische, mongolische, chinesische und Mon- 
guor-Gesänge auf. Er schickte sie mit einer Sammlung tibetischer Bilder nach
	        
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