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Full Text: Tribus, 44.1995,N.F.

TRIBUS 44, 1995 
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beschriebene Trilogie aus rillenbegrenzten Mäanderbändern und mehrfachem 
geschlossenen Umlauf. 
Die Stuttgarter Kunstkammer-Inventare geben über dieses Elfenbein-Horn ähnlich 
wie über das aus Sierra Leone getreulich Auskunft: 
»Ein großes gedrehtes Horn aus Helfendem, lang dritthalb Schue, unten drey Zoll 
weith über die Helfte ausgehöhlt, oben aber ganz zu, ringsherum mit Zierath von lau 
ter durcheinandergezogenen Quadrantulis gewunden hat zwey Öhrlein, ein Band 
dardurch zu ziehen, und anzuhängen.« 66 
Von den drei zur Disposition stehenden elfenbeinernen Hörnern im nächstfrüheren 
Inventar schon des 17. Jahrhunderts (s. o. 3.3.) dürfte mit unserem Instrument 18.359 
»Ein Jägerhorn.« (WLM Schmidlin 1670-92: 369) gemeint sein, findet sich doch 
dann für 1669 kein weiteres elfenbeinernes Horn mehr als nur noch wieder »Ein 
Jägerhorn.« (HStAS A 20a Bü 7 Übergabe 1669-71, 1684: fol. 7r), noch früher aber 
präziser: 
»Ein Rundt Krumb weiß horn, mit gewundener und geschnittener Arbeit.« (HStAS 
A 20a Bü 6 Betz 1654: 3) 
Der früheste Eintrag jedoch stammt vom 28. XII. 1642 (HStAS A 20a Bü 5 Protocoll 
1642-65; 5) und lautet: 
»Ein rund krumb weiß horn, mit gewunden geschnittener arbeit.« (ibid.: 6) 
Vermutlich hat unser Blasinstrument aus Afrika in Südwest-Deutschland die Plün 
derungen des 30jährigen Krieges überlebt und müßte dann schon vor 1634 (vgl. o. 3.) 
in Stuttgart angelangt sein. Doch für die Zeit vorher verliert sich jede Spur. 
Dafür verfügen wir bei drei mit unserem Stuttgarter nahezu identischen Stücken über 
sehr frühe Zeitansätze. Eines mit der Inventarnummer 1.003 im Museo de Infanteria 
von Toledo wird dem Besitz des Lyrikers Garcilaso de la Vega (1503-36) zuge 
schrieben 67 , und die zwei anderen mit den Inventarnummern 2-3 des Florentiner 
Museo degli Argenti tauchen schon 1553 in der dortigen herzoglichen Waffenkam 
mer auf 68 . Weitere Ersterwähnungen finden sich erst wieder im 19./20. Jahrhundert. 69 
Daß unser »Jägerhorn« für den Verkauf an Europäer hergestellt wurde, legen nicht 
nur die beiden Ösen nahe (Bassani 1975b: 8; Koloß 1982: 88), sondern nach Koloß 
auch die für das Kongobecken überreiche Verzierung und das Fehlen jeglicher 
Gebrauchsspuren. Dagegen ist das seitlich angebrachte Blasloch als afrikanisches 
Element aufzufassen (Söderberg 1956: 205; Hegemann 1969: 42; Forkl 1989: 106). 
Aus dem alten Kongo-Reich sind schon für 1488 nicht näher spezifizierte bearbeitete 
Gegenstände aus Elfenbein als Staatsgeschenke an den portugiesischen König 
belegt, für die Zeit zwischen 1580 und 1700 dann elfenbeinerne Blashörner, oft mit 
eigens erwähntem seitlichen Blasloch, die immer nur bei politisch bedeutsamen 
Anlässen gespielt wurden, wie im Krieg, zur Ankündigung wichtiger Persönlichkei 
ten oder bei den Trauerfeierlichkeiten für den verstorbenen König. 70 Besonders prä 
zise äußert sich Dapper (1967: 526) über Loango; 
»Bey dieser Stahtspracht wird sehr ahrtig auf unterschiedlichen Spielzeugen gespie- 
let: [...] als erstlich Hörner/von Elefantenzähnen gemacht /und so tief aus- 
gehöhlet/als es möglich ist/mit einem Loche am eusersten ende des Hohlen/das 
ohngefehr anderthalben oder zwee Daumen breit ist. Solcher Hörner findet man 
große und kleine/ein iedes nach dem maße/den Klang wohl zu bilden: und sie 
geben/wan ihrer achte oder zehen zugleich geblasen werden/keinen unangenehmen 
Klang.« 
Bassani (1975a: 78) weist zu Recht auf die Ähnlichkeit des Mäandermusters auf die 
sem Typ elfenbeinerner Hörner mit dem Dekor von Skarifikationen auf dem mensch 
lichen Körper 71 bzw. auf einer hölzernen Figur 72 und dem auf einer Matte 72 jeweils 
der Yombe, östlichen Nachbarn der Vili, hin; ferner mit dem Dekor der schon 
erwähnten plüschierten Stickereien in Rom und Mailand, die u.E. ja von Vili-Her- 
kunft sind. In die gleiche Richtung weist auch die Imitation moussierter Plüsch 
stickerei, wie wir sie z. B. auch von den entsprechenden Textilien aus Ulm und Stutt 
gart kennen. Das Woyo-Reich Ngoyo mit seinen ungemusterten Plüschen (s. o. 3.1.), 
und damit vermutlich auch das von Kakongo, dürfte als Herkunftsgebiet für unser 
Stuttgarter Blashom ausfallen. Auf seine Vili-Herkunft wird in Publikationen des
	        
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