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Full Text: Tribus, 44.1995,N.F.

Buchbesprechungen Amerika 
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auf private Sammlungen. Außerdem hat er Zeitzeugen 
befragt und Reiseliteratur, Enzyklopädien, Lexika, 
Monographien und Artikel in Zeitungen und Zeitschrif 
ten ausgewertet und damit, wie Ernst Hammerschmidt in 
seinem Geleitwort ausdrückt, »zahlreiche bisher noch 
unbekannte Tatsachen herausgefunden und neuentdeckte 
Zusammenhänge aufgezeigt«. 
Bairu Tafla beginnt nach der Einleitung mit einer sehr 
genauen Beschreibung der diplomatischen Kontakte, die 
er in drei Kapitel unterteilt; 
- die Vorstufe der diplomatischen Beziehungen von 1852 
bis 1904 
- der Zeitraum von 1904 bis 1918 
- die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg bis 1988. 
In Kapitel fünf untersucht er die ökonomischen und kul 
turellen Beziehungen. Er geht dabei insbesondere auf die 
große Bedeutung des Mariatheresientalers ein, der als 
Währung in Äthiopien bis 1944 benutzt wurde. Es 
schließt sich eine Unterteilung in einen wissenschaftli 
chen (Kapitel sechs) und einen nicht wissenschaftlichen 
österreichischen Beitrag (Kapitel sieben) zu den äthiopi 
schen Studien an, wobei sich hier gewisse Überschnei 
dungen mit den vorherigen Kapiteln nicht vermeiden 
ließen. Im letzten Kapitel (acht) werden die klerikalen 
Kontakte beider Länder aufgezeigt. 
Die entscheidenden Bestandteile der Geschichte interna 
tionaler Beziehungen sind die diplomatischen und ökono 
mischen, die immer eng miteinander verknüpft sind. Die 
sen hat sich Bairu Tafla im besonderen in den ersten vier 
Kapiteln gewidmet. Die diplomatische Kontaktaufnahme 
war von ökonomischen Motiven bestimmt. Somit unterlag 
die Mission des Constantin Reitz den merkantilistischen 
Interessen Österreich-Ungarns, um den britischen, fran 
zösischen sowie italienischen zuvorzukommen. Anfang 
des 20. Jahrhunderts begann Österreich-Ungarn neben 
diplomatischen Beziehungen auch Handelsstützpunkte 
zu errichten. 1905 wurde in einem Handelsabkommen 
mit Äthiopien freier Ex- und Import beschlossen. Auch 
Äthiopien, das sich durch die Kolonialmächte Großbri 
tannien, Frankreich und Italien eingeschlossen fühlte, 
versuchte als souveränes Land diplomatische Kontakte 
zu anderen Ländern aufzubauen. Menelik II. bemühte 
sich um Österreich-Ungarn, weil es keine kolonialen 
Ansprüche auf Äthiopien erhob, im Gegensatz zu Italien. 
Vorrangig war nur ein guter Wille von beiden Seiten fest 
zustellen. Man unternahm jedoch keine konkreten 
Schritte, um diesen auch in die Tat umzusetzen. Trotzdem 
wurden die Beziehungen zwischen Österreich-Ungarn 
und Äthiopien langsam aufgebaut, immer jedoch durch 
bürokratische Irrwege und durch das gegenseitige Miß 
trauen sowie die koloniale Interessenpolitik erschwert. 
Erst 1912 richtete man das erste österreichisch-ungari 
sche Konsulat in Addis Ababa ein. Einzelne Pioniere, wie 
z. B. Karl Schwimmer, der erste Honorarkonsul, spielten 
dabei eine wichtige Rolle. Nach Kriegsausbruch 1914 
wurde er nach Österreich zurückgerufen. 
1923 wurde das Konsulat auf Betreiben von österreichi 
schen Geschäftsleuten, die sich in Äthiopien niedergelas 
sen hatten, wiederbelebt. Dr. Erich Weinzinger ernannte 
man zum Honorarkonsul, und 1926 schloß man ein 
Freundschafts- und Handelsabkommen. Durch den Zwei 
ten Weltkrieg w'aren die offiziellen diplomatischen 
Beziehungen unterbrochen worden und wurden erst von 
Haile Selassie wieder aufgenommen. 
Das Buch von Bairu Tafla ist eine sehr gute und genaue 
Schilderung über die Beziehungen zweier Länder aus 
sehr unterschiedlichen Kulturkreisen. Es zeigt auf, daß 
einzelne Reisende und Pioniere zum Aufbau der Bezie 
hungen beider Länder entscheidend beigetragen haben, 
und es macht deutlich, daß die ökonomischen Interessen 
vor den politischen die treibende Kraft in der Annäherung 
war. Da Österreich keine kolonialen Ansprüche auf 
Äthiopien hatte, war auch eine gegenseitige Ännäherung 
möglich. Dieses Buch ist ein wertvoller Beitrag zu den 
Forschungen über Äthiopien. 
Renate Best 
Baer, Gerhard / Hammacher, Susanne / 
Seiler-Baldinger, Annemarie (Hg.); 
Die Neue Welt 1492-1992 - Indianer zwi 
schen Unterdrückung und Widerstand. 
Basel-Boston-Berlin; Birkhäuser, 1992. 155 
Seiten, zahlreiche SW-Abbildungen, Zeich 
nungen, Karten 
In einer Welt (auch der »indianischen«), in der selbst die 
Wissenschaft vom Zeitgeist nicht verschont bleibt, ist es 
recht schwierig, sich objektiv zu Ereignissen wie dem 
Kolumbusjahr 1992 zu äußern. Wie viele andere Bereiche 
der Geisteswissenschaften ist auch die Völkerkunde, hier 
speziell die Amerikanistik, in der jüngeren Vergangenheit 
nicht davon verschont geblieben. Unbewiesenes und 
Halbwahrheiten, die auch durch ständiges Wiederholen 
nicht wahr werden, zu übernehmen und weiterzutragen. 
Das Museum für Völkerkunde in Basel hat 1992 mit sei 
ner Kolumbusausstellung und der vorliegenden »Begleit 
publikation« versucht, diese Klippen mit der Vorlage von 
Fakten zu umschiffen - völlig gelungen ist das nicht. 
Abgesehen von Generalisierungen, wie zum Beispiel der 
Behauptung einer »vorwiegend sakralen Nutzung« von 
Tabak und Kokain durch »Indianer« (zu ersterem sei bei 
spielsweise auf das tagtägliche Paffen der [historischen] 
»Indianer« von allen möglichen Kräutern hingewiesen, 
wenn der Tabak ausgegangen war; zu letzterem seien die 
andinen Hochlandindianer als Beispiel angeführt), ist 
doch die Bedeutung eines Rohstoffes abhängig von der 
vollzogenen wirtschaftlichen Nutzung sowie der Stellung 
der mit dem Rohstoff erzeugten Fertigprodukte innerhalb 
der jeweiligen Gesellschaft. Beispiel Kautschuk: »Kau 
gummi« mag ja dem Zahnerhalte sowie ab und zu dem 
Wohlergehen des Magens dienen, das Ballspiel mag in 
bestimmten Regionen der indianischen Welt wichtige 
gesellschaftliche Funktionen erfüllt haben, doch bedeu 
tungsvoll wurde dieser Rohstoff erst in der Industriege 
sellschaft, wohin er (und anderes) diese auch führen mag. 
Zahlreiche andere »indianische« Rohstoffe ließen sich in 
diesem Sinne weiterhin anführen. 
Doch es gibt ja so viele von »Indianern« kultivierte Nutz 
pflanzen, die sie der Alten Welt gaben ... und aus Anlaß 
eines Kolumbusjahres ist es sinnvoll, die daraus gewon 
nenen Erzeugnisse erneut vor- und aufzuführen. Dies hat 
Basel in sehr anschaulicher und didaktisch vorbildlicher 
Weise mit seiner Ausstellung getan. 
Neben der Einleitung enthält das diese Ausstellung 
begleitende Buch 16 Aufsätze. Es schließt mit einem 
Bi Fd- und Quellennachweis sowie einem Autorenver
	        
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