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Full Text: Tribus, 44.1995,N.F.

Buchbesprechungen Amerika 
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sich durchaus, ob das hier der Fall ist. Die Reihenfolge 
der Artikel erscheint willkürlich und in keinem logischen 
Zusammenhang zu stehen. Sie sind nicht in Überkapitel 
gruppiert und so steht nach der Abhandlung über die 
Bestattungssitten und Grabbeigaben ein Beitrag über eth 
nische Enklaven, dann wieder einer über die lithische 
Industrie, danach ein zu kurzer Artikel über das zentrale 
Thema der Wandmalereien, einer über die »Great God 
dess«, um dann wieder einen Beitrag über die Spiegel, 
auf die bereits in der Abhandlung über die lithische Indu 
strie eingegangen wurde, anzuschließen. Den Menschen 
opfern und dem Krieg folgen dann die Glyphen und es 
endet mit der wirtschaftlichen Organisation der Priester 
schaft. Dieser Beitrag schließt zudem mit »reconsiderati 
ons«, die noch ernsthaft auf die Behauptung von Elman 
Service eingehen, daß Häuptlingstümer »redistributive 
Gesellschaften« seien. Eine Theorie aus den siebziger 
Jahren, die längst überholt und in zahlreichen Publikatio 
nen widerlegt ist (siehe auch Rambo und Gillogly 1991). 
Das Schlußkapitel gehörte zum Teil an den Anfang, da es 
eine ausführliche Einführung in die Forschungsge 
schichte Teotihuacans gibt. Man vermißt den roten 
Faden, einzelne Beiträge verlieren sich zu sehr in Details 
(wie Techniken der Steinbearbeitung u. a.), andere sind 
zu kurz (Castro, Kap. 13). Insgesamt ein eher enttäu 
schender Beitrag der »Dumbarton Oaks Conferences«, 
der vor allem aufgrund der redaktionellen Durchführung 
in krassem Gegensatz zu anderen Publikationen dieser 
ansonsten sehr qualitätvollen Reihe steht. 
Literatur: 
Rambo, A. Terry and Kathleen Gillogly (Eds.): Profiles in 
Cultural Evolution: Papers from a Conference in 
Honor of Elman R. Service. Anthropological Papers, 
Museum of Anthropology, University of Michigan, 
No. 85. Ann Arbor, MI. 1991 
Doris Kurella 
Der große Bertelsmann Bildatlas: 
Indianer - Die Ureinwohner Nordamerikas. 
Geschichte, Kulturen, Völker und Stämme. 
(Original: The Native Americans. London 
1991) Gütersloh/München: Bertelsmann 
Lexikon Verlag. 1992. 256 Seiten, zahlreiche 
Färb- und SW-Abb., Zeichnungen, Karten. 
Das erste Durchblättem dieses prachtvollen Bildbandes 
über »die Indianer« läßt auch den kundigen Betrachter 
ehrfurchtsvoll erschauern. Manche Farb-Abbildung, 
manche kolorierte Zeichnung (einige haben allerdings die 
Grenze zum Kitsch überschritten), manches historische 
Schwarzweiß-Foto wird die professionellen Verfasser 
von Museumsführern und Ausstellungskatalogen über 
Nordamerika vor Neid erblassen lassen, sofern sie zu die 
sem Buch greifen. Das sollten sie tun, denn neben den 
erwähnten seltenen Fotos ist auch die im Buch wiederge 
gebene völkerkundliche Materialfülle beeindruckend. 
Tatsächlich ist dieses Werk ein »Bildatlas«, wenn darun 
ter eine Publikation mit übergroßer Betonung des Bildes 
verstanden werden soll. 
Wenn auch die Museen, in denen das abgebildete Kultur 
gut verwahrt wird, nicht extra aufgeführt werden, so kann 
doch davon ausgegangen werden, daß die Autoren dieses 
Buches, wissenschaftliche Mitarbeiter bekannter ethnolo 
gischer Institutionen, mit seltenen Stücken zum Gelingen 
des Werkes beigetragen haben. Diese Verfasser sind meist 
namhafte Amerikanisten. Neben den bereits erwähnten 
graphischen Vorzügen der Publikation ist auch auf die 
übersichtlichen Karten hinzuweisen, die jedes Kapitel 
eröffnen und auf denen die verschiedenen Ethnien der 
nordamerikanischen Kulturgebiete eingetragen sind. 
Abgesehen von der Einleitung, ist das Buch nach diesen 
Kulturgebieten gegliedert. Es reiht sich damit in die gän 
gigen Indianersachbücher ein, wenn auch die Abfolge der 
Kapitel ungewöhnlich ist. Beginnend mit dem Südosten, 
wird der Leser zunächst in den Südwesten geführt. Daran 
schließen sich die Plains und der Westen mit drei Kapi 
teln an. Dann geht es über die Subarktis in die Arktis und 
zum Schluß in den Nordosten. Ein rein amerikanisches 
Literaturverzeichnis und ein nicht zu ergiebiges Register 
beenden das Werk. 
Schön wäre es, wenn die Rezension hier abschließen 
könnte. Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten, und so 
gibt es an dem farbenprächtigen Werk auch einiges zu 
bemängeln. Es ist klar, daß Klappentexte nicht überbe 
wertet werden dürfen, doch wenn dem Verlag als Auf 
hänger für den Zweck des Buches nichts anderes einfällt 
als die seit Kolumbus verstrichenen 500 Jahre und er 
überdies noch fragt »was ist aus denen (Indianern) 
geworden?«, dann darf der Leser doch w'ohl erwarten, 
daß auch das Heute der nordamerikanischen Indianer im 
Buch behandelt wird. Dies ist jedoch, abgesehen von sehr 
wenigen Ausnahmen, nicht der Fall. Es handelt sich bei 
dem Bildatlas um eine Publikation, in der historisches 
indianisches Kulturgut vorgestellt und vergangene india 
nische Daseinsformen sowie Geschehnisse bis Ende des 
19. Jahrhunderts behandelt werden. 
Da die deutsche Übersetzung weitgehend (einige Aus 
nahmen, wie beispielsweise »band«: nicht »Bande«, son 
dern zum Beispiel »Lokalgruppe«; nicht »Büffel«, son 
dern »Bison«) gelungen erscheint, kann die vor Fehlern 
und Unverständnis über prähistorische Zusammenhänge 
strotzende Einleitung (ausgerechnet!) nicht auf den Über 
setzer zurückgehen. Es ist wirklich unverständlich, wie 
das passieren konnte. Die Erklärung kann, wenn auch 
wenig überzeugend, in der räumlichen Nähe der Verfas 
serin zum Verlag liegen - beide haben ihren Sitz in Lon 
don. Wie erfrischend fundiert sind dagegen etwa die 
Texte über den Südosten (Sturtevant), den Südwesten 
(Parezo), die Plains (C. Taylor) oder die Arktis (Rowley). 
Neben den teilweise seltenen Schwarzweiß-Fotos liegt 
der Wert dieser Publikation in der Zusammenfassung des 
derzeitigen Wissens über die Indianer Nordamerikas, das 
von zahllosen Amerikanisten in gut zwei Jahrhunderten 
zusammengetragen wurde. 
Axel Schulze-Thulin 
Boone, Elisabeth Hill (Hg.); 
Collecting the pre-Columbian past: a sympo 
sium at Dumbarton Oaks, 6. und 7. Oktober 
1990. Washington: Dumbarton Oaks, 1993. 
359 Seiten mit Fotos 
Die Konferenzen in Dumbarton Oaks versammeln seit
	        
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