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Full Text: Tribus, 44.1995,N.F.

Buchbesprechungen Amerika 
(Alfred Maudslay) auf. 
Die Entstehung von Sammlungen vorspanischer Kultur 
und ihre Rezeption in der Vergangenheit ist das Thema 
dieses Symposiums. Die anderen traditionellen Aufgaben 
von Museen, neben dem Sammeln auch das Bewahren, 
Forschen und Bilden, werden in diesem Band lediglich 
angedeutet; wobei zu hoffen ist, daß diesen Fragen 
zukünftige Konferenzen gewidmet sein werden. Ein zen 
trales Problem von Ausstellungen vorspanischer Kultu 
ren ist z. B. das Vermitteln der Zusammenhänge, in denen 
die nun vereinzelten Objekte einstmals standen. Dieser 
Kontext wurde in den USA bis in die 30er Jahre hinein 
durch Modelle und Abgüsse der monumentalen meso 
amerikanischen Architektur geschaffen. Damit wäre in 
den frühen Ausstellungen die Geschichte Amerikas die 
»Geschichte dessen, was tatsächlich reproduziert werden 
konnte« (D. Fane). 
Dies ist in den meisten Ausstellungen amerikanischer 
Kulturen bis heute noch der Fall. Programmatisch fordert 
P. Messinger eine radikale Umorientierung in bezug auf 
die musealen Aufgaben, wobei die Bildung absolute Pri 
orität haben sollte. Nach dem Motto: wer die lokale Ver 
gangenheit schätzt, geht bewußter auch mit fremder 
Archäologie um. Die Zielgruppen sind hierbei vielfältig; 
Politiker und Beamte, Verantwortliche in der Tourismus 
branche, Sammler, Reisende, Lehrer, Grabräuber etc. 
Nicht zuletzt sollte eine grundlegende Perspektive für die 
Zukunft die engere Zusammenarbeit mit den Museen in 
Lateinamerika sein. 
Manuela Fischer 
Fagan, Brian M.: 
Das frühe Nordamerika. Archäologie eines 
Kontinents (Original: Ancient North Ame 
rica. The Archaeology of a Continent. Lon 
don 1991). München: C. H. Beck. 1993. 496 
Seiten, zahlreiche SW-Fotos, Zeichnungen, 
Karten, Tabellen. 
Ein sowohl vom Inhalt als auch von der graphischen 
Gestaltung ansprechendes Buch, das umfassend über die 
Ersten Amerikaner von den Anfängen ihrer Siedlungen 
im polaren Nordwesten des Kontinents bis zu den verhee 
renden Folgen der europäischen Invasion berichtet. 
Anders als bei dem der vorliegenden Publikation voraus 
gegangenen Fagan-Buch ähnlicher Thematik (»Die ersten 
Indianer«) ist auch die Übersetzung gelungen, wobei 
mancher fehlerhafte Fachbegriff nicht allzu schwer ins 
Gewicht fällt, mancher wohl auch auf Fagan selbst 
zurückgeht, zumal dem Autor auch in sachlicher Hinsicht 
einige Unrichtigkeiten nachzuweisen wären. Der nicht 
unbedarfte Leser kann sich denken, was gemeint ist, dem 
anderen wird es nicht weiter auffallen. Er wird sich höch 
stens über die wissenschaftlich-geschraubte Ausdrucks 
weise ärgern, die auch in diesem Buch den Stil des Ver 
fassers über etliche Passagen kennzeichnet und nicht auf 
den Übersetzer zurückzuführen ist. Dem Lektorat stand 
offensichtlich mehr Zeit als bei anderen Büchern Fagans 
zur Verfügung: Es ist gut redigiert, selbst wenn die Kom 
masetzung nach wie vor nicht fehlerfrei ist. 
Das Buch ist in sieben Teile mit jeweils mehreren 
Abschnitten gegliedert, die wiederum vielfach unterteilt 
sind. So läßt sich bereits mit Hilfe des Inhaltsverzeich 
nisses das eine oder andere Sachgebiet leicht ausfindig 
machen. Der erste Teil beginnt mit den frühesten europäi 
schen Kontakten zum autochthonen Amerika. Einblicke 
in die amerikanische Forschungsgeschichte, insbeson 
dere Archäologie und Ethnologie (im Deutschen nicht 
Anthropologie) führen zur Beschreibung verschiedener 
methodologischer Ansätze, Lehren und Schulen der 
Urgeschichtsforschung. 
Im zweiten Teil werden die paläoindianischen Perioden 
mit ihren Fundstellen vorgestellt. Mit den frühen Bison- 
jägem der Plains führt Fagan im dritten Teil zum Archai 
kum des Westens über, um sich im vierten Teil dem 
»hohen Norden« zuzuwenden. Der kundige Leser hätte 
sich hier eher ein Anknüpfen an paläoindianische Zeiten 
gewünscht, vor allem ein Eingehen auf das mögliche 
»Zurückfluten« von Clovis-Traditionen aus dem Süden. 
Die ausführlichen Beschreibungen von Dorset und Thule 
zeigen beispielhaft, daß Fagans Textlängen mit der jewei 
ligen Quellenlage korrespondieren. Er unterscheidet sich 
hier nicht von anderen Sachbuch-Vielschreibern. Das 
führt in manchen Bereichen zu einer Verschiebung der 
Akzente, wie zum Beispiel der Überschätzung von Cur- 
tis, dessen Fotos keineswegs »von unschätzbarem Infor 
mationswert« sind (47). Curtis hat im Gegenteil durch 
manche Schummelei das Bild des Indianers teilweise ver 
zeichnet. 
Ähnlich wie beim arktischen Teil eine Anbindung von 
Clovis sinnvoll gewesen wäre, verhält es sich mit dem 
fünften Teil »Der Westen«. Ausgehend von den histori 
schen Nordwestküsten-Kulturen, versucht Fagan, einen 
Bogen zum Archaikum zu schlagen, um dann schnell - 
bereits wenige Seiten später und wiederum gezwungen 
durch die Quellenlage - in die Frühgeschichte sowie prä- 
und postkolumbische Flistorie der Region zurückzukeh 
ren. So wird sattsam Bekanntes zum tausendsten Mal wie 
derholt. Besser gelungen ist die Beschreibung des mittel- 
und südwestlichen Archaikums, wobei auch hier auf die 
gute quellenbedingte Ausgangslage hinzuweisen ist. 
Im sechsten Teil wird das Östliche Waldland in großer 
Breite und Ausführlichkeit behandelt, beginnend mit dem 
frühen Archaikum dieses Raumes und endend mit den 
historischen Gartenkulturen des Nordostens, insbeson 
dere der Irokesen. Mit dem siebenten Teil »Nach Kolum 
bus«, in dem Fagan Kulturwandel und Assimilation/Aus 
rottung der Ersten Amerikaner während der Kontaktzeit 
umreißt, beschließt er sein Buch, das vor allem durch 
seine Informationsfülle beeindruckt. Der Anhang enthält 
eine »Gliederung der altamerikanischen Sprachen«, ein 
Literaturverzeichnis, ein Register sowie die üblichen 
Nachweise und Danksagungen. Bezüglich der Literatur 
angaben im fortlaufenden Text ist noch anzufügen - viel 
leicht als Anregung für das Beck-Lektorat daß solche 
Quellenhinweise ohne Seitenangaben unbrauchbar sind. 
Verwirrend für Ungeschulte ist außerdem, daß Fagan bei 
frühen Publikationen mit mehreren Auflagen das Jahr der 
neuesten Auflage nennt und nicht das des Erstwerkes. 
Nicht zuletzt mit dem gestrafften Register liegt hier ein 
Nachschlagewerk vor, in dem der Leser immer wieder 
gerne an interessanten Passagen, guten Fotos, übersicht 
lichen Karten, verständlichen Tabellen und Grafiken 
sowie aussagekräftigen Zeichnungen hängenbleiben 
wird. 
Axel Schulze-Thulin 
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