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Full Text: Tribus, 44.1995,N.F.

TRIBUS 44, 1995 
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det, die von Süden in das Bergland eindrangen und daher die Bezeichnungen links 
und rechts für die entsprechenden Himmelsrichtungen wählten.« 
Wasserversorgung 
Die Versorgung mit Trinkwasser sichern im wesentlichen Brunnen, die sich rings um 
den Stadthügel gruppieren. Bisweilen sind auch Bäche zu Wasserschöpfstellen auf 
gestaut. Die runden Brunnen eela, nicht selten über fünf Meter tief, sind mit Trocken 
mauerwerk ausgekleidet. Trittsteine erleichtern den Zugang. 1974 unterhielt Burji- 
Stadt noch drei Brunnen, von denen zwei ständig, also auch in der Trockenzeit, 
Wasser führten. Alle diese Brunnen sollen auf die sogenannten Doraale zurückgehen, 
ein großwüchsiges unstetes Volk, das von einem Gebiet ins andere zog und Brunnen 
grub. Einer anderen Tradition nach haben die Burji die Brunnen zwar selbst gegra 
ben, doch hatten sie diese Technik vorher in ihrer früheren Heimat Liban von den 
Doraale übernommen, die dort bereits vor der Ankunft der Burji, Konso und Borana 
ansässig waren. Einige Burji sagen aber, die Doraale seien vor oder während der Zeit 
von »Mohammed Graanye« (Ahmed b.Ibraahiim, Graañ, t 1543) aus dem Osten in 
das Burji-Gebiet gekommen, als die Burji bereits im Lande ansässig waren. Sie seien 
dann mit unbekanntem Ziel in westlicher Richtung verschwunden. Nach überein 
stimmenden Angaben sind die Doraale mit den Wardeya der Borana-Tradition iden 
tisch, die als Erbauer der eindrucksvollen Brunnenanlagen in südlichen Borana-Land 
gelten, (cf. Sasse und Straube 1977: 241; Haberland 1963: 73). 
Geschichte 
Die Stadtgeschichte von Burji ist aufs engste mit der Geschichte des ganzen Volkes 
verbunden: den Überlieferungen zufolge ließen sich die ersten Siedler im heutigen 
Stadtgebiet nieder. 
Allgemein im Denken der Burji ist die Herkunftstradition aus Liban verwurzelt. Wie 
von den meisten mündlichen Traditionen der Burji, so existieren auch von dieser 
mythisch-historisierenden Wandergeschichte zahlreiche Varianten. Übereinstim 
mend berichten sie aber, daß die Burji aus einem einige Tagesreisen östlich gelege 
nen Gebiet (Liban) einwanderten. 
Einige Traditionen sprechen bereits von einer Einwanderung nach Liban, die in meh 
reren Stationen erfolgt sei, wohingegen die Ethnogenese der Burji anderen Autoren 
zufolge erst in Liban stattgefunden habe. 
»In Liban lebten sie mit den Borana und Konso zusammen (bzw. trafen dort mit 
ihnen zusammen). Burji, Borana und Konso fühlen sich verwandt, sind aber nicht 
Brüder im Sinne von Söhnen eines Vaters, sondern nur im Sinne von Schicksalsge 
nossen, die eng miteinander verbunden sind. In Liban kam es jedoch zwischen den 
drei Gruppen zu Streitigkeiten. 5 Die Burji wanderten daraufhin von Liban, das 
einige Informanten bei Negelli suchen, über Bargudda nach Burji ein. Ziel der Ein 
wanderer war der spätere Stadthügel von Burji. Auf der Bergkuppe liegt der heilig 
ste Opferplatz (baráaree) der Burji. Auf diesem Opferplatz ließen sich die ersten 
Einwanderer nieder, unter ihnen der Gründer des heute ausgestorbenen Klanes gini 
mit Namen Burji, der ein großer und berüchtigter gánni 6 war. Auf dem baräaree- 
Platz nahmen die drei zuerst angekommen Klane (girti, kárama und gamáayo) das 
erste Schafopfer vor. Der baräaree-Platz gehört heute zu den Opferplätzen, auf 
denen bei Opfern alle Klane vertreten sein sollten. Jeweils zu Beginn der Regenzeit 
opferte der gánni von kadädo hier in Anwesenheit aller Burji-Klane eine schwarze 
Kuh.« 
Auch die Bezeichnungen der Stadtquartiere géere und deren Untergliederung in 
Stadtviertel òlla gehen in ihrer Mehrzahl auf Eigennamen der ersten Siedler zurück, 
die sich in dem jeweiligen géere- oder d//a-Gebiet niederließen. 7 Einige géere- und 
d//a-Namen sind reine Ortsnamen wie Caréi, das nach dem gleichnamigen fleisch 
farbenen Bodentyp genannt ist, der sich in dieser òlla fast ausschließlich findet. Es 
sieht so aus, als ob Burji-Stadt nach der Besiedlung sofort als große Ortschaft ange-
	        
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