Saida Ilyasova und Rawschan Imamberdyev: Eine Sammlung glasierter Keramik
93
4. Konische Schale mit Ringfuß (Abb. 4).
D = 35 cm, d = 14 cm, H = 14,4 cm. Schwar
ze und rote Bemalung.
Inschrift in einfacher kufischer Schrift,
die Spitzen der Buchstaben weisen zur
Gefäßmitte.
al-güdu min ahläqi ahli ‘l-ganna, al-
salä[matu]
(“Großzügigkeit ist die Seeleneigen
schaft der Paradiesbewohner. Sicher
heit“). Das Wort al-salä[matu] („Si
cherheit“) wird von der übrigen In
schrift durch zwei schmale tropfenför
mige Figuren abgesetzt.
Vier kurze Inschriften in roter Farbe, die
in Bodennähe ausgeführt sind, stellen
Abb. 4 eine willkürliche Wiederholung von zwei
bis drei Buchstaben dar.
Der Aphorismus „Großzügigkeit ist eine (der) Seeleneigenschaft(en) der Paradies
bewohner“ ist vielfach auf der Keramik der samanidischen Periode anzutreffen
(Bolschakov 1963b. S. 37-46, Abb. 2, Taf. 2-4; Ghouchani 1986. Nr. 3, 27, 41, 55, 68,
101,126,139) 3 und begegnet auch auf der Keramik aus Binkath (Ilyasova u. a. 2000,
5. 233, Abb. 4,1; Ilyasova, Wischnewskaya 2002, S. 121, Abb. 4).
Auf Grund der Form und des Schriftstils (Schischkina 1979, S. 53. Taf. 14,13; Brusen-
ko 1986, S. 54,Taf. 29) kann die Schale Nr. 4 ins Ende des 9. - Beginn des 10. Jh. da
tiert werden.
5. Große, konische Schale, dessen Boden nicht erhalten ist (Abb. 5 - Gefäßinneres;
Abb. 6 - Seitenansicht).
D = 40 cm. H = 9 cm. Bemalung in dunkel
braunen und roten Farbtönen, zudem
grüne Flecke.
Den Flintergrund der Inschrift nehmen
Figuren unterschiedlicher Form ein, de
ren Umrisse von einer dünnen roten Li
nie gebildet werden. Ihr Inneres ist mit
einem ,Augenornament 4 (oder einem
.Pfauenauge 4 ) und kleinen dunkelbrau
nen Tupfen verziert, was für die Keramik
Schäschs aus der zweiten Hälfte des 9. -
ersten Hälfte des 10. Jh. charakteristisch
ist (Brusenko 1986, S. 47,50,55).
Abb. 5
3 M. Rogers datiert die Schale mit diesem Aphorismus aus der Sammlung Nasser D. Khalilis
unter Hinweis auf Parallelen zu entsprechenden Handschriften ins 11. Jh. (Vrieze 1999, S. 88f,
Nr. 23). Dagegen ließe sich einwenden, dass dieses Gefäß mit einer Inschrift in einfacher kufi
scher Schrift versehen ist und in Form und Verzierung uneingeschränkt den Schalen aus dem 9.
Jh. entspricht. Zudem haben archäologische Untersuchungen gezeigt, dass am Ende des 10. -
Beginn des 11. Jh. lange gebundene Inschriften oder Aphorismen völlig in Vergessenheit gera
ten sind (Schischkina 1979, S. 53-56.).