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Saida Ilyasova und Rawschan Imamberdyev: Eine Sammlung glasierter Keramik
Abb. 12 a, b, c
11. Kleine Schale mit Vogeldarstellung (Abb. 12a).
D = 11,5 cm, d = 4,6 cm, H = 4,4 cm. Bemalung in roter, dunkelolivgrüner und dun
kelbrauner Farbe.
In der Mitte ist eine schematisierte Vogeldarstellung ausgeführt, in die ein roter
Kreis mit weißen Punkten integriert ist. Um die Darstellung zieht sich Flechtwerk.
Die Mündung des Gefäßes ist mit einer gezahnten Borte versehen.
Verschiedene Elemente der Verzierung wie beispielsweise die Ausfüllung eines Seg
ments mit Spiralen datieren das Gefäß ins 10. Jh. (Schischkina 1979, S. 60,Taf. 68,6).
Die Vogeldarstellungen auf Erzeugnissen der angewandten Kunst aus Mäwarä al-Nahr
hatten offenbar nicht nur eine dekorative, sondern auch eine apotropäische Funktion.
Sie greifen ferner auf traditionelle Vorstellungen zurück, denen zufolge Tiere Segens
bringer sind. Die Quellen zahlreicher zoomorpher Kompositionen auf glasierter Kera
mik sind in den Sujets der Lüsterkeramik aus dem Irak und dem Westiran des 9.-10.
Jh. zu suchen (Kühnei 1925. Abb. 36; Grube 1976, S. 63,67,69, Nr. 23,29,30,32; Schisch
kina 1979, S. 60; Caiger-Smith 1985, Abb. 7,8a, 13,Taf. III;ßrusenko 1986, S. 74).
Die Vogeldarstellungen auf der Keramik aus Schäsch können durchaus variieren
und weisen nach L.G.Brusenko bestimmte lokale Besonderheiten auf (Brusenko
1986, S. 75).
Die hier veröffentlichten Exemplare zeigen, wie die Meister aus Binkath ihre Stücke
weiter entwickelt haben und welche lokalen Varianten es für die Gestaltung der or-
nithomorphischen Verzierung gegeben hat.
Gefäße mit pflanzlich-geometrischem Ornament
12. Miniaturbecher mit auskragender Mündung (Abb. 12b).
D = 10 cm, d = 4,4 cm, H = 2,8 cm. Bemalung in roten und dunkelbraunen Farbtönen.
Das Gefäß ist mit vier miteinander verflochtenen Ovalen und an der Außenseite mit
roten Wellenlinien verziert. Das Motiv von zwei miteinander verflochtenen Ovalen,
der sogenannte Salomon-Knoten, ist für die Keramik und Toreutik aus dem 10. — 11.
Jh. ausgesprochen charakteristisch. Die aufwendigere Variante mit vier Ovalen gibt
es auf dem Gefäß aus Taschkent aus der zweiten Hälfte des 10. - Beginn des 11. Jh.
(Brusenko 1986, Taf. 37,2). Außerdem kann man das gleiche Motiv auf einer Schale
aus dem 10. Jh. aus der Freer Gallery of Art erkennen (Atil 1973, S. 32f, Nr. 10).
13. Halbkugeliger Becher (Abb. 12c).
D = 13,4 cm, d = 5,4 cm. H = 4,8 cm. Dunkelolivgrüne Bemalung. Verzierung des
Hintergrunds mit Punkten.
Die Innenseite des Gefäßes lässt die Darstellung von schmalen, miteinander ver
flochtenen Ovalen und schematisierten Palmetten erkennen. Ein ähnliches Motiv,
das den Salomon-Knoten und eine Svastika aus Pflanzentrieben miteinander verbin
det, ist für die Keramik Taschkents aus dem 10. Jh. bekannt (Brusenko 1986, Taf.
23,10,32,21).