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Buchbesprechungen
Den 84 Artikeln über Archäologie stehen nur 35 über Ethnographie gegen
über. Davon beschäftigen sich 14 (wie nicht anders zu erwarten über ein
Drittel) mit Nationalökonomie und deren Tochterwissenschaften wie Sozio
logie, Modelle usw. So verbleiben nur 21 Artikel über Ethnographie im
eigentlichen Sinne. Davon entfallen 9 auf Nordamerika, 3 auf Mexiko und
Centralamerika, 4 auf mexikanische Religionen. Mit rezenter Folklore befas
sen sich 3 Artikel über materielle Kultur und 1 Artikel über geistige Kultur.
Über Filmdokumente aus Südamerika handelt 1 Artikel.
Eine auffallende Erscheinung ist das Zurücktreten der Linguistik, die ja
derzeit ihre eigenen Wege wandelt.
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß der Inhalt der beiden Bände über
reich an neuen Ergebnissen und Anregungen ist und sich würdig an die
bisherigen Kongreßberichte des Internationalen Amerikanistenkongresses
anreiht. Karl A Nowotn y ( Wien
Buchbesprechungen
Fuchs, Peter: Kult und Autorität. Die Religion der Hadjerai. Berlin, Dietrich
Reimer Verlag, 1970. 395 S.
In diesem Band legt Fuchs die wichtigsten Ergebnisse seiner mehrfachen
Feldforschungen bei den Hadjerai, einer Gruppe von Ethnien in der Repu
blik Tschad, vor.
In der Einleitung behandelt Fuchs die ethnische Gliederung und Demogra
phie des Untersuchungsgebietes sowie Ethnogenese und Ethnohistorie. Dieser
Abschnitt ist wohl so verhältnismäßig umfangreich ausgefallen, weil einer
seits über die Bewohner des zentraltschadischen Massivs bisher sehr wenig
bekannt war, und andererseits seine Betrachtungsweise des Untersuchungs
gegenstandes Aussagen über historische Prozesse erfordert. Es wird dann
auf die soziale Organisation — insbesondere hinsichtlich ihrer politischen
Aspekte — eingegangen, da der Verfasser einen engen Zusammenhang
zwischen Gesellschaft und Religion sieht und in den Mittelpunkt seiner
Untersuchung stellt. Die substantiellen Kapitel behandeln dann sehr aus
führlich die religiös-magischen Vorstellungen, die religiösen Amtsträger und
die kultischen Handlungen der einheimischen Tradition, dazu die heutigen
Beeinflussungen durch Islam und Christentum.
Im Mittelpunkt der Untersuchung steht der Kult der ,margai‘, der zumeist
an bestimmte Regionen gebundenen Geister, die bei den Hadjerai die im
täglichen Leben bedeutsamsten übersinnlichen Kräfte sind. Andere Aspekte
des religiösen Lebens werden aber durchaus nicht vernachlässigt. Es gelingt
Fuchs überzeugend darzulegen, wie die Hadjerai den Zusammenhang zwi
schen rechtlichen Ansprüchen, bzw. politischer Autorität und dem Wirken
der ,margai‘ sehen. Die ,margai‘ sind für Fruchtbarkeit und Reichtum zu
ständig; ohne Zustimmung der ,margai‘ kann niemand Land besiedeln oder
bestellen und damit seinen Lebensunterhalt bestreiten oder gar Reichtümer
ansammeln, von letzterem hängt aber auf die Dauer die politische Autorität
ab. Die Machtfülle der ,margai‘ hängt wiederum von ihrer Anhängerschaft
und deren Opfern ab.
Die große Stärke des Verfassers ist seine dynamische und regional diffe
renzierende Betrachtungsweise. Er zeigt, wie die einzelnen ,margai‘ ganz