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Full Text: Arbeiterinnenorganisation und Frauenbewegung

—Linleitung 
ie Arbeiterinnenfrage ist ein Teil der Arbeiterbewegung und zugleich 
ein Teil der Frauenbewegung. Aus diesem doppelten Charakter 
heraus verlangt sie eine eigenartige Behandlung. Die Fortschritte, welche 
die Arbeiterbewegung erringt und zugleich die Fortschritte der Frauen­ 
bewegung müssen Zusammentreffen, um eine Lösung der Arbeiterinnenfrage 
herbeizuführen. Zwei Faktoren sind erforderlich, um eine Hebung der 
Lage der Arbeiterschaft zu erzielen: die Staats Hilfe in Form der 
Arbeiterschutz- und Versicherungsgesetzgebung und die Selbsthilfe in 
Form der gewerkschaftlichen und genossenschaftlichen Organisation. An 
dem Ausbau der Arbeiterschutzgesetze können die Frauen nur in plato­ 
nischer Art Mitarbeiten, solange ihnen durch Vorenthaltung des aktiven 
und passiven Wahlrechts jede Mitwirkung an der Gesetzgebung versagt ist; 
sie können einerseits Propaganda für die Idee des Arbeiterinnenschutzes 
machen, andererseits Petitionen einsenden. An den Ausbau der gewerk­ 
schaftlichen und genossenschaftlichen Organisationen können sie aber aktiv 
Hand anlegen. Die folgenden Zeilen sollen nur die gewerkschaftliche, 
nicht die genossenschaftliche Organisation behandeln und darlegen, wieweit 
die Frauenbewegung auf diesem Gebiet mit der Arbeiterbewegung Hand in 
Hand gehen kann, um die Sache der weiblichen Arbeiterschaft zu fördern. 
I. Sie verschiedenen Organisatiensgruppen 
Die Arbeiterinnenbewegung als Teil der Arbeiterbewegung hat auch 
die Schäden mitzutragen, an denen in Deutschland die Organisation der 
Arbeiterschaft leidet. Die Hauptaufgabe aller gewerkschaftlichen 
Organisationen sollte die gleiche sein: Besserung der Lohn- 
und Arbeitsbedingungen. Trotzdem dies einheitliche Ziel klar ge­ 
geben ist, haben wir keine einheitliche Organisation der Arbeiterschaft, 
sondern die Zerrissenheit unseres politischen Lebens spiegelt sich in der 
Arbeiterbewegung wieder. 
Die verschiedenen Organisationsgruppen behaupten zwar alle von sich, 
sie verfolgten rein wirtschaftliche Zwecke und hielten sich politisch neutral, 
sie sind jedoch von Politikern ins Leben gerufen und stehen in mehr oder 
weniger engem Zusammenhang mit einer politischen Partei, sodaß man 
sie danach fast zu gruppieren vermöchte. Die Gruppierung kann jedoch
	        
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