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Full Text: Globus, 5.1864

Grashofs's Reise von Buenos Ayres durch die argentinisc 
fem Haupt nieder , wo der Abend ihn überrascht , oftmals unter freiem Himmel . Er ist überall willkommen und hat beim festlichen Schmause einen besonderen Platz . Der argen - tinische Gaucho trinkt nicht , wenn nicht Musik und Weise ihn anregen , in jeder Schenke hängt eine Guitarre und der heranwandernde Sänger weiß schon von weitem , ob er Zu - Hörer finden werde ; die Zahl der vor der Thür angebundenen Rosse deutet ihm an , ob und wie viel Gäste sich eingefunden haben . 
Die Gauchos ( sprich Ga - utschos ) siud eiu außergewöhn - licher Menschenschlag ; hervorgegangen aus einer Vermischung der Spanier , hier besonders der Andalusier , mit den Einge - dornen . Ueberall in den weiten Pampas ist der Gaucho Viehzüchter und weiter nichts . Sein Hirtenleben erinnert an asiatische Zustände , an das Zelt der Kalmücken , an den Araber , au ein barbarisches , stationäres Leben und Treiben . 
In den argentinischen Pampas gibt es keine Nomaden - st äm m e . Der Hirt besitzt den Boden , welchen das Vieh bewei - det , als Eigentümer ; er wohnt an einer Stelle , die nnbe - 
t Pampas und über die Cordillere nach Copiapo in Chile . 3 
erkennt Niemand auf Erdeu als über sich stehend und der Europäer kommt gar erst in letzter Linie , denn er gilt für keinen guten Reiter ! Der Gaucho hat einen unbesiegbaren Widerwillen gegen unterrichtete Menschen , er mag weder ihre Kleider leiden noch ihre Sitten oder Lebensweise . Alle phy - fischen Eigenschaften sind bei ihm stark entwickelt , desto wem - ger aber die moralischen . Er ist kräftig , hochfahrend , ener - gisch , aber er hat nie Unterricht irgend einer Art genossen . Seine Bedürfnisse sind gering ; er ist glücklich in seiner Armuth , weil er keine anderen Vergnügungen kennt , als solche , die er allzeit haben kann . Zu arbeiteu braucht er nicht , denn seine Heerde gibt ihm Kleider und Nahrung und die Beaufsichtigung des Viehes macht ihm keine Beschwerde . 
Hinter Casto überschritt Grashoff unter vielen Beschwer - den den Rio Arecise ; obgleich sich die Ufer gut zur Anlage einer Brücke eignen , ist doch von Seiten der indolenten Re - gierung oder Bevölkerung nichts geschehen , um den mühsamen Flußübergang auch nur im geringsten zu erleichtern . Ponte - znelas ist die nächste Poststation , bei welcher man sich so 
Pampas - Indianerinnen . 
stritten ihm gehört . Aber er lebt vereinzelt . Die Familien sind weit und breit über die ausgedehnte Fläche zerstreut und das Haus des nächsten Nachbars liegt meist zwei bis drei , oft zwanzig Stunden weit entfernt . Woher soll unter solchen Zuständen Fortschritt und Entwickelnng kommen , da ohnehin Jedermann Viehzüchter und weiter nichts ist ? 
Die Gauchos unterscheiden sich von den nomadischen Stämmen , die ja eben einen Stamm , einen Verein , eine Gemeinschaft bilden ; aber sie haben eine gewisse Ähnlichkeit mit den Feildalbaronen , welche auf dem Lande lebten , plün - derten und mit den Städten in Fehde lagen . 
Die Frau beaufsichtigt das Haus , bereitet die Speisen , scheert das Wollvieh , melkt die Kühe , macht Käse , webt grobe Leinwand oder Baumwollenzeug ; den Weibern liegen die meisten Beschäftigungen ob und sie können von Glück sagen , wenn der Mann ein wenig Mais Pflanzt . Brod wird im Allgemeinen nicht gegessen . Die Knaben üben sich früh in : Gebrauche der Fangschnur und der Wurfkugeln ( Lasso und Bolas ) an Kälbern und Ziegen und werden schon auf's Pferd gesetzt , sobald sie nur auf eigenen Füßen stehen können . Der Jüngling bändigt Füllen und reitet wilde Pferde zu . Als Mann tritt der Gaucho in's öffentliche Leben , ein , falls von einem solchen die Rede sein kann . An diesen Leuten ist nichts mehr Spanisches als die Sprache und was sie etwa n°ch vom Christenthum beibehalten haben . Der Gaucho 
recht in der argentinischen Pampa befindet . Auf dem Wege dorthin wächst viel Salbei und das beliebte Suppen - kraut Portulak , auch findet man kleine rothe und blaue Ver - beueu . Unermeßliche Felder von Disteln dehnen sich aus , soweit das Auge des Reisenden reicht . Kleine Kamillen - arten wechseln mit dein niedrigen Graswuchs ( pastoforte ) ab . Ueber sumpfigen Stellen flattern große Schaaren Wild - gänse und kleine Bekassinen , die von Raubvögeln gejagt werden . Biscachas , kaninchenartige Nager , saßen vor ihren Höhleu , mit denen der ganze Boden unterwühlt ist und zogen sich beim Herannahen der Pferde eilig in diese Löcher zurück . In friedlichem Vereine mit ihnen lebt eine kleine graue Eule , Athene cunicularia , welche die Höhle mitbenutzt und fast nie da fehlt , wo die Biscacha vorkommt * ) . 
_ * ) Es ist merkwürdig , in welcher Weise die Natur ihre Ana - logie hat . Aus der norc>amerikanischen Prairie finden wir den sogenannten P rairieh und , der nach Wislicenus mit dem Hamster einige Aehnlichkeit hat . Diese Arctomys ludoviciana lebt zu taufenden nachbarlich neben einander und die aufgewor - sene Erde bildet einen wallartigen Hügel . Mit und neben dem Prairiehunde und oft in seinerH'öhle findet man kleineEulen ( Stryx hypogaea Bonap . ) und Kl a p p ers ch lan gen . In den süd amerikanischen Pampas , welche den hohen , trockenen Prai - rien einigermaßen entsprechen , finden wir statt der Arctomys ludoviciana die Vizeacha ( Biscacha ) gleichfalls in Gemeinschaft mit einer Eule und einer Schlange , aber sie wirft keinen Hügel auf , und ihre Löcher sind dem Reiter gefährlich , weil hinein - tretende Pferde leicht das Bein brechen . ' A .
	        
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