Streifzüge im rtori
Gebräuchen der Wilden völlig vertraut , wußte sehr wohl , daß die Indianer vom Cap Flattery ihrerseits einen Rachezug un - ternehmen und dabei keinen Unterschied zwischen Weißen und Braunen machen würden . Zufällig fand sich eben damals ein Europäer bei ihm ein , der sich erbot , bei ihm zu blei - ben . Sie verrammelten ihr Hans , verwandelten dasselbe in eine Art von Schanze , luden alle Gewehre und hielten , einer um den andern , Tag und Nacht sorgfältige Wacht . Und daran thaten sie wohl ; denn eines Nachts hörten sie Ruder - schlag in der Bai , und überzeugten sich , daß die fremden Krieger vor dem Dorfe der Patschina - Nittinahts anhielten . Diese hatten wohl Kunde von dem , was ihre Feinde beab - sichtigten , und waren in aller Stille in die Wälder gezogen . Nun stürmten jene gegen Lawson's Haus an , als jedoch ihre Kähne ans Ufer stießen , eröffneten die beiden Weißen ein fo wirksames Schnellfeuer , daß die Indianer , welche sicherlich eine starke Besatzung vermutheteu , mit wildem Geheul davon - ruderten , nachdem eine Anzahl ihrer Leute erschossen wor - den war .
In der Mitte des Juli 1864 fuhren Whymper und Leech den Suk aufwärts und machten gelegentlich eine Ent - decknug , welche damals in Victoria große Aufregung ver - ursachte . Sie fanden eine Goldgrube , welche bis gegen Anfang des Winters eine Ausbeute vou mehr als 100 , 000 Dollars ergab . Sobald die Kunde von der Entdeckung in die genannte Stadt gelangte , machten sich sofort Hunderte von Abenteurern auf , um in der Wildniß Schätze zu heben , und ehe sechs Wochen verflossen , waren dort Kramläden , Grogbuden , „ Hotels " in Menge ; auch chinesische Arbeiter fanden sich bald ein , und die Entdecker erhielten eine Be - lohnung von Seiten der Colonialregiernng . Es unter - liegt keinem Zweifel , daß Bancouver viel Gold in seinem Schooße birgt ; wir wissen serner , daß das edle Metall auch auf der Königin - Charlotten - Jnsel vorkommt . Durch eiuen Beamten der HudsouSbai - Compaguie wurde sogar die Be - hauptuug ausgestellt , daß die dortigen Indianer ihre Gewehre nicht mit bleiernen , sondern mit goldenen Kugeln laden . Auf Bancouver fand mau Klumpen ( Nuggets ) vou 6^ Unzen schwer . Aber viel werthvoller sind doch die Kohlen , von denen man schon mehrere des Abbaues werthe Lager kennt . Ein solches bei Nanaimo , das etwa 70 Miles nördlich von Victoria liegt , wurde damals schon von einer englischen Gesellschaft bearbeitet ; sie machte Verschiffungen nach San Francisco' , Victoria und nach dem Fräser ; je tiefer man kam , um so mächtiger wurden die Flötze ; im Jahre 1867 fand man einen von 5 Fuß / ' ans welchem man täglich 150 bis 300 Tons förderte , deren jede in San Francisco mit 12 Dollars Gold bezahlt wurde . Sehr ergiebig sind auch die Kohlenfelder bei der Niederlassung Comox am Punt - ledgeslnsse , welche theilweise zu Tage stehen und bis zu 8 Fuß Mächtigkeit haben .
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Der ehemals russischeTheil von Nordwestamerika ist bekanntlich am 18 . October 1867 in den Besitz der Ver - einigten Staaten übergegangen und bildet seitdem das Terri - torinm Alaska . Die Aankees sprechen Aeleske , denn sie sind nicht minder arge Wort - und Tonverderber , wie John Bull ; man sollte Aliaschka sagen . Es ist anfangs viel über diesen Ankauf gespöttelt worden ; die Summe von 7 , 200 , 000 Dollars sei rein weggeworfen ; der Besitz einer Region , in welcher man höchstens Seehunde und Walrosse finde , und das im Scherz als Wal - russia bezeichnet wurde , könne keinerlei Nutzen bringen . Und doch ist er werthvoll ; eine betriebsame Bevölkerung , an welcher es nicht fehlen wird , kann auch diese kalte , weitabliegeude Region productiv machen .
restlichen Amerika . 99
Siehst reich an Fischen und namentlich an Lachsen , die schon jetzt einen Handelsartikel von Belang bilden , an Robben und an Pelzthieren ; sie hat Kohlen , Metalle , Holz und liefert Schiffsladungen von Eis für die Südsee und Calisornien . Da ohnehin die Vereinigten Staaten danach streben , sich all - mälig den ganzen Continent nach Süden hin bis zur Land - enge von Panama einzuverleiben , so erscheint es nur folge - richtig , daß sie für einige Millionen auch den Nordwesten für sich erwarben . Auf die Einverleibung von Britifch - Co - lnmbia , das jetzt noch als trennende Schranke zwischen Alaska und dem Territorium Washington liegt , haben sie es ohne - hin längst abgesehen , und diese Einverleibung ist nur noch eine Frage der Zeit .
Die Angaben Whymper's über die Entdeckungsgeschichte jenes hohen Nordwestens ( Travel and adventure etc . , p . 64 sqq . ) sind äußerst dürftig ; werthvoll wird aber fein Buch , sobald er Schilderungen aus dem Innern bringt . Wir len jene Lücke ausfüllen . .
„ Bis um die Mitte des vorigen Jahrhunderts wußte man wenig von jener Gegend ; 1741 aber lernten Behring und Tfchirikoff vom 55 . Grade der Breite an einen Theil der Küste kennen ; sie erlegten Füchse nnd Seeottern , und seitdem fuhren dann und wann Abenteurer vom Peterpaulshafen in Kamtschatka hinüber nach Amerika , um Pelzthiere zu jageu . Seit 1760 wurden nach und nach die einzelnen Eilande der Kette von Inseln entdeckt , welche man als die Alenten bezeichnet , und die das Kamtschatkische oder Behrings - Meer vom Großen Ocean trennen . Daß Aliaschka nicht eine Insel sei , wie man lange geglaubt , sondern mit dem Fest - lande zusammenhänge , wurde von Cook ermittelt .
Allmälig legten die Russen des Pelzhandels wegen Sta - tionen an . Ihre Schiffe waren armselige Fahrzeuge ; die Fahrt ging vom Cap Lopatka , der Südspitze Kamtschatkas , den einzelnen Inseln entlang , und was an Pelzwerk einge - handelt wurde , ging auf demselben Wege und in derselben Weise nach dem Peterpanlshasen oder auch nach Ochotsk , und weiter über Jrkutsk nach Moskau oder auch nach China . Am werthvollsten erschienen die Felle der Seeotter . In St . Petersburg sing man allmälig an , jene amerikanische Küste zu beachten ; Lieutenant Synd mußte die Halbinsel Aliaschka erforschen ; Krenitzyn und Levaschess besuchten 1768 die Behriugsiusel und die Fuchsinseln , aber von der Gestaltung dieser ganzen nordwestlichen Gegend hatte man immer noch keine klare Vorstellung . Auf der 1774 in St . Petersburg erschienenen Karte von Stählin steht die Küste des Festlandes durch eine Linie verzeichnet , welche von der Grenze Calisorniens bis zum 70 . Grade in geradem Striche nach Nordwesten läuft ; zwischen ihr und Asien ist eine breite See verzeichnet . Auf der Karte von Schmidt und Tre - schot , 1776 , findet man auf einer 25 Längengrade umfassenden Strecke östlich von Kamtschatka noch gar kein Land verzeichnet ; fast alle Breitengrade sind falsch , nnd erst Cook brachte Ordnung in dieses Chaos . " ( Karl Andree , Nordamerika , S . 216 . )
Um 1781 bildeten sibirische Kanflente eine Compagnie , um den Pelzhaudel schwunghafter zu betreiben ; 1783 gingen drei Schisse von Ochotsk ab , welche volle drei Jahre lang unterwegs blieben ; sie erforschten das Land zwischen dem Südwesten von Aliaschka und dem Prinz - Williams - Snnde ; ans der von nun an verhältnißmäßig wichtigen Insel Ko - diack wurde ein Handelsposten angelegt ; auch am Cooks River entstanden um 1787 einige Niederlassungen ; Jsmai - loss und Betscharess drangen nach Osten hin bis an die Admiraliätsbai . Als 1790 Billings seine berühmte Ex - pedition nach dem nördlichen Stillen Ocean unternahm , be - saßen die Russen schon acht Niederlassungen , sämmtlich im