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Full Text: Globus, 17.1870

In Bombay in 
Anfange des siebenzehnten Jahrhunderts kam ein weiser und gelehrter Priester , Dschamasp , aus Persien nach Indien und fand , daß hier die Zeitrechnung der Parsis von jener der Glaubensgenossen in Persien um etwa einen Monat abwich und schlug eine Reform des Kalenders vor . Diefe ist von den Kadimis angenommen worden , während die Rasmis beim Alten bleiben . Die Aera der Parsis beginnt mit der Thronbesteigung Aezdedscherd's , des letzten Königs aus der Dynastie der Sassauiden ; er wurde 640 vom arabischen Chalifen Omar gestürzt . Das Jahr 1862 auf 1863 war bei den Parsis 1230 ; ihr Jahr zerfällt in 12 Monate je von 30 Tagen ; sie fügen am Ende des Jahres 5 Tage , und alle 120 Jahre einen Schaltmonat hinzu . 
Wo die Oertlichkeit es irgend erlaubt , geht der Parsi vor Sonnenaufgang ins Freie , kniet bei Sonnenaufgang nieder und richtet fein Gebet an das Symbol des Schöpfers ; die Sonne ist das Gestirn des Lebens . Es macht einen tiefen und feierlichen Eindruck , wenn man sieht , wie früh am Mor - gen und dann wieder vor Sonnenuntergang Tausende von Parsis sich in Bombay auf der Esplanade vor dem Fort 
der Umgegend . 3 
versammeln und sich andächtig verneigen ; die Frauen nehmen an dieser gottesdieustlicheu Handlung nicht Theil . 
Auf der Konkanküste befinden sich mehrere Tempel der Parsis , in welchen Tag und Nacht das heilige Feuer unterhalten wird . Dieses ist von zweierlei Art . Das eine , Atesch Vehr Km , stammt von den Naphthaslammen am Kaspischen Meere her und ist niemals erloschen . Es brennt nur in drei Tempeln : zu Udeipnr in der Nähe von Damii - n , in Nassary und in Bombay , und wird mit Sandelholz zwi - schen silbernen Rosten unterhalten . Das andere , A dar an , ist nicht in so hohem Grade heilig und brennt in den übri - gen Parsitempeln . 
Dem Kirchenkalender der Kadimis gemäß feiern die Par - sis die nachstehenden Feste . 1 ) Den Nenjahrstag , Nawruz , am ersten Tage des Monats Faruardiu ; er ist dem Anden - ken des Königs Azdedscherd geweihet ; man betet in den Tempeln und macht bei Freunden und Verwandten Besuche . 
2 ) Am 19 . desselben Monats sindet eine Feier zu Ehren des Schutzengels statt , unter welchem dieser Monat steht . 
3 ) Ardebischt oder das Fest zu Ehren des Engels , welcher 
Grant's Buili 
die Schlüssel zum Paradiese hat . 4 ) Churdad Sal , Iah - restag der Geburt Zoroaster's . 5 ) Nawruz i Dschemdschid , eine Art von parsischem Fasching , der im Monate Mihr zur Zeit der Tag - und Nachtgleiche gefeiert wird ; die Gebete werden dann vor einer Anzahl über einander gestellter und mit Wasser gefüllter Gefäße verrichtet ; das Wasser gilt für ein Symbol der reinen Seelen im Himmel . 
Die Kleidertracht der Parsis ( siehe unsereJllustra - tion ) unterscheidet sich wenig von jener der übrigen Inder , nur ist insgemein die Kopfbedeckung eine andere , die Bein - kleider sind gewöhnlich weiß , und oft ist es auch der Rock ; bei Feierlichkeiten trägt man anch gern einen kostbaren Shawl . Insgemein erkennt man den Parsi schon von weitem an sei - ner hohen Mütze ; im Hanse trägt er statt derselben ein seidenes Käppchen mit rothen und gelben Dessins . Die Priester bedecken das Haupt mit einer weißen Mitra . Uebri - gens ist der Parsi auch an seinem Gesichtstypus zu erkennen , weil das Boll sich von Vermischung mit fremdem Blute frei - gehalten hat . Die Hautfarbe ist heller als bei den Hindus und anderen Südasiaten , das Auge lebhaft und intelligent , 
gs , Bombay . 
der Gang gemessen nnd die ganze Erscheinung eigenartig . Sie alle haben eine gewisse Familienähnlichkeit , eben weil sie nnvermischt geblieben sind . Die Frauen tragen ein kleines Corset , ein Obergewand wie jene der Hindusraueu , und Bein - kleider wie die Mohammedanerinnen . Dazu fchlingen sie ein Tuch über den Kopf , und das Haar wird sorgfältig unter weißer Leinwand verborgen . Sie sehen dadurch fast aus wie manche europäische Nonnen . — Die Kinder beiderlei Geschlechts erhalten nach vollendetem siebenten Jahre die Sadra , das geweihete Gewand ; dasselbe ersetzt den Panzer , welchen die Parsis vor ihrer Ankunft in Indien trugen ; es gewährt Schntz gegen die Angriffe des bösen Ahriman . 
Das Familienleben der Parsis ist patriarchalisch und er - baulich , und es gewährt einen erfreulichen Anblick , Vater und Mutter von munteren , hübschen Kindern nmgeben zu sehen . Unsere Illustration veranschaulicht nach einer Photographie die intelligenten Physiognomien von sechs Parsikindern . 
Schon aus der Darstellung Herodot's wissen wir , daß die alten Perser ihre Todten aussetzten , damit die Leichen den Vögeln zum Fräße dienten , und dieser Brauch ist noch
	        
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