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Full Text: Globus, 17.1870

Wilhelm Krebs : Ein Besuch bei de 
seine besten Kleider und Nahrungsmittel mit ins Grab giebt . Wie bei vielen Indianerstämmen war es auch früher bei den Pahnis Gebrauch , jährlich einen Gefangenen dem „ großen Gestirne " zu opfern * ) . 
Ein höchst groteskes Bild bieten die von der Regierung angeworbenen Pahnikrieger oder Sconts . Diese 150 Mann stehen unter dem Commando des Major Frank North ; sie tragen theils die ihnen von der Regierung ge - lieferten Uniformen , theils ihre eigene Kleidung ; während andere fast ganz nackt gehen . Ebenso verschieden sind auch ihre Waffen : Flinten , Pistolen , Schwerter oder Pfeile und Bogen . Wie alle Prairie - Jndianer , fo sind auch die Pah - uis gute Reiter . 
Bei den Gefechten , welche im verflossenen Sommer am Republicau - Flusse mit den Sioux stattfanden , erbeuteten diese Pahnikrieger mehrere Scalps , wogegen später die Sioux von Dakota herüberkamen und , um diesen Verlust zu rächen , den Pahnis zwanzig Pferde stahlen . Obschon um die Wieder - erlauguug ihres Eigenthums besorgt , waren jedoch letztere nicht zu bewegen , ihre Reservation zu verlassen und die da - mals in ihrer Nähe stationirte Vereinigte - Staaten - Cavallerie zn begleiten , um den Feind zu verfolgen . Als Entschuldi - gung führten sie an , daß ein Theil ihres Stammes mit den Waffen und Pferden ans der Jagd fei ; als man ihnen jedoch andere anbot , gestanden sie , daß nur die Furcht vor dem Feinde die Ursache ihrer Zögerung wäre . Ja , es hatte nicht einmal ein einziger Pahni den Muth , als Führer zu dienen , um dem Militär den Weg , welchen die Sioux eingeschlagen , zn zeigen . Nachdem eine Abtheilung Reiter dieselben über fünfzig Meilen weit verfolgt hatte , dann aber die Spur ver - lor , mußte sie unverrichteter Sache zurückkehren . 
Kurze Zeit darauf erhielt die Indianer - Agentur zu Geuoa von einem in Dakota lebenden , freundlich gesinnten Hänpt - linge die Nachricht , daß die Sioux ihre Reservation verlassen würden und wahrscheinlich wieder einen Angriff auf die Pah - ms beabsichtigten . Bald darauf erschienen auch ungefähr 200 dieser „ rotheu Teufel " , überfielen einen das Vieh wei - denden Pahni und nahmen ihm den Scalp . Bestürzt eilten nun die Häuptlinge nnd Krieger seines Stammes aus ihrem im Thale gelegenen Dorfe nach den Hügeln jenseits der Missionsanstalt . Indessen wagte keiner der gegenseitigen Feinde den andern anzugreifen , sondern Jedermann suchte sich wenigstens eine gute Meile von seinen Gegnern entfernt zu halten , um denselben keine Gelegenheit zum Scalpraube zu geben . — Obschon es den Indianer sehr nach der Kops - haut seines Feindes gelüstet , sncht er doch noch lieber seine eigene zu behalten ; derjenige Theil aber , welcher die meisten Scalps erbeutet und dabei die wenigsten verloren hat , ist für die Zukunft der Beherrscher der Jagdgründe . — So standen sich nun lange Zeit beide Parteien gesticnlirend und besonders ihre Flinten und Bogen schwingend , gegenüber , als endlich aus dem so unblutigen Schlachtfelde eine Abtheilnng 
' ) Einer der letzten Versuche , Gefangene zn opfern , wurde ans folgende höchst romantische Art vereitelt . Um das Jahr 1820 nah - men eine Anzahl Pahnikrieger ein weißes Mädchen gefangen , das bei deren Zurückkunft dem „ großen Gestirne " geopfert werden sollte . Schon war das Opfer an den Pfahl gebunden und das ver - sammelte Volk erwartete mit Ungeduld den Augenblick , wenn die Flamme ihr Opfer erreichen würde , als plötzlich Pataletharoo , ein junger Krieger , hinzueilte , die Stricke , mit welchen die Unglück - liche an den Pfahl befestigt war , löste und dieselbe unter seineu Ar - men aus der bestürzten Menge trug , sie auf das eine der von ihm bereit gehaltenen Pferde fetzte und nachdem er sich selbst auf das an - dere geschwungen hatte , davon eilte , um das Mädchen wieder irr seine Heimath , zu seinen Eltern und Freunden , zu bringen . Der Einfluß dieses Kriegers war so groß , daß ihn über seine Handlung , welche selbst das Leben eines Häuptlings gefährdet hätte , nicht einmal einer zu tadeln wagte . 
halbcivilisirten Indianern Nebraskas . 237 
Cavallerie erschien , was die Sioux veranlaßte , schleunigst das Weite zu suchen . Nun schien auch den Pahnis der Mnth zu wachsen , denn sie begannen mit Hülse der Cavalle - rie den Feind zu verfolgen ; doch sobald sie in dessen Schuß - weite kamen , kehrten sie eiligst wieder zurück . Zwar wurden zwischen dem Militär und den Sioux einige Schüsse ge - wechselt ; doch mußte , da bereits die Nacht hereinbrach , von jeder weitern Verfolgung abgesehen werden , und so gelang es letzteren unter Zurücklassung mehrerer Todten und nach - dem sie zuvor noch ihre ermüdeten Pferde getödtet hatten , zu entkommen . Indessen entmuthigte sie dieses Resultat nicht , einige Zeit nachher abermals einen erfolglosen Angriff aus die Pahnis zu wagen , denn auch dieses Mal veranlaßte sie eine Abtheilung Cavallerie , schleunigst die Flucht zu ergreifen . 
Um den hänsigen Angriffen der Sioux , welchen die Pah - nis ausgesetzt sind , zu entgegnen , hat sich die Regierung ge - nöthigt geseheu , jenes früher am Repnblican und südlichen Platte stationirte Jndianerregiment , welches aus Pahuikrie - gern besteht , zurückzuziehen . Dasselbe hat nunmehr sein Lager zwischen den Jndianerdörfern und der Mifsionsanstalt ausgeschlagen . Am Abend unseres Aufenthaltes dafelbst feierten diefe Krieger ihr Siegesfest über die Sioux . Beim Lärm einer Trommel tanzten singend und jauchzend die Hel - den um ein großes Feuer , ihre am Republicau erbeuteten Trophäen — die auf einem Pfahle steckenden Scalps ihrer Feinde — über ihren Köpfen schwingend . 
Da im verflossenen Mai die Pahni - Jndianer die in der Nähe ihrer Reservation lebenden Colonisten beunruhigten , sah sich die Regierung geuöthigt , zum Schutze der letzteren Militair in deren Nähe zu statiouiren , welches indessen nur bei den Einfällen der Sioux Anlaß zur Thätigkeit fand . — Unter Anderm wurde im oben erwähnten Monate auf einer in der Nähe von Columbus gelegenen Insel des Platte ein Mann von diesen Indianern ermordet , was die Regierung veranlaßte , den Pahnis ihr Jahrgeld so lange zurückzuhalten und ihnen die Überschreitung der Reservationsgrenzen zu untersagen , bis die Mörder dem Gerichte überliefert seien , was anch bald daraus geschah . Zu Anfang diefes Monats wurden deshalb „ gelbe Sonne " , „ kleiner Wolf " , „ Pferdetreiber " und „ blauer Falke " von dem hiesi - gen Bezirksgerichte nach einem viertägigen , besonders in ju - ristischer Hinsicht interessanten Processe zum Tode durch den Strang verurtheilt . Als man jedoch die Gefangenen , nach - dem ihnen das Urtheil verkündet war , aus dem Gerichtssaale nach dem Gesäugniß zurückführte , entsprangen „ blauer Falke " und „ Pferdetreiber " und verschwanden bald in der Dunkelheit der Nacht . — Wie groß war jedoch das Erstaunen des Gefängnißwärters , als es nach einer Stunde au feine Thür klopfte und er beim Oeffuen „ Pferdetrei - ber " vorfand . Derselbe hatte beim Uebersteigen eines das Gesängniß umgebenden Zaunes seine wollene Decke verloren nnd ersuchte nun den Wärter unter freundlichen Geberden , ihm dieselbe suchen zu helfen , was derselbe auch , nachdem er seinen Flüchtling in Sicherheit gebracht , bereitwilligst that . „ Blaner Falke " , welcher die Reservation erreichte und hier von seinen Freunden beschützt wurde , konnte erst mit Hülse des Militärs eingefangen werden . Um jedoch dem Henker einen Strich durch feine Rechnung zu machen , ver - suchten nun diese verurtheilten Indianer Selbstmord zu begehen . „ Gelbe Sonne " versuchte zu diesem Zwecke seinen Kops au den Gefängnißwänden zu zerschmettern ; „ treiber " sich einen ll / 2 Fuß messenden Holzsplitter den Hals hinunterzustoßen ; während „ kleinerWolf " sich einen zugespitzten Stock in den Leib zu rennen trachtete . Der Ge - fänguißwärter vereitelte iudeß ihre Absicht , und so liegen sie nun imFesselu , um , was sie gar nicht begreifen
	        
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