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Full Text: Globus, 17.1870

238 Wilhelm Krebs : Ein Besuch bei de 
nen , von dem Medicinmann der Bleichgesichter erst geheilt und dann von dem Henker nach den Jagdgründen des „ gro - ßen Geistes " befördert zn werden . 
Außer den Pahnis leben noch mehrere andere Indianer - stamme in Nebraska . So haben , die Omahas eine Reser - vation am Missonri , im nordöstlichen Theile des Staates . Ihre Zahl , 1853 noch über 1300 , belauft sich gegenwärtig ans nur 9 5 0 . Diese Indianer besitzen mehr Praxis als die übrigen im Staate lebenden , und ihre vou der äußern Mission der Presbyterianer gegründete Schule wird von über 60 Schülern besucht . Vor vier Jahren verkauften die Omahas den nördlichen Theil ihrer dreißig Meilen langen und zwanzig Meilen breiten Reservation an die Winnebagos . Dieser Stamm , welcher nach dem Aufstande in Minnesota ( 1865 ) aus diesem Staate hierher verlegt wurde , zählt gegen - wärtig kaum 1300 Köpfe , während ihre Zahl 1825 über 5800 und 1853 uoch 2708 betrug . Sie besitzen zwei Schulen , stehen indessen , was ihren Wohlstand anbelangt , gegen die Omahas weit zurück . 
Im nördlichsten Theile Nebraskas , an der Mündnng des Niobrara in den Missonri , liegt die zwei Meilen lange und halb so breite Reservation der aus vier couföderirteu Stäm - men bestehenden Santi - Sionx . Nach dem Ausstande im Jahre 1862 , in welchem diese Indianer mehrere Hundert Colonisten ermordeten , wurden sie aus Minnesota nach Da - kota und später hierher versetzt . In Folge jener Empörung gingen sie ihres Jahrgeldes verlustig ; indessen liefert ihnen die Regierung noch Waaren . Ihre sich 1853 noch auf 8000 belaufende Zahl ist seitdem auf 970 znsam - m enge schmolzen . Unter allen im Staate lebenden In - dianern sind diese die intelligentesten ; doch mangelt ihnen die nöthige Praxis , um ihre Lage verbessern zu können . Sie besitzen eine von nahezu hundert Schülern besuchte Schule ; viele kleiden sich wie die Weißen und einige haben sich auch zum Christenthum bekehrt . 
Südlich von der Mündung des Platte in den Missouri und nahe an der Kansasgrenze liegt die „ große Rem aha - Reservation " zehn Meilen breit und zwanzig lang , von zwei Stämmen , den Saxs und Foxes uud den Iowas und Missouris , bewohnt . — Die S^axs ( Sahks ) und Foxes sprechen eine und dieselbe Sprache , wie sie auch Nur einen Stamm bilden . 1832 führten diese Indianer inVer - bindnng mit den Winnebagos den nach ihrem Hauptanführer Black Hawk ( Schwarzer Falke ) benannten Krieg gegen die Colonisten in Illinois , was die Regierung veranlaßt ? , sie vou Wisconsin nach ihrer jetzigen Reservation zn ver - legen . Ihre Zahl , 1825 über 6400 und 1853 noch 2373 betragend , ist seitdem auf 84 zufammeuge - schmölze» . Unter allen in Nebraska ansässigen Indianern haben diese die schlechteste Verwaltung . Die Iowas und Missouries , zwei conföderirteStämme , welche 1825 über 1100 Köpfe zählten , haben sich ebenfalls nnd besonders durch Krankheiten und Trunksucht sehr verringert und zäh - len gegenwärtig 288 Köpfe . Seit einiger Zeit haben sie jedoch angefangen sich zu bessern und dem Ackerbau zu widmen . 
Westlich von der „ großcn Nemaha - Reservation " liegt an beiden Usern des Big - Blne - Flnsses diejenige der Otoes ( Otus ) und der von den Missouries abgefallenen Mis - sourias . Auch diese beiden conföderirten Stämme haben in Folge von Krankheiten und anderen Uebeln innerhalb der letzten sechzehn Jahre um nahezu 600 Köpfe abgeuom - men . Ihre gegenwärtige Zahl beläuft sich auf 450 . 
Im Ganzen beträgt die Zahl sämmtlicher im Staate 
halbdvilisirten Indianern Nebraskas . 
Nebraska ansässigen Indianer gegen 7000 . Wenn ich mir erlaubte , dieselben in der Ueberschrist dieses Aufsatzes „ halb - civilisirt " zu nennen , fo geschah dieses nur in Ermangelung einer ihrem Standpunkte angemessenen Bezeichnung . Frei - lich sind bei einem großen Theil obiger Indianer Spuren eines Fortschrittes , folglich auch ein Verlassen ihres ursprüug - lichen Zustandes zu bemerken ; doch ist der zurückgelegte Weg nur mit dem ersten Schritte eines die Erde umreiseudeu Meeschen zu vergleichen . Es ist zwar gelungen , bei einigen Stämmen den Ackerbau uud die Schulen eiuzusühreu ; doch geschah dieses nicht etwa ans deren Verlangen , sondern mußte ihnen mit Gewalt aufgedrungen werden ; und so ist auch das bis jetzt erlangte Resultat , auf das sich mein „ halb - civilisirt " beschränkt , kaum von einer Bedeutung , also auch noch sehr weit von Cultur entfernt . Noch hente ist die Klei - dung , die Mahlzeit und die Wohnung des Indianers von derselben Beschaffenheit , wie sie vor einem halben Jahrtau - send war . Würde heute die kaukasische Race diesen Conti - nent verlassen , so würde schon nach hundert Jahren kaum uoch eine Spur von der ihnen aufgedruugeuen Civilisation zu siuden sein , und höchstens eine Sage , ähnlich derjenigen , welche Longsellow in seinem Gesang von Hiawatha so meister - Haft darstellte , vermöchte den Nachkommen das Andenken an die weißen Männer zu erhalten . 
Doch wird man nicht die kaukasische , sondern die ame - rikanische Race einst vergeblich auf diesem Conti - neute suchen , und wenn somit die spätere Geschichte ihren Schülern die früheren Bewohner Amerikas vorführt , wird denselben jener Gesang Longsellow's als ein Märchen aus alten Zeiten erscheinen . Was vor nahezu 150 Jahren der englische Bischof Berkeley verheißen , sehen wir sich allmälig erfüllen : „ " Westward the course of enipire takes its way " ; mit diesen Worten ans dem Banner schreitet die „ Civilisation " unaufhaltsam vorwärts , alles ihr Widerstre - beude dem Untergange weihend . So sehen wir auf den Trümmern des Barbarismus das neue Reich der Civilifa - tion entstehen . Wo einst der Indianer Wölfe , Bären und Büffel jagte , sehen wir den Farmer das Feld bebauen , oder den Bergmann nach den Schätzen der Erde graben ; und wo sich einst des Indianers Wigwam erhob , finden wir Städte , in denen Handel nnd Verkehr blüht . 
Freilich wäre es schicklich , die unleugbaren Rechte des Indianers in beschränktem Maße anzuerkennen , und da dessen Vermischung mit den Weißen einmal unmöglich ist , ihm wenigstens ein hinreichendes Areal zu geben , woselbst er in Ruhe leben könnte . Doch unaufhaltsam schreitet die Civili - sation vorwärts , den Indianer wie ein gehetztes Wild vor sich her und seinem Untergange entgegeutreibeud . Humaui - tätsrücksicht kennt diese kalte Politik nicht . Der Pionier des Westens weiß von keinen Rechten des Indianers , obschon er deren ihm gegenüber zu haben glaubt . Ermordet ein In - dianer einen Weißen , so wird der ganze Stamm , dem er an - gehört , zur Rechenschaft gezogen ; ermordet jedoch ein Weißer einen Indianer , fo ist kein Hahn , der danach kräht . — Nur durch die gänzliche Scheidung der amerikanischen von der kaukasischen Race könnte man ersterer einigermaßen gerecht werden , was indessen , wie wir bereits gesehen , „ nnmög - lich " ist . 
Nur uoch für eine kurze Zeit wird der Indianer nach seiner Verlegung nach dem „ großen Salzseebecken " , welche bereits als ein Act der Notwendigkeit betrachtet werden muß , vor seinem gänzlichen Untergange gesichert sein ; doch wol - len wir hoffen , daß ihm derselbe alsdann möglichst erleich - tert wird .
	        
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