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Full Text: Globus, 24.1873

252 Ein primitives N 
meu , um sie am Fortlaufen zu hindern , und schleppte sie nach dem Gesängniß . Jeder von ihnen wurde zu 10Dol - lars Strafe oder zu 5 Tage Brummen verdonnert . Nur 14 von der interessanten Gesellschaft zahlten die Strafe . Auf diese Weise wurden diverse chinesische Schlafquartiere überfallen uud 134 Zopfträger arretirt , von denen 113 das Sitzen mit freier Beköstigung dem Zahlen nebst entsprechen - der Freiheit vorgezogen haben . Auch 50 chinesische Frauen - zimmer haben Freiquartiere im Gesängniß erhalten . Bei diesen Razzias helfen die „ Reporters " der Zeitungen den Dienern der Gerechtigkeit mit lobenswerthem Eifer . Selbst - verständlich sind die Eigenthümer jener Schlafquartiere auch in Strafe gezogen worden und hat man unter anderen Erz - sündern den chinesischen Doctor Lo Ci Iah , vulgo Dr . Loucitat genannt , den Besitzer des berüchtigten „ Globe Hotel " , wo oft 2500 und mehr Chinesen logiren , zu 500 Dollars Strafe verdonnert . Seitdem werden im Globe Hotel die überzähligen Schlafgäste Nachts anf Bretter ge - schnallt und , je drei aus einem Fenster , in die frische Luft hinausgeschoben , und viele Hunderte haben Quartier auf den Dächern genommen ! 
Da die Stadtgefängnisse bereits alle mit Chinesen ge - füllt sind , welche das Sitzen der Geldstrafe entschieden vor - ziehen , und das Unterbringen der unerwünschten Gefangenen aus diese Weise offenbar bald unmöglich sein muß , so hat der weise Stadtrath ( board of Supervisors ) , um die Chinesen zum Zahlen zu bewegen , den klugen Einfall gehabt , eine Verordnung zu erlassen , wonach jedem , der ins Gesängniß wandert , das Haupthaar — aus Gesundheitsrücksichten ! — bis auf einen Zoll Länge abgeschnitten werden soll . Obgleich das Gesetz , um Gültigkeit zu erlangen , auf alle Clafsen , weiße , schwarze , braune und weizengelbe San Franciscaner , Anwendung finden muß , wird es doch besonders die letz - teren , auf welche es gemünzt ist , treffen . Der Zopf gilt , wie schon gesagt wurde , den Chinesen als ein notwendiger Appendix , um in den Himmel zu kommen , und sie zahlen lieber die Geldstrafe , als sich einstecken zu lassen und den Schmuck ihres Hauptes schmählich einzubüßen . Außer die - sen Verordnungen beabsichtigt man ein Gesetz zu erlassen , welches verbietet , Todte ohne polizeiliche Erlaubniß von den Leichenfeldern zu entfernen , was wieder die Chinefen , welche 
urvolk in Indien . 
die Gebeine ihrer Verstorbenen nach dem heiligen Reiche der Mitte zur Beerdigung senden , in ein Dilemma bringt . Man kann sich den Schrecken unter den Asiaten vorstellen , als es hieß , daß der Zopf in Gefahr sei und ihre Knochen hinfort wahrscheinlich im Barbarenlande statt im geliebten China verfaulen müßten ! — Eine den Waschleuten , welche keine Wagen besitzen , aufgelegte schwere Taxe hat ebenfalls ein Wehgefchrei unter den Johns erregt , und eine andere Verordnung , wonach chinesischen Jntelligenzbüreans keine Licenz mehr ertheilt werden darf , untergräbt ihre geheime Arbeitsorganisation . Die Zopf - und die Wafchtaxeverord - nungen sind jedoch vom Mayor der Stadt San Francisco mit dem Veto belegt worden ; der Stadtrath wird sich jedoch schwerlich damit zufrieden stellen , sondern aller Wahrschein - lichkeit nach jene Gesetze mit Zweidrittelmajorität gegen das Veto zur Gültigkeit bringen . 
Außer durch die genannten städtischen Verordnungen wird den Mongolen auf Privatwegen zu Leibe gerückt . Eiu Anti - Chinesen - Arbeiterverein zählt bereits gegen 8000 Mitglieder , und es circulirt eine mit vielen tausend Unter - schristen bedeckte Adresse der „ People Protective Alliance " in der Stadt und im Lande , worin alle guten Bürger auf - gefordert werden , keine Chinesen mehr im Dienst zu halten , keine von ihnen sabricirten Cigarren zu rauchen : c . Die weitverzweigte „ Grocers Protective Union " hat Beschlüsse gefaßt , wonach keinem Mitglieds des Vereins erlaubt ist , Waaren zu kaufen , welche durch chinesische Arbeit fabricirt sind , und keiner , der zum Bund gehört , Handelsleute , die Chinesen in irgend einer Weise beschäftigen , patronisiren darf und sofort ausgestoßen wird , wenn er selbst Chinesen in seinem Hause Arbeit giebt . Die großen Schuh - und Stiefelfabriken haben bereits ihre chinesischen Arbeiter ent - lassen und stellen Knaben und Mädchen an , die Fleischer beschäftigen gar keine Chinesen mehr . Sogar die Namen der Hausbesitzer , welche Wohnungen an Chinesen vermiethen , sind zu ihrer Schande in den Zeitungen veröffentlicht den . Die chinesischen Theater sind jetzt geschlossen , weil kein bezopftes Publicum aus Mangel an Kleingeld mehr hingeht , und die Thüren der Lasterhöhlen werden aus Furcht vor der Polizei , welche auf die Sünderinnen mit einer wahren Wuth fahndet , geschlossen gehalten . 
Ein primitives Nl 
Die D s S 
Im Verlaufe der letztverflossenen Jahre haben wir manche werthvolle Kunde über viele Völkerschaften Ostindiens erhalten . Das ganze Land im Süden des Himalaya und in diesem weit von Osten nach Westen sich erstreckenden Hoch - gebirge ist recht eigentlich eine ethnologische Muster - karte , die eine überaus große Menge verschiedener und bunter Bilder darbietet . Dasür liefert wieder ein Werk des Ober - sten Dalton den Beweis . In feiner Descriptive Ethno - logy of Bengal , die vor wenigen Monaten in Calcutta ge - druckt , aber leider nicht in den Buchhandel gekommen ist , wirft er helles Licht auf manche Stämme , die bisher nur sehr mangelhaft bekannt waren . Die Regierung von Bengalen hatte ihre Beamten angewiesen , sorgfältige Erkundigungen über die Bewohner ihrer Verwaltuugskreise einzuziehen und schickte Photographen auch in die Wildnisse von Assam , 
tnrvolk in Indien . 
u a n g a s . 
Mannipur und Kattack , nach deren Bildern die Lithographien in Dalton's Buche angesertigt worden sind . 
Im Texte nimmt Dalton vier besondere Schichten für die Ethnologie Indiens an . Die Kolastämme ; sie kamen , ihm zufolge , aus dem Nordosten . 2 . Die Draviden ( mit den Ghonds zc . ) ; sie kamen aus dem Nordwesten und drangen in den Süden vor . 3 . Ihnen folgten die „ Skythen " ; aus der Vermischung ihrer Sprache mit dem Sanskrit entstand das Prakrit , die Mundart Nordindiens . 4 . Die arischen Einwanderer . Wir lassen dahingestellt sein , ob diese An - nähme genau zutrifft . Die Skythen und die Arier behau - delt Dalton nur kurz , weil wir über diese genaue Kunde haben , er giebt aber manche Nachrichten über die Kaste , über die Hirten - und ackerbautreibenden Völker , welche in Bengalen einen Uebergang zwischen den arischen und nicht -
	        
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