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des Siogunates , dem seit 1854 irrthümlich der NnmeTaikunat beigelegt wird .
Wir erwähnten neulich ( „ Globus " XXIV , S . 112 ) , daß in einem Tempel zu Aeddo ein „ Seeteufel " zur Schau aus - gestellt worden sei , und gaben eine Beschreibung desselben nach der „ Japan Gazette " . Wir sügten unsererseits bei : „ Hosfent - lich giebt ein Naturforscher eine Beschreibung desselben . " Wir dachten dabei an Dr . Hilgendorf , der in den letzten Tagen des Decembers Dresden verließ und sich seit Ende Februars in Japan befindet . Jetzt finden wir in den „ Mittheilungen " , daß er das Thier untersucht und beschrieben hat . Es ist der große japanische Dintensisch , Ommastrephes ; die Körpermaße fand er fehr beträchtlich . Er fand ihn fo : die Kiementafche war auf der Bauchseite aufgeschlitzt , der Eingeweidesack entfernt , der Kopf ebenfalls ausgenommen , dessen Haut aufgeschnitten und von der Körperhaut getrennt ; die Arme waren mehr oder weniger geschädigt , die beiden Fangarme in der Mitte schnitten , die sämmtlichen knorpeligen Theile herausgelöst . Den so präparirten oder vielmehr verstümmelten Körper hatte man mit Salz eingerieben , halb getrocknet und auf einem Gestelle flach ausgebreitet . Dr . Hilgendorf fchildert dann das fystema - tifche Verhalten , auf das wir nicht eingehen . Von der hintern Spitze bis zum vordern Mantelrande wurden , auf der Rückseite , 186 Eentimeter gemessen , die Entfernung von letztem bis zum Munde wird noch weitere 40 Eentimeter betragen haben . Der längste der acht Arme maß 197 Eentimeter . Da die Arme etwa 10 Eentimeter hinter dem Munde ihren Ursprung nehmen , so berechnet sich die größte Längenausdehnung des Thieres von seiner hintersten Spitze bis zum Vorderende des ausgestreckten Armes auf 414 Eentimeter . Wären die beiden Fangarme voll - ständig gewesen , so dürfte diese Zahl auf 600 Eentimeter ge - stiegen sein . Breite des aufgeschnittenen Mantels , d . h . Um - fang des Thieres , 130 Eentimeter : c . Der Durchmesser eines Hornringes in den Saugnäpfen , an der Basis gemessen , 1 , 5 Eentimeter ; Zahl der Zähne 37 , Höhe derselben 0 , 7 Milli - meter . — Herr Hilgendorf bringt dann noch einige gut ver - bürgte neuere Angaben über riesige Dintenfische , auch über den , welchen Eapitän Bowyer bei Teneriffa traf ; die Körper - länge desselben wurde auf 13 , die Armlänge auf 5 bis 6 Fuß geschätzt . Der in $eddo ausgestellte wurde gefangen an der Oftküste von Nippon , zwischen 35° und 36° N .
Das Maiheft der „ Mittheilungen " enthält ferner einen Aufsatz über die Herstellung zweier Kaisergräber ; — einen richt über die Ausbrüche des Vulcans Aso dsan im December 1872 ; sie dauerten bis in den März und waren mit Erdstößen begleitet . — Dr . Eochius schildert ein eigentümliches leuchten ; — Dr . Hoffmann handelt über die Heilkunde in Japan und japanische Aerzte .
Nachrichten von der „ Polaris " .
Der Dampfer „ Tigreß " , welcher bekanntlich die „ Po - laris " im Eismeer aufsuchen soll , ist am 14 . Juli von Brooklyn aus in See gegangen und hat zu Ende des Monats den Hasen von St . Johns aus Neufundland verlassen . Die Eskimos werden auf der Disco - Jnfel . Nordgrönland , bis auf einen , Joseph , der geläufig Englisch spricht , zurückgelassen . Tyson und Ehipman haben als Eismeister zu sungiren . Beide haben über den vielgenannten Segelmeister Buddington noch manche unerbauliche Dinge erzählt , und da dieser Mann notorisch brutal und ein Trunkenbold war , so erscheint es seltsam , daß Hall ihn mitnahm und die Washingtoner Regierung ihm erlaubte , an
Erdtheilen .
der Expedition sich zu betheiligen . Ehipman ist vor 1870 nicht weniger als fünfzehn Jahre hinter einander im Eismeere gewesen . Im Jahre 1855 war er „ Bootsteuerer " auf einem Walfisch - fahrer , den Buddington befehligte ; das Schiff fror den Winter über ein und Buddington ergab sich dem Trünke , lag sast im - mer in seiner Eajüte , ließ aber dann und wann ein Faß Brannt - wein für das Schiffsvolk auflegen , das sich , wie man es nannte , einen guten Tag machen sollte . Bei einer solchen Gelegenheit trank Buddington sich voll und toll und in seiner heitern Laune gab er zwei Matrosen Befehl , Ehipman zu packen und über Bord in eine Stelle offenen Wassers zu werfen . Als die Ma - trofen zögerten , zog er seinen Revolver hervor , wiederholte nen Befehl und gab erst klein bei , als einer der Matrosen mit zerschmetterter Kinnlade auf Deck lag ; Ehipman hatte ihm bei feiner Abwehr einen Schlag mit der Handspeiche versetzt . Als Buddington am andern Tage nüchtern war , lachte er herzhast über den guten Witz von gestern . Das geschah an Bord des Schiffes „ Georgiana " , welches in jenem Winter 14 Matrosen an Schorbock verlor . — Indem wir die Musterrolle der „ Tigreß " überblicken , finden wir mehrere deutsche Namen , z . B . W . A . Mintzer , Ingenieur ; W . Wiedemann und Krieger , Ma - trosen ; G . Baumann , Zahlmeister .
Nachschrift . Als wir eben die Revision dieses Bogens lasen , erhielten wir am 19 . September die erfreuliche Kunde , daß Dr . Emil Bessels am 18 . d . M . wohlbehalten zu Peterhead in Schottland gelandet sei . Er schickte sofort ein Telegramm an Dr . A . Petermann nach Gotha . Das amerikanische Proviantschiff „ Juniata " , welches mit Kohlen und anderen Vorräthen nach Grönland bestimmt war , lief am 11 . September auf der Rückfahrt St . Johns auf Neufundland an und meldete , daß die „ Tigreß " auf der Littletoninfel im Smithsunde , 60 Seemeilen im Norden der Northum - berlandinsel , ein Lager der aus der „ Polaris " Zurück - gebliebenen gefunden habe ; schriftliche , dort von ihnen niedergelegte Nachrichten besagten , daß man — etwa sechs Wo - chen vor Ankunft der „ Tigreß " — dasselbe verlassen habe . Die „ Polaris " war zu Grunde gegangen . Da dieselbe bekanntlich keine Boote mehr an Bord hatte , so wissen wir bis jetzt nicht , wie die Leute sich gerettet haben oder wie sie sich Boote verfertig - ten . Ein Walfischfahrer , der Dampfer „ Aretic " , hat sie an Bord genommen und nach Peterhead gebracht . Ohne Zweifel erfahren wir unverweilt alles Nähere über das „ dunkle Drama " .
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— An den vielbesprochenen Wallfahrten zu den wunder - thätigen Marienbildern in Frankreich haben sich bis Ende August mehr als 300 , 000 Individuen betheiligt . „ So groß wäre also die Zahl derer , welche sich öffentlich als Fetischdiener nen und sich auf eine Linie mit den schwarzen afrikanischen Fetischverehrern stellen . Was ist aus dem Frankreich geworden , das sich so oft und so laut rühmte , an der Spitze der Eivilisa - tion einherzuschreiten ? Verhüllen wir unser Haupt und bestreuen wir dasselbe mit Asche . Ja , es ist weit , sehr weit mit uns ge - kommen und wir sinken immer tiefer . Ist noch Rettung mög - lich ? " Diefe Betrachtungen hat ein französisches Blatt an - gestellt .
— In dem Gefangenenhause von Neuyork , den sogenann - ten Tombs , faßen am 6 . August 381 Untersuchungsgefangene ; darunter nicht weniger als sechs zehn wegen Anklage auf
I Mord oder Todtschlag .
Inhalt : Aus dem russischen Reiche . ( Mit vier Abbildungen . ) — Die Eultursprachen und die Sprachherrschaft . Eine Skizze von Dr . Hermann Brünnl ) ofer in Aarau . VI . ( Schluß . ) — Ein Seebad im alten Indien . — Die Ehinesen in San Francisco . Ein Eulturbild aus dem sernen Westen . Von Theodor Kirchhoff . II . — Ein primitives Naturvolk in Indien . Die Dfchuangas . — Aus allen Erdtheilen : Neu - Guinea . — Aus Südafrika . — Wissenschaftliche Thätigkeit der Deutschen in Japan . — Nachrichten von der „ Polaris " . — ( Schluß der Redaction 19 . September . )
Herausgegeben von Karl Andree in Dresden . — Für die Redaction verantwortlich : H . Vieweg in Braunschweig . Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn in Vraunschweig .