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Full Text: Globus, 27.1875

64 Aus allen 
nun Clubs in besonderen Häusern und dort wird unmäßig ge - trunken . Die Branntweinflasche steht jetzt im Familienzimmer ; man kauft Rum : c . in halben und ganzen Ankern und trinkt im Beisein der Kinder . Durch das Gesetz sind diese Getränke vertheuert worden und die Folge ist , daß sie mit giftigen Zu - sätzen verfälscht werden . Aerztlichen Ermittelungen zufolge ha - ben sich die Fälle von Säuferwahnsinn gegen früher v er vi er - facht . „ Ein Mann , der vier Zoll von in Maine gebranntem Whiskey im Magen hat , ist eben fo gefährlich wie ein des Thier . " 
— Die Adventisten in Nordamerika sind eine der un - zähligen Secten , welchen der Kopf durch Verse des Alten ments verdreht worden ist . Sie haben sich auf den „ Unter - gang der Welt " vorbereitet , welcher demnächst stattfinden wird . Zwar sind die Prophezeiungen des Tages , welchen Jehova da - für anberaumt haben foll , bisher nicht eingetroffen , aber der Glaube macht stark . Ein „ prominenter " ( — in den ten Staaten ist wo möglich Jedermann „ hervorragend " — ) Adventift zu Omaha in Nebraska hatte die Offenbarung , daß das große Ereigniß am 20 . November 1874 stattfinden werde . Als prominenter Mann wollte er dasselbe nicht im flachen Lande abwarten , sondern er ist auf einen hohen Berg in den Felfen - gebirgen gegangen , wo er , angethan mit dem weißen Kleide der Unschuld , volle 24 Stunden bei Frost und Schnee gewartet hat . Die Welt blieb stehen und der „ Aeltefte , Vater Grant " ist fehr mißvergnügt nach Omaha zurückgekehrt . Er möchte eine Klage vor Gericht gegen Jehova anstellen , der ihn getäuscht habe ! 
— In wissenschaftlichen Kreisen in Auckland aus Neuseeland macht folgende Entdeckung viel Aufsehen : Man fand bei einer tiefen Ausgrabung auf dem Barrack Hill den Baumstamm eines Ti - Baumes , der augenscheinlich nach der Schichtung der Erdlagen , die ihn bedeckten , viele Jahrhunderte dort vergraben gewesen sein muß . Dieser Stamm ist ersichtlich durch Instrumente gefällt worden und zeigt fernere Spuren der Arbeit vonMen - fchenhand . Im Institute ist darüber eine Abhandlung gelesen worden , welche sich dafür entschied , daß der Baum von schen gefällt worden sei . ' Es geht daraus hervor , daß die Sage der Maoris , daß sie bei ihrer Einwanderung von Hawaii auf die Nordinsel eine daselbst wohnende Menschenrace gesunden haben , bestätigt wird . 
— In der Provinz Buenos Ayres ist jüngst im Be - zirke Arreeife eine Zählung des Viehstandes vorgenommen wor - den . Der Flächenraum beträgt 67 Quadratleguas , die völkerung 4954 Köpfe auf 73 Landgütern ( Estancias ) und 158 Chacras , d . h . kleineren Gehöften . Auf denfelben zählte man 123 , 800 Häupter Rindvieh , 22 , 900 Stuten , 7400 zahme Pferde und mehr als eine Million Schafe . 
— Aus Japan kommen bekanntlich Cartons mit Sjeidenraupeneiern in Menge nach Frankreich und Italien . Aber am 9 . und 10 . October 1874 sind nicht weniger als 56 , 420 solcher Cartons verbrannt , damit der Preis nicht niedriger werde . Japanische Kaufleute hatten den ganzen Vorrath gekauft , damit nicht die italienischen Händler denselben in ihre Hände bekämen . 
— Zu Jedo in Japan erscheinen gegenwärtig 18 Zei - tungen und Zeitschristen . Unter den ersteren hat „ Nischin chinjischi " die größte Verbreitung mit etwa 1500 Abonnenten ; „ Tokio nischinischi Schinbum " hat deren 800 und „ Schim - bansaschi " eben so viele . 
— Australische Anthropophagen . Der „ Croktown Courier " meldet , daß die Schwarzen im Gregory Gully einen weißen Mann gespeert , dann am Feuer gebraten und verzehrt 
Erdtheilen . 
haben . Der Mann war jung und wohlbeleibt . Die Wilden , welchen sein Fleisch wohl geschmeckt hatte , fingen bald nachher einen andern Goldgräber ein und erschlugen ihn ; der aber war sehr mager und aus Verdruß darüber wurde er von den schwar - zen Menschen und Brüdern ( es lebe die Gleichheit ! ) ganz und gar verstümmelt . Er war nicht würdig von unseren Brüdern verzehrt zu werden . 
— Im Territorium Montana haben die Verbrecher gute Zeit . Der Gouverneur desselben hat im Monat November 1874 nicht weniger als zwei Drittel der Insassen des Zucht - Hauses begnadigt ! In den Vereinigten Staaten wird über - Haupt mit dem Begnadigungsrecht arger Unfug getrieben . 
— Die nachfolgende Schilderung aus dem Thierleben Australiens ist nicht ohne Interesse . In einem Queensländer Blatte macht ein Augenzeuge folgenden Kampf von Habich - ten gegen ein junges Kängeruh bekannt , den er vor Kur - zem auf den Downs beobachtete . Er bemerkte plötzlich mehrere Habichte , die auf einem Baume saßen und von demselben Pfeil - schnell zur Erde niederschossen , sich dann aber wieder erhoben . Er schritt vorsichtig näher und sah ein junges , etwa neun Mo - nate altes Kängeruh , das auf der Erde hockte und auf welches es die großen Habichte abgesehen hatten . Uni dasselbe herum saßen sechs Habichte auf dem Boden und machten ab und zu den Versuch , mit den Schnäbeln nach ihm zu hacken . Die übri - gen sechs , welche auf dem Baume faßen , fchossen , einer nach dem andern , auf das Kängeruh nieder , flogen in einem Bogen an ihm vorbei und schlugen es mit den Flügeln ; keiner indeß stürzte sich auf die Beute und es war deutlich ihre Absicht , das Thier fortzujagen . Sowie das Kängeruh zu hüpfen begann , waren sie sofort alle in Thätigkeit hinter ihm her , schlugen es mit den Flügeln und hackten nach ihm mit den Schnäbeln ohne ihm dadurch einen ernsten Schaden zu thun . Das geüngftigte Thier mochte sich wenden , wohin es wollte , die wilde Jagd war um es und benutzte jeden Augenblick , es zu bekämpfen . Jetzt suchte es Schutz unter dem Stamm eines Baumes , und deckte so seinen Rücken . Sogleich nahm die Hälfte der Feinde Platz auf dem Boden rund um , die andere Hälfte fetzte sich auf dem Baume und der Kampf begann wie vorhin . Der Beobachter ging jetzt eben - falls näher nach dem Baume , unter den sich das Kängeruh flüchtet hatte i hierbei mußte er über einen freien Platz gehen und wurde von den Habichten bemerkt . Sogleich erfolgte ein pfeifendes Geschrei , die Habichte aus dem Baume flogen auf , nä - Herten sich dem Standorte des Beobachters und umkreisten ihn in der Lust in kleineren und größeren Bogen . Unglaublich rasch fand sich aus der Umgegend eine große Zahl von Habich - ten ein , die sich beim Kreisen betheiligten . Er kehrte sich daran nicht und näherte sich dem Kängeruh , das ganz betäubt zu sein schien und ihn , ohne etwas davon zu merken , auf drei Schritt herankommen ließ ; dann kam es zur Besinnung , schreckte zusam - men und hüpfte mit großen Sprüngen davon . Kaum war es etwa 50 Schritt weit entfernt , als die Habichte herbeistürzten und aufs Neue die Jagd ganz in der vorhin geschilderten Weise begannen . Vielleicht nur 100 Schritte flüchtete das Thier , dann suchte es wiederum Schutz unter einem Baume , und der Beobachter bemerkte , wie die Angriffe immer lebhafter wurden . Er konnte das kaum zweifelhafte Ende des Kampfes nicht ab - warten , glaubte sich aber überzeugt zu haben , daß die Absicht der angreifenden Vögel die war , ihre Beute zu ermüden , zu be - täuben und sich dann erst mit Schnabel und Klaue auf sie zu werfen und ihr den Garaus zu machen , wenn sie ermattet und hülflos niedersinkt . 
Inhalt : Die verschiedenen Völker in Siebenbürgen . II . ( Mit drei Abbildungen . ) — Phönicisch - amerikanische Phan - tasten . ( Mit süns Abbildungen . ) — Fortschritt in Aegypten . — Osaka in Japan . — Fortdauer des Sklavenhandels in Ost - asrika . — Aus allen Erdtheilen : Oberst Browne's Expedition nach Wnnan . — Eine isländische Kolonie auf der Insel Ka - diak . — Ostasiatische Staaten . — Aus dem russischen Reiche . — Verschiedenes . — ( Schluß der Redaction 14 . Januar 1875 . ) 
Herausgegeben von Karl Andree in Dresden . — Für die Redaction verantwortlich : H . Vieweg in Vrannschweig . Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn in Vraunschwcig .
	        
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